Der deutsche Überschuss sank 2020 um 13 Milliarden US-Dollar. „Hinter dieser Fassade der Stabilität gab es zwei starke Verschiebungen, die sich fast ausglichen“, fügt Grimme hinzu. Die traditionell großen Überschüsse beim deutschen Warenhandel fielen um 34 Milliarden US-Dollar. Die Nachfrage nach deutschen Gütern ging vor allem in den europäischen Ländern zurück, aber auch in den USA und in Asien. Gleichzeitig reisten die Deutschen weniger ins Ausland. Deshalb fiel das deutsche Dienstleistungsdefizit um 22 Milliarden US-Dollar. Es war seit Beginn der Statistik im Jahre 1971 noch nie so gering.
Dagegen sind die USA traditionell das Land mit dem größten Leistungsbilanz-Defizit. Im Jahr 2020 erhöhte es sich um 155 Milliarden auf 635 Milliarden US-Dollar oder 3,1 Prozent seiner Jahreswirtschaftsleistung. Das US-Defizit war seit 2008 nicht mehr so hoch. Hinter den USA folgten das Vereinigte Königreich mit einem Defizit von 91 Milliarden US-Dollar (3,6 Prozent) und Frankreich mit 64 Milliarden US-Dollar (2,9 Prozent).
Die chinesischen Exporteure profitierten im besonderen Maße von der Nachfrage nach Gütern im Zusammenhang mit der Pandemie. Sie verkauften mehr elektronische Ausrüstungen wie Datenverarbeitungsgeräte, als Folge der verstärkten Arbeit von zu Hause. Außerdem stieg die chinesische Ausfuhr von Mund-Nasen-Masken kräftig.
Bei den USA dagegen sackten 2020 die Netto-Warenexporte um über 40 Milliarden US-Dollar gegenüber dem Jahr 2019. Die für die USA üblichen Dienstleistungsüberschüsse schrumpften sogar um über 55 Milliarden US-Dollar, denn die Zahl der ausländischen Touristen in den USA schrumpfte drastisch. Auch die traditionellen Überschüsse bei den Erträgen aus Auslandsvermögen fielen um 50 Milliarden US-Dollar. US-Amerikaner verdienten deutlich weniger an Wertpapieren im Ausland und die Einnahmen aus ausländischen Direktinvestitionen gingen kräftig zurück.
Aufsatz: „Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die globalen Leistungsbilanzsalden“ von Christian Grimme in: ifo Schnelldienst 2/2021
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