Nationaler Umsetzungsentwurf für die EU-Agrarpolitik geht an Zielen vorbei

Am Montag hat Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner Eckpunkte dazu vorgestellt, wie sie die Gemeinsame Europäische Agrarpolitik (GAP) im Zeitraum 2023 bis 2027 auf nationaler Ebene umzusetzen gedenkt. Bioland kritisiert den vorgestellten Entwurf, der mehr ein „Weiter so“ als ein Aufbruch ist und fordert eine grundlegende Überarbeitung. Nur mit einem konsequenten Politikwechsel sind die Ziele des europäischen Green Deals im Umwelt- und Klimaschutz sowie die Flächenziele von EU, Bund und Ländern zum Ausbau des Ökolandbaus zu erreichen.

„Der als ‚Systemwechsel‘ vorgestellte Entwurf der Agrarministerin hat diesen Namen nicht verdient“, kommentiert Jan Plagge, Präsident von Bioland. „Er geht an den Herausforderungen beim Umwelt- und Klimaschutz vorbei. Wir fordern eine grundlegende Überarbeitung!“

Am Prinzip mit immensen Summen für pauschale flächenbezogene Direktzahlungen will Klöckner festgehalten und nur 20 Prozent dieser Zahlungen an Umweltmaßnahmen, den sogenannten Eco-Schemes, knüpfen. Zudem will die Ministerin die Mittelumschichtung von der ersten in die zweite Säule von derzeit sechs auf lediglich acht Prozent erhöhen. Auch das ist viel zu wenig, da aus der zweiten Säule die Agrarumweltmaßnahmen und der Zuwachs im Ökolandbau finanziert werden. „Die Bedarfe in den Bereichen Umwelt- und Klimaschutz, Ausbau des Ökolandbaus sowie Entwicklung der Natura-2000 Gebiete erfordern viel höhere Umschichtungsmittel“, so Plagge.

„Um den Umwelt- und Klimazielen gerecht zu werden, muss es in der GAP-Förderperiode 2023 bis 2027 einen hohen und dynamisch weiter ansteigenden Umschichtungssatz von der ersten in die zweite Säule sowie ein dynamisch wachsendes Budget für die Eco-Schemes innerhalb der ersten Säule geben. Dafür müssen die pauschale Direktzahlungen von 2023 bis 2027 kontinuierlich abgeschmolzen werden“, fordert Gerald Wehde, Geschäftsleiter Agrarpolitik bei Bioland und ergänzt: „Sie sind weitestgehend unwirksam und verhindern den ökologischen Umbau der Ernährungs- und Landwirtschaft, der dringend nötig ist, um unsere Lebensgrundlagen zu erhalten. Mit dem von Frau Klöckner vorgelegten Entwurf werden wir beim Erreichen der Öko-Flächenziele krachend scheitern.“

Finanzierungsbedarfe müssen sich an Öko-Flächenzielen orientieren

Damit es dazu nicht kommt, muss die Honorierung der Ökosystemleistungen des Biolandbaus weiterhin über die zweite Säule erfolgen. Die zusätzlichen Finanzierungsbedarfe der Öko-Flächenprämie müssen sich an den entsprechenden Flächenzielen der EU (25 % Ökolandbau bis 2030), des Bundes (20 % Ökolandbau bis 2030) und der Länder (z.B. Bayern: 25 % bis 2025 und 30 % bis 2030, Baden-Württemberg: 30 – 40 % bis 2030, Hessen: 25 % bis 2025, Niedersachsen: 15 % bis 2030) orientieren. Allein um diese Ziele zu erreichen, braucht es ab 2023 jährlich eine zusätzliche Umschichtung von einem Prozent und damit jedes Jahr rund 50 Millionen Euro mehr von der ersten Säule in die zweite Säule.

Hintergrund

Die Bundesregierung strebt in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie und dem Koalitionsvertrag eine Ausdehnung der ökologisch bewirtschafteten Fläche auf 20 % der landwirtschaftlichen Fläche bis 2030 an. Ausgehend von 1,61 Mio. ha und einem ungefähren Flächenanteil von knapp 10 % (Stand 31.12.2019) muss die Zielfläche um 1,72 Mio. ha auf rund 3,3 Mio. ha gesteigert werden. Daraus resultiert für den Zeitraum Januar 2020 bis Ende 2030 ein notwendiger jährlicher Zuwachs von 156.000 ha – ein linearer Anstieg in den darauffolgenden elf Jahren vorausgesetzt. Dieser jährlich notwendige Flächenzuwachs wurde in den letzten fünf Jahren nur in 2016 mit einem Plus von 162.482 ha erreicht. Seitdem liegen die Hektarzuwächse mit 121.831 (2017), 124.870 (2018), 115.801 (2019) und 85.000 (2020, vorläufige Schätzung des BÖLW) deutlich unter der notwendigen Zuwachsrate.

Wahljahr 2021: Die Forderungen von Bioland im Überlick

Auf unserer Website haben wir die Bioland-Kernforderungen im Wahljahr 2021 mit Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und der Bundestagswahl gesammelt: www.bioland.de/presse/forderungen-wahljahr-2021

Gerne vermitteln wir Interviews mit dem Präsidenten des Bioland e.V., Jan Plagge. Anfragen bitte an Leon Mohr, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: leon.mohr@bioland.de, 06131 23979 25.

Über den Bioland- Verband für organisch-biologischen Landbau e.V.

Bioland wird 50!

Bioland feiert in diesem Jahr 50. Geburtstag. In Presseterminen, bei Hofbesuchen und mit vielen Jubiläumsaktionen erzählen wir entlang unserer Historie, woher Bioland kommt und wofür der Verband heute steht. Was 1971 mit einer Idee von 12 Frauen und Männern begann, hat sich zu Deutschlands größtem Bio-Anbauverband mit rund 10.000 Betrieben aus Erzeugung, Herstellung und Handel entwickelt. Die Bioland-Betriebe wirtschaften entlang der gesamten Wertschöpfungskette nach strengen Bioland-Vorgaben. Gemeinsam bilden sie eine Wertegemeinschaft zum Wohl von Mensch und Umwelt und setzen sich auf vielen Ebenen für die Anliegen des Ökolandbaus und den Erhalt unserer Lebensgrundlagen ein.

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