Die Markteinkommen der Haushalte sind in der Krise pro Person und Monat um durchschnittlich 107 Euro gesunken – dazu zählen die Erwerbseinkommen aus abhängiger und selbstständiger Arbeit, aber auch Kapitaleinkommen und der Nettomietvorteil bei selbst genutzten Immobilien. Das verfügbare Einkommen – also jenes nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben, ergänzt um staatliche Transfers – hat sich dagegen nur um zwölf Euro reduziert. Die Haushalte in den beiden niedrigsten Einkommenszehnteln haben in der Krise sogar etwas mehr Geld als im Vorjahr.
Reformen zum Jahreswechsel 2019/2020 helfen zusätzlich
Das liegt zum einen an den Anti-Krisen-Maßnahmen der Politik – wie beispielsweise dem einmalig ausgezahlten Kinderbonus oder der Erhöhung des Steuerfreibetrags für Alleinerziehende. Aber auch sozialpolitische Änderungen, die bereits zum vergangenen Jahreswechsel wirksam wurden, stützen die Haushalte: Die Regelsätze zur Grundsicherung sind höher und beim Wohngeld und Kinderzuschlag gibt es mehr Leistungen.
Gini-Koeffizient deutet auf weniger Ungleichheit hin
Auch das Kurzarbeitergeld hat dazu beigetragen, dass sich die Ungleichheit bei den verfügbaren Einkommen trotz Pandemie und erstem Lockdown nicht erhöht hat. Tatsächlich scheint eher das Gegenteil der Fall zu sein, wie das IW anhand des Gini-Koeffizienten zeigt. Das Verteilungsmaß kann einen Wert zwischen 0 und 1 annehmen. Je höher es liegt, desto ungleicher ist Einkommen verteilt. Im Jahr 2020 lag der Koeffizient für die verfügbaren Einkommen nach Schätzungen der Simulationsstudie bei 0,289, zwei Jahre zuvor betrug er noch 0,293.
Ohne sozialstaatlichen Eingriff wäre Ungleichheit gestiegen
Anders sieht es bei den bedarfsgewichteten Markteinkommen aus: Hier ist der Gini-Koeffizient von 0,511 im Jahr 2018 auf 0,525 im Jahr 2020 gestiegen. "Ohne die staatlichen Maßnahmen hätten wir eine größere Ungleichheit als vor der Krise", erläutert Studienkoautor Maximilian Stockhausen. Entsprechend sinnvoll sei es, dass die Regierung auch in den nächsten Monaten nicht nachlasse, Firmen und Bürger zu unterstützen – so passgenau wie möglich, um unnötige Schulden und Fehlanreize zu vermeiden.
Für die Studie hat das Institut der deutschen Wirtschaft im August über 1.200 Personen zu ihren Einkommensänderungen durch die Corona-Pandemie befragt. Die Ergebnisse wurden mit Haushaltsbefragungsdaten des Sozio-oekonomischen Panels kombiniert. Mithilfe des Mikrosimulationsmodells IW-STATS wurden Steuern, Abgaben und Transferleistungen berechnet und die Verteilung der verfügbaren Einkommen unter Einbezug temporärer Corona-Hilfen ermittelt.
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