Ärzt*innen und ihre Patient*innen sind nicht die Resteverwerter der Impfzentren

Völliges Unverständnis und erboste Reaktionen haben die Beschlüsse des „Impfgipfels“ am Freitag beim Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg als Repräsentant der über 15.000 Praxen niedergelassener Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen hervorgerufen.  

Vorstandschef Dr. Norbert Metke sagte am Montag: „Ich kann einfach nur mit dem Kopf schütteln ob der Fehleinschätzungen der Kanzlerin, der Ministerpräsidentinnen und -präsidenten sowie der weiteren Beteiligten. Wie kann man nur auf die Idee kommen, weiterhin auf patientenferne Impfzentren zu setzen, diese bevorzugt zu beliefern und die Hausärztinnen und Hausärzte quasi als ‚Resteverwerter‘ zu behandeln, die dann auch nur noch das verimpfen dürfen, was übriggeblieben ist? Und damit weiterhin die Patientinnen und Patienten größtenteils in den Flaschenhals der zentralen Impfterminvergabe zu schicken? Das macht mich fassungslos!“ Metke bedauerte, dass sich die Bundespolitik und die Vertreter*innen der anderen Bundesländer nicht der Haltung aus Baden-Württemberg angeschlossen haben. „Die Landesregierung hat uns immer signalisiert, dass sie vor allem auf die Impfungen in den Praxen setzt.“  

Seine Vorstandskollege Dr. Johannes Fechner ergänzt, dass der ambulante Bereich in Baden-Württemberg bereitsteht, um flächendeckend Impfungen durchzuführen. „Wir könnten kurzfristig mindestens 85.000 Impfungen pro Tag anbieten, das ist mehr als das Doppelte dessen, was die Impfzentren leisten können.“ Fechner zog damit Bilanz aus einem Testlauf, der vor zwei Wochen in Baden-Württemberg gestartet ist, sowie aus einer Umfrage unter den Mitgliedern. „Seit zwei Wochen testen wir die Impfung in einigen wenigen Arztpraxen, vor allem in Hinblick auf die Logistik, den Umgang mit dem Impfstoff sowie die Dokumentation. Nach allen Rückmeldungen, die wir erhalten haben, klappt das prima. Parallel dazu haben wir eine Umfrage unter unseren Mitgliedern durchgeführt und die Bereitschaft zu Impfungen abgefragt. Innerhalb von nur wenigen Stunden nach einer einzigen Fragerunde mehr als 3.000 haus- und fachärztliche Praxen geantwortet. Und das waren nur die Praxen, die sich gemeldet haben. Nach unseren Erfahrungen wäre die Zahl der Praxen, in denen geimpft würde, noch einmal deutlich höher.“  

Aus Metkes Sicht muss die Politik im Bund damit ihre bisherige Impfstrategie ändern. „Es war richtig, sich zum Beginn der Pandemie auf die Impfzentren zu konzentrieren, um den knappen Impfstoff effektiv zu verteilen. Aber jetzt muss das auf die Praxen verlagert werden. Ich darf nur darauf verweisen, dass unsere Mitglieder in den Praxen jedes Jahr Millionen Impfungen vornehmen – effektiv, geräuschlos und kostengünstig. Wir können alles! Auch in den Praxen impfen.“  

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