Die Berichte über die Vorgänge um Professor Dr. med. Cullen, ehrenamtlicher Vorsitzender des Vereins „Ärzte für das Leben e.V.“, lösen Empörung und Entsetzen aus. Wer die gegen Cullen erhobenen Vorwürfe anhand der vom AStA Münster ins Feld geführten Quellen überprüft, kann nur den Kopf schütteln über so viel Dreistigkeit. Da stellt eine Gruppe angehender Akademiker und Akademikerinnen unter dem Vorwand, man mache sich um Wissenschaftlichkeit und Fairness an der Uni Sorgen, Behauptungen ins Netz, die unwissenschaftlich, unredlich und unhaltbar sind.
Abtreibungen – die Tötung ungeborener Menschen im Mutterleib – sind nach deutschem Recht rechtswidrige Handlungen, die unter bestimmten Voraussetzungen lediglich straffrei gestellt werden. Einem Arzt, der das Wohl aller seiner Patienten in Blick haben muss, zum Vorwurf zu machen, sein diesbezügliches ehrenamtliches Engagement sei antifeministisch, ist absurd und lächerlich. Schließlich sind Frauen von Abtreibungen doppelt betroffen: Als handelnde Subjekte, die in Schwangerschaftskonflikten häufig von ihrem Umfeld allein gelassen und bisweilen gar zur Abtreibung gedrängt werden. Aber auch als Opfer: Rund die Hälfte der hierzulande abgetriebenen Kinder sind Mädchen. In anderen Teilen der Erde – in vielen Ländern Asiens oder Osteuropas – werden Mädchen sogar bevorzugt und gezielt abgetrieben. Wer wie Professor Cullen dagegen seine Stimme erhebt, kann unmöglich ein Antifeminist sein.
Die Vorgehensweise des AStA Münster grenzt an eine Rufmordkampagne und erinnert an die Cancel Culture in den USA und Kanada, der bereits 122 Professoren zum Opfer gefallen sind. Nun soll also offenbar auch hier ein Professor zu Fall gebracht werden, dessen moralische Überzeugungen nicht denen einiger Studierenden entspricht. Anders als Professor Cullen geben sie sich dabei jedoch nicht zu erkennen und verstecken sich feige hinter dem AStA und einer Gruppe namens „kritische Mediziner:innen“.
Statt offen ihre Überzeugungen zu vertreten und persönlich die Haftung für die Vorwürfe zu übernehmen, mit denen sie Professor Cullen überziehen, eröffnen sie – wie Heckenschützen aus sicherem Versteck – das Feuer auf ihr Opfer und starten eine Schmutzkampagne gegen einen Dozenten, der ihre politischen Ideologien nicht teilt und werfen ihm vor, in seinem außeruniversitären Engagement unwissenschaftliche Standpunkte zu vertreten.
In Wahrheit ist es genau umgekehrt: Das Leben von Menschen beginnt nach naturwissenschaftlichen Erkenntnissen mit der Verschmelzung von Ei und Samenzelle. Bei einer Abtreibung stirbt ein Mensch, dessen Herz bereits ab der fünften Schwangerschaftswoche schlägt. Wer Lehrende von der Universität jagen will, die sich auch außeruniversitär zu wissenschaftlichen Fakten bekennen, offenbart erheblichen Nachholbedarf beim Verständnis von Grundbegriffen der akademischen Lehre und der demokratischen Kultur und weckt große Zweifel an seiner eigenen Fähigkeit, ein Studium erfolgreich absolvieren und akzeptable Beiträge zur demokratischen Kultur des Landes leisten zu können.
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