„Die Bewältigung der Corona Pandemie verlangt den professionell Pflegenden übermenschliche Arbeitsleistungen ab, die weit über das Limit dessen gehen, was normal ist. Hierauf müssen alle Verantwortlichen und insbesondere die Politik rasch und konsequent reagieren. Der Sommer wurde nicht ausreichend genutzt, sich auf die Bewältigung der zweiten Welle der Corona-Pandemie vorzubereiten.
Völlig verfehlt und absolut indiskutabel ist das, was gerade in Niedersachsen passiert. Hier wird per Verfügung das Arbeitszeitgesetz ausgehöhlt und Pflegende können ab sofort mit bis zu 60 Stunden Arbeitszeit pro Woche belastet werden. Anstatt die seit langem bekannten Probleme in der Pflege-Personalausstattung anzugehen, sollen jetzt die professionell Pflegenden mit ihrem Rücken herhalten. Das ist politisch schäbig. In dieselbe Kerbe schlägt die Entscheidung, dass infizierte, symptomfreie Pflegende in Zukunft arbeiten sollen! Die professionell Pflegenden brauchen einen Arbeits- und Gesundheitsschutz, der seinen Namen verdient.
Es fehlt ein klares Konzept, wie Pflegefachpersonen in Krisensituationen sinnvoll eingesetzt werden können. Nicht zu Ende gedacht ist, wie die Teststrategie in den Pflegeheimen umgesetzt werden kann, genauso wie ein erneutes Aussetzen von Personaluntergrenzen im Krankenhaus.
Was grundsätzlich fehlt, ist eine ausreichende Ausstattung mit Pflegefachpersonen, die am Pflegebedarf ausgerichtet ist. Dem Bundesgesundheitsministerium liegt seit Januar 2020 für den Krankenhausbereich ein guter Vorschlag des Deutschen Pflegerats, der Deutschen Krankenhausgesellschaft sowie der Gewerkschaft ver.di für eine sinnvolle Personalbemessung vor. Auch das vorgelegte Personalbemessungsverfahren für Pflegeheime benötigt eine kraftvollere Roadmap, als dies aktuell erkennbar ist. Das muss alles spätestens 2021 geregelt werden!
Die Verantwortlichen müssen endlich beginnen, auf die Expertise der Profession Pflege zu vertrauen, sie an Entscheidungen gleichberechtigt zu beteiligen und deren wertvolles Know-how aufzugreifen. Deutlich wird dies auch in der Beratung des Bundesgesundheitsministeriums zur Corona-Pandemie. Hier fehlt die Vertretung der Pflegeberufe. In Zeiten der Krise und darüber hinaus ist dies ein No-Go! Wenn man sich nur eines wünschen dürfte aus der hoffentlich zu bewältigenden Corona-Pandemie, dann ist es die Einbindung der Profession Pflege an erster Stelle und nicht dann, wenn es wieder einmal zu spät ist.
Der Deutsche Pflegerat fordert alle Bürgerinnen und Bürger auf, die jetzt verhängten Maßnahmen zur Begrenzung der Ausbreitung der Pandemie zu beachten. Das ist ein essenzieller Beitrag zur Reduzierung der Belastung aller Gesundheitsberufe.“
Der Deutsche Pflegerat e.V. wurde 1998 gegründet, um die Positionen der Pflegeorganisationen einheitlich darzustellen und deren politische Arbeit zu koordinieren. Darüber hinaus fördert der Zusammenschluss aus 16 Verbänden die berufliche Selbstverwaltung. Als Bundesarbeitsgemeinschaft des Pflege- und Hebammenwesens und Partner der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen vertritt der Deutsche Pflegerat heute die insgesamt 1,2 Millionen Beschäftigten der Pflege. Über die berufliche Interessensvertretung hinaus ist der Einsatz für eine nachhaltige, qualitätsorientierte Versorgung der Bevölkerung oberstes Anliegen des Deutschen Pflegerats.
Präsident des Deutschen Pflegerats ist Dr. h.c. Franz Wagner. Vize-Präsidentinnen sind Irene Maier und Christine Vogler.
Mitgliedsverbände:
Arbeitsgemeinschaft christlicher Schwesternverbände und Pflegeorganisationen e.V. (ADS); AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen e.V. (AVG); Bundesverband Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe e.V. (BLGS); Bundesverband Geriatrie e.V. (BVG); Bundesverband Pflegemanagement e.V.; Deutscher Hebammenverband e.V. (DHV); Berufsverband Kinderkrankenpflege Deutschland e.V. (BeKD); Bundesfachvereinigung Leitender Krankenpflegepersonen der Psychiatrie e.V. (BFLK); Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e.V. (DBfK); Deutsche Gesellschaft für Endoskopiefachberufe e.V. (DEGEA); Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste e.V. (DGF); Deutscher Pflegeverband e.V. (DPV); Katholischer Pflegeverband e.V.; Verband der Schwesternschaften vom Deutschen Roten Kreuz e.V. (VdS); Verband für Anthroposophische Pflege e.V. (VfAP) und Verband der Pflegedirektorinnen und Pflegedirektoren der Universitätsklinika e.V. Deutschland (VPU).
Deutscher Pflegerat e.V. – DPR
Alt-Moabit 91
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Telefon: +49 (30) 39877303
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