Am Anfang steht, wie stets im Museum, die Forschung, in diesem Fall die paläontologische: Eine niedersächsische Dino-Sensation legte den Grundstein für die Ausstellung. wurden in einem Steinbruch am Harz-Nordrand Fossilien eines bis dato unbekannten Langhalssauriers gefunden, dem Europasaurus holgeri. Es folgten intensive wissenschaftliche Untersuchungen und weitere Fossilienfunde, die ein überraschendes Bild vom Harz vor Millionen Jahren zeichneten: Wo heute Berge sind, erstreckte sich damals ein tropisches Inselparadies. Der dort ansässige Europasaurus war durch das begrenzte Nahrungsangebot auf den Inseln verzwergt, eine Miniaturausgabe seiner gigantischen Verwandten.
Ausgehend von diesem spektakulären Fund stellt die Ausstellung die Frage, wie Wissenschaftler die Lücke zwischen Knochenfund und lebensnaher Rekonstruktion eines lange ausgestorbenen Sauriers schließen. Komplize der Wissenschaft ist dabei die sogenannte Paleo-Art, die bildliche Darstellung ausgestorbener Lebenswelten. Künstler dieser Disziplin stehen vor der Herausforderung, dass sie ihr Modell nicht in freier Wildbahn beobachten können, sondern nur seine fossilen Überreste zur Verfügung haben. Durch Vermutungen, die sich zwar auf wissenschaftliche Wahrscheinlichkeiten stützen, aber nicht zweifelsfrei bewiesen werden können, werden diese Fehlstellen kompensiert.
Filmemacher hingegen genießen bei derselben Herausforderung größere Freiheiten – lassen sie die Dinosaurier wiederauferstehen, lassen sie meist auch ein wenig Fantasie einfließen. Nach dem paläontologischwissenschaftlichen Einstieg in die Thematik richtet die Ausstellung den Blick nun auf die (Kino)Leinwand und ausgewählte filmhistorische Dino- Meilensteine.
Die große Auswahl, aus der die Ausstellungsmacher dabei schöpfen konnten, beweist einmal mehr die riesige Popularität der Dinosaurier. Und sie zeigt die große Vielfalt der Inszenierungen: Mal bildet der Dinosaurier die »Kulisse« einer klassischen Verlorene-Welt-Geschichte, mal ist er liebenswerter Freund und Gefährte, dann wieder monströser Widersacher; seine Rolle variiert je nach Genre, Epoche und Zielgruppe. Eines haben dabei jedoch alle Kino-Saurier gemeinsam: Sie demonstrieren den zum jeweiligen Entstehungszeitpunkt neuesten Stand der Trick- und Animationstechnik. Ob Zeichentrick, Stop-Motion oder Computer Generated Imagery (CGI) – die Filmemacher scheuten weder Kosten noch Mühen, um den urzeitlichen Hauptdarstellern Leben einzuhauchen.
Den vorläufigen Höhepunkt dieser Entwicklung, und auch des allgemeinen Dino-Hypes, bildet natürlich das »Jurassic Universe«, dem auch in der Ausstellung eine zentrale Rolle zukommt. Vor allem der ikonenhafte Tyrannosaurus rex aus dem ersten Film der Reihe hat das Dinosaurierbild ganzer Generationen von Kinogängern nachhaltig geprägt: Ein mächtiger Körper und die grüne, schuppige Haut sind untrennbar mit unserer Vorstellung des Raubsauriers verbunden.
Doch sieht der T.rex nach heutigem Wissensstand noch so aus? Diese Frage beantworten die Ausstellungsmacher anhand aktueller Forschungsergebnisse. Und die beweisen: Im Falle der Dinosaurier hat unsere Fantasie gegenüber der Forschung durchaus Nachholbedarf!
Die Ausstellung »KinoSaurier. Zwischen Fantasie und Forschung« wurde von einem Team, bestehend aus einer Paläontologin und einem Filmwissenschaftler, kuratiert. Mit diesem interdisziplinären Ansatz beschreitet das Landesmuseum Hannover neue Wege und ermöglicht einen neuen Blick auf zwei faszinierende Forschungsgebiete.
Gefördert wird die Ausstellung durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur, die Niedersächsische Sparkassenstiftung, die Sparkasse Hannover, die Naturhistorische Gesellschaft Hannover und die Helene-Fastje-Stiftung.
Die Sonderausstellung findet in Kooperation mit der Hochschule Hannover, dem Dinosaurier Park Münchehagen und dem Karel Zeman Museum in Prag statt.
Zitate
»Die ›KinoSaurier‹-Ausstellung ist ein gelungenes Beispiel für vorbildliche museumspädagogische und multimediale Vermittlungsarbeit. Sie verbindet – ausgehend von niedersächsischen Forschungsprojekten – auf fesselnde Weise die Darstellung urgeschichtlicher Erkenntnisse mit einer neuen filmwissenschaftlichen Perspektive. Dieser interdisziplinäre Ansatz fasziniert und ermöglicht es Jung und Alt, die Welt der Dinosaurier noch einmal neu zu entdecken«, so Niedersachsens Minister für Wissenschaft und Kultur Björn Thümler.
»Filme vermitteln den Eindruck, als hätten Dinosaurier und Menschen zur gleichen Zeit die Erde bevölkert – dabei starben die Urtiere bereits vor 66 Millionen Jahren aus, während die Vormenschen erst vor etwa 3,5 Millionen Jahren auftauchten. Man braucht schon eine gute Story, um zu erklären, warum Dinos heute wieder auferstehen. Wie die Forschung die Fantasie beflügelt oder auch die Filme ihren ganz eigenen Weg gehen, zeigt diese Ausstellung in einmaliger Weise. Überzeugen Sie sich demnächst selbst«, so Prof. Dr. Katja Lembke, Direktorin des Landesmuseums Hannover.
»Als Niedersächsische Sparkassenstiftung freuen wir uns, dass wir dieses wirklich außergewöhnliche Ausstellungsprojekt gemeinsam mit der Sparkasse Hannover fördern können. Die Ausstellung führt zwei Bereiche zusammen – Filmhistorie und Paläontologie – und stellt die grundsätzliche Frage, wie Forschung und Fiktion sich gegenseitig befruchten können. Diesen spannenden Ansatz haben wir gerne unterstützt und würden uns deshalb sehr freuen, wenn möglichst viele Menschen diese Ausstellung erleben können«, so Dr. Johannes Janssen, Stiftungsdirektor der Niedersächsischen Sparkassenstiftung.
»Sich bewegende, lebendige Dinosaurier – die gibt es (leider) nur im Film! „KinoSaurier“ im Landesmuseum Hannover ist aber die erste Sonderausstellung weltweit, die Filmdinos, ihre unbewegten Bildvorlagen und die all dem zugrundliegenden, fossilen Knochenfunde zusammenbringt. Dies geschieht entlang des Roten Fadens der Trickund Animationsgeschichte des Films. Was ist Forschung – und was ist Fantasie? Nach dem Besuch der von uns kuratierten Ausstellung am WeltenMuseum erschließen sich die DinoWelten der Forschung, Bildkunst und des Dinofilms ganz neu«, so Dr. Annette Richter und Dr. Daniel Hercenberger, Kurator*innen Landesmuseum Hannover.
Informationen zur Ausstellung
Eintritt Sonderausstellung »KinoSaurier«
10 € | ermäßigt 8 € | Familien 20 €
inklusive Sammlungen und Audioguide
Kombiticket »KinoSaurier« + »Duckomenta«
15 € | ermäßigt 12 € | Familien 30 €
inklusive Sammlungen und Audioguide
Exponate/Objekte: 250
Filmausschnitte: 30
Leihgeber*innen: 20
Im Rahmen der Ausstellung sind folgende Publikationen erschienen:
»ComicSaurier«, Comics zum Thema »Saurier im Film« von Mediendesignstudierende der Hochschule Hannover in Zusammenarbeit mit dem Landesmuseum Hannover, Dr. Annette Richter und Dr. Daniel
Hercenberger (Herausgeber*innen), 14 Euro
»Dinosaurier« aus der Reihe ComicWelten des Landesmuseums Hannover, Sarah Salié und Dr. Daniel Hercenberger, 4,90 Euro
»Europasaurus. Urzeitinseln voller Leben«, Oliver Wings und Joshua Knüppe, 19,80 Euro
Niedersächsisches Landesmuseum Hannover
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30169 Hannover
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