Die Bundesregierung ließ kürzlich an alle Bürger*innen über 60 Jahre in Deutschland Briefe mit Gutscheinen für FFP2-Masken versenden. Stichproben von ROBIN WOOD in mehreren Bundesländern ergaben, dass diese Briefe nicht aus Recyclingpapier bestanden.
„In Deutschland leben rund 24 Millionen Menschen, die über 60 Jahre alt sind und einen Brief erhalten haben. Allein für diese 24 Millionen A4-Blätter sowie die Briefumschläge hätten bei der Verwendung von Recyclingpapier 440 Tonnen Holz sowie große Mengen an Energie und Wasser eingespart werden können“, sagt Angelika Krumm, ROBIN WOOD-Papierexpertin.
Deutschland liegt weltweit hinter Belgien und Luxemburg an der Spitze der Länder mit dem höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Papier. Über achtzig Prozent des Holzes für das in Deutschland verbrauchte Papier stammt aus allen Teilen der Welt. Für die Herstellung von Primärfaserpapier werden noch immer Wälder zerstört, Menschen und Tiere verlieren ihre Lebensräume, und die Verschmutzung durch Abwasser sowie Pestizideinsatz in Baumplantagen ist groß. Die Folge der Waldzerstörung und Klimabelastung sind mehr extreme Wetterereignisse und Krankheitsausbrüche.
„Die Wissenschaft sagt uns, dass die Zerstörung von Ökosystemen Krankheitsausbrüche bis hin zu Pandemien wahrscheinlicher macht. Das zeigt: Die Naturzerstörung ist die Krise hinter der Coronakrise“, ließ sich Bundesumweltministerin Svenja Schulze in einer Pressemitteilung ihres Ministeriums zitieren. Das Handeln der Regierung spiegelt diese Einsicht jedoch selbst bei überschaubaren Alltagsentscheidungen nicht wider.
„Welches Licht wirft das auf die Naturschutz- und Klimapolitik der Bundesregierung, wenn sie nicht einmal in der Lage ist, einfache Änderungen wie die Verwendung von Recyclingpapier umzusetzen?“, fragt Evelyn Schönheit vom Forum Ökologie & Papier. „Die Bundesregierung muss Konsequenzen aus der Einsicht ziehen, dass der Naturschutz eine wichtige Rolle im Kampf gegen zukünftige Pandemien spielt“, fordert Johann Meindorfer vom BUND Naturschutz.
Im Dezember 2020 hatten ROBIN WOOD, Forum Ökologie & Papier und BUND Naturschutz in Bayern die Bundesministerien für Gesundheit, für Umwelt und für Arbeit sowie die Krankenkassenverbände mit der Bitte angeschrieben, für Covid-19-Massenanschreiben ausschließlich Recyclingpapier aus 100 Prozent Altpapier zu verwenden.
Es ist zu erwarten, dass mit der Fortsetzung der Impfkampagnen weitere Briefe an Millionen Empfänger*innen verschickt werden. Notwendig ist die verbindliche Vorgabe, dass dafür Papier mit dem Umweltzeichen „Blauer Engel“ eingesetzt wird.
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