Die Folgen der Covid-19-Pandemie haben sich auch auf das CarSharing in Deutschland ausgewirkt. Der allgemeine Rückgang der Mobilität während der beiden Lockdowns hat bei den CarSharing-Anbietern zu teilweise erheblichen Buchungs- und Umsatzrückgängen geführt. Dennoch kann die Branche eine insgesamt positive Bilanz ziehen. Laut der aktuellen Jahresstatistik des Bundesverbands CarSharing e.V. (bcs) konnten sowohl das stationsbasierte als auch das free-floating CarSharing im vergangenen Jahr mehr Nutzer*innen für sich gewinnen. Insgesamt stieg die Anzahl der Kund*innen auf 2.874.400, was einem Zuwachs von 25,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Der bcs wertet die weiter steigende Zahl der Kund*innen als Zeichen dafür, dass sich CarSharing in der Krise als multimodale Ergänzung zum öffentlichen Personenverkehr bewährt. Verbandsgeschäftsführer Gunnar Nehrke erklärt:
„Die Corona-Krise hat auch das CarSharing getroffen. Das Vertrauen der Nutzer*innen ist aber offensichtlich weiterhin hoch. Das CarSharing befindet sich damit in einer guten Ausgangslage, um ein starker Motor der Verkehrswende zu sein.“
Stabil zeigt sich die CarSharing-Branche im Hinblick auf die Zahl der Anbieter, den Fahrzeugbestand und die Zahl der Orte, in denen CarSharing verfügbar ist. Zum Jahresstart 2021 gab es 228 CarSharing-Anbieter (Unternehmen, Genossenschaften und Vereine) – im Vergleich zum Vorjahr bleibt ihre Zahl nahezu konstant. Gleiches gilt auch für die 855 Städte und Gemeinden, in denen CarSharing angeboten wird. Die Zahl der in Deutschland bereitgestellten CarSharing-Fahrzeuge stieg leicht auf jetzt 26.220. Das entspricht einem Plus von 3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Diese Zahlen belegen, dass die Corona-Krise bisher nicht zu einem Rückgang der CarSharing-Versorgung in Deutschland geführt hat, allerdings ist das Wachstum weitgehend ausgeblieben. Nehrke warnt:
"Wenn die Corona-Krise vorüber ist, werden der Klimawandel und die Verkehrswende weiterhin zentrale Herausforderungen sein, die wir lösen müssen. Hierfür spielt das CarSharing als Autobaustein im Umweltverbund eine wichtige Rolle. Handlungsbedarf besteht momentan vor allem für CarSharing-Standorte an der städtischen Peripherie, in kleineren Städten und im ländlichen Raum, die vielerorts von der Schließung bedroht sind. Damit die Corona-Krise das CarSharing-Angebot in Deutschland nicht langfristig schwächt und den weiteren Ausbau verlangsamt, ist die Politik jetzt gefordert.“
bcs fordert Nationales Entwicklungsprogramm CarSharing
Für den Umstieg vom privaten Pkw auf eine nachhaltige multimodale Mobilität hat das CarSharing eine Schlüsselposition. Deshalb fordert der bcs die Bundesregierung dazu auf, die CarSharing-Anbieter durch ein Nationales Entwicklungsprogramm zu unterstützen, das sich aus fünf Kernelementen zusammensetzt:
- Gezielten Förderung von CarSharing-Standorten an der städtischen Peripherie, in kleineren Städten und im ländlichen Raum,
- Unterstützung der Kommunen bei der Beschleunigung des Ausbaus von CarSharing-Stellplätzen im öffentlichen Raum,
- ein Förderprogramm „Ladeinfrastrukturen für CarSharing-Stellplätze an öffentlichen Straßen“,
- einen „Sharing-Zuschuss“ für private Haushalte – analog zur Förderung des privaten Autobesitzes durch die Umweltprämie für E-Autos sowie
- die schnelle Entwicklung eines digitalen Führerscheins, damit Bürgerinnen und Bürger leichter online ins CarSharing einsteigen können.
Details zur Jahresstatistik 2021 CarSharing-Orte: Die räumliche Expansion verlangsamt sich Pandemie-bedingt
CarSharing wird derzeit an 855 Orten in Deutschland angeboten. Diese im internationalen Vergleich herausragende räumliche Verbreitung des CarSharing wird vollständig von stationsbasierten CarSharing-Angeboten geleistet. Free-floating CarSharing wächst „auf bestehender Fläche“ in den großen Metropolregionen.
Während die Zahl der CarSharing-Orte im Vorjahr noch um 100 zunahm, kamen in 2020 nur 15 neue Orte hinzu. Dies verdeutlicht, dass die Expansionsgeschwindigkeit des stationsbasierten CarSharing während der Pandemie deutlich zurückgegangen ist. Tatsächlich stehen CarSharing-Standorte in der städtischen Peripherie, in kleinen und mittleren Städten sowie im ländlichen Raum während der Corona-Pandemie besonders unter wirtschaftlichem Druck und sind vielfach von Schließung bedroht. Das Mitte 2020 gestartete CarSharing-Förderprogramm des Landes Baden-Württemberg ist ein wichtiges Vorbild dafür, wie die CarSharing-Infrastruktur als Basis eines zukünftigen weiteren Ausbaus aktuell gestützt werden sollte.
Neukund*innen: Free-floating CarSharing wächst besonders dynamisch
Im Marktsegment „Free-floating CarSharing“ stieg die Zahl der Nutzer*innen im vergangenen Jahr um 36,1 Prozent auf jetzt 2.150.300. Da free-floating CarSharing vor allem in den Innenstädten der großen Metropolen angeboten wird, liegt die Vermutung nahe, dass dies dynamische Wachstum auch mit dem vorübergehenden Umstieg von Fahrgästen des ÖPNV auf das CarSharing zu tun hat. Hier erweist sich das CarSharing als Pandemie-sichere Ergänzung zum ÖPNV.
Verhaltener zeigt sich das Neukundenwachstum beim stationsbasierten CarSharing. Hier stieg die Zahl der Kund*innen im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent auf jetzt 724.100.
Kombinierte CarSharing-Systeme: Die Grenzen der Marktsegmente lösen sich auf
Weiterhin auf dem Vormarsch sind sogenannte „Kombinierte CarSharing-Systeme“, bei denen stationsbasierte und stationsungebundene Fahrzeuge vom selben Anbieter angeboten werden. Die Zahl der Orte mit einem solchen CarSharing-Angebot erhöhte sich 2020 von 14 auf jetzt 20. Die Grenzen zwischen den Marktsegmenten lösen sich damit zunehmend auf. Diese Entwicklung ist zu begrüßen, denn kombinierte Systeme haben eine dem stationsbasierten CarSharing vergleichbare, hohe verkehrsentlastende Wirkung.
Der Bundesverband CarSharing e.V. ist der Dachverband der deutschen CarSharing-Anbieter. Ziel des Verbandes und seiner Mitglieder ist es, den Autobestand und Autoverkehr zu vermindern und die Umweltbelastung durch den motorisierten Individualverkehr zu verringern. Der bcs fördert CarSharing als moderne Mobilitätsdienstleistung und strebt eine Vernetzung mit dem öffentlichen Nahverkehr an.
Weitere Informationen zum Thema CarSharing, zur verkehrsentlastenden Wirkung der Dienstleistung und zu den politischen Forderungen des bcs finden Sie auf www.carsharing.de
Bundesverband CarSharing e. V. (bcs)
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