„Fahrerproblematik droht Entsorgungswirtschaft auszubremsen“

Die mittelständische Entsorgungsbranche will in diesem Jahr Gas geben. Das ergab eine Umfrage des bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung unter den rund 950 Mitgliedsunternehmen.

Die Umfrage des bvse drehte sich um die Fahrerpersonalsituation in der Branche und wurde Ende des letzten Jahres durchgeführt. Hierbei fiel besonders auf, dass 50 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen angaben, zukünftig die Zahl der Lkw-Fahrer zu erhöhen. 42 Prozent wollen ihren Fahrerbestand stabil halten. Lediglich sechs Prozent der bvse-Mitgliedsunternehmen wollen die Anzahl ihrer Lkw-Fahrer reduzieren oder den eigenen Fuhrpark aufgeben (zwei Prozent).

"Das macht deutlich, dass die Unternehmen trotz Corona-Krise positiv in die Zukunft blicken. Mehr Fahrer bedeuten auch mehr Investition in Fahrzeuge und Anlagen. Die Sekundärrohstoff- und Recyclingbranche ist und bleibt eine Zukunftsbranche", erklärte dazu bvse-Hauptgeschäftsführer Eric Rehbock.

Die Zahlen der Umfrage weisen zudem auf die Wachstumspotenziale der Branche hin. Sammlung, Aufbereitung und der Handel von und mit Sekundärrohstoffen stehen dabei im Zentrum der Geschäftsaktivitäten des Branchenmittelstandes, das zeigt sich daran, dass die bvse-Mitgliedsunternehmen zu 84 % Sammelfahrzeuge mit Absetz- und Abrollcontainern und zu 72 % Kipper-Lkw sowie Sattelzüge inklusive Großraum- und/oder Schubbodenauflieger einsetzen. Nur 46 % der Unternehmen verfügen auch über Pressmüllfahrzeuge, die vor allem in der Sammlung haushaltsnaher Abfälle eingesetzt werden

"Nach unserer Einschätzung gehen die Unternehmen davon aus, dass es einen stabilen und in den nächsten Jahren auch wachsenden Einsatz von Sekundärrohstoffen beziehungsweise Recyclingprodukten in der Wirtschaft geben wird. Die Politik ist hier aufgerufen, diese Erwartungen, die ja auch mit Investitionen verknüpft sind, nicht zu enttäuschen", betonte Rehbock.

Allerdings zeigt die bvse-Umfrage die Probleme der Branche deutlich auf, denn 52 % der Unternehmen berichten über Probleme, Auszubildende für den Beruf des Kraftfahrers zu finden. 80 % der Unternehmen fällt es schwer, Mitarbeiter zu gewinnen, die eine gültige Berufskraftfahrerqualifikation haben.

"Der Markt ist abgegrast", so das Fazit von Rehbock und betont, dass dies nicht mit der mangelnden Bereitschaft der Unternehmen zu tun hat, ausländische Fahrer anzustellen. Voraussetzung für eine Einstellung sei jedoch, dass die in Frage kommenden Fahrerinnen und Fahrer neben der notwendigen Berufsqualifikation auch über ausreichende deutsche Sprachkenntnisse verfügen, die in der reibungslosen Zusammenarbeit innerhalb der Logistikkette einfach erforderlich ist. Das aber scheint eine hohe Hürde zu sein, denn 75 % der Unternehmen geben an, dass es sich problematisch gestaltet, Fahrer mit ausreichenden deutschen Sprachkenntnissen zu finden.

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