Eindruck machte der Vortrag des Prager Religionsphilosophen Tomás Halík. Als Gast sprach er vor der digital tagenden Vollversammlung. Er forderte die Mitglieder des ZdK auf, sich weiter in die Belange von Gesellschaft und Kirche einzumischen und dabei den Blick zu weiten: Wo man keine fertigen Antworten auf die Herausforderungen der Zeit habe, müsse man „mit den Suchenden suchen“. Nötig sei eine „ökumenische Spiritualität“, die globale Prozesse im Auge habe und das Christentum weltoffen mache. Politische Ignoranz sei „eine Sünde“, der man gerade in Zeiten der Pandemie, der weltweiten Fluchtbewegungen und der Frage nach gerechter Teilhabe aller an der Gesellschaft nicht erliegen dürfe.
ZdK-Präsident Thomas Sternberg sprach in seinem Lagebericht von der Notwendigkeit, sich in diesen Zeiten ganz besonders um gesellschaftliche Solidarität zu bemühen. Die Pandemie habe bestehende gesellschaftliche Probleme verstärkt, die Familien belastet, die Armen ärmer gemacht und die Weltgesellschaft vor neue Herausforderungen gestellt: „Bei der Entwicklung der Impfstoffe wurde in internationaler Zusammenarbeit Großes geleistet. Was uns aber fehlt, ist eine internationale Impfgerechtigkeit. Es ist ein bleibender Skandal, dass sich weiterhin 90 Prozent der Impfstoffe auf etwa ein Dutzend Länder verteilen.“
Sternberg ging auch auf kirchliche Konfliktlagen ein, etwa die Debatte um die Aufarbeitung sexueller Gewalt in der Kirche, den Konflikt um das Kölner Missbrauchsgutachten, die Verärgerung vieler Katholik*innen über mangelnde Beteiligung an Lösungen – und auf den Synodalen Weg. Auf diesen setzt der ZdK-Präsident weiter große Hoffnungen. Vereinzelte Enttäuschungen dürften nicht dazu verleiten, nach einer „Exitstrategie“ zu suchen: Man müsse weiter gemeinsam mit den Bischöfen Veränderungen vorantreiben und die „Binnen-Pluralität des Katholizismus“ im Auge behalten. Diese erfordere das Suchen nach Kompromissen.
Sternbergs Ankündigung, im November 2021 nicht erneut für das Amt des Präsidenten kandidieren zu wollen, stellt das ZdK vor die Herausforderung, neue Kandidat*innen zu suchen. Eine Findungskommission wird im Sommer eingesetzt. Die Ankündigung des Präsidenten versah er selbst mit dem Hinweis, er habe von Beginn an angekündigt, ausschließlich „für die restliche Periode meines Vorgängers Alois Glück und eine weitere zur Verfügung zu stehen“.
Sternberg steht für eine intellektuelle Auseinandersetzung mit den Erfordernissen des Christseins in der säkularen und gleichzeitig multireligiösen deutschen Gesellschaft. Als Motor und Mitgestalter des Synodalen Weges ist er auch ein beständiger Kommunikator mit den deutschen Bischöfen. Zu der Entscheidung des bevorstehenden Umzug des ZdK-Generalsekretariats von Bonn nach Berlin hat er maßgeblich beigetragen.
Am Samstagmorgen sprachen vor der Vollversammlung Betroffene von sexueller Gewalt in der Kirche. Eine neue Arbeitsgruppe des ZdK wird das Gespräch intensivieren und auch die Strukturen des Verbandskatholizismus auf ihre Präventionsfähigkeit hin hinterfragen.
Die Wahl der Einzelpersönlichkeiten – der 1. Wahlgang fand vor, der 2. findet im Anschluss an die Vollversammlung statt – zeigt eine deutliche Tendenz zur verstärkten Präsenz von Frauen in der Vollversammlung, auch hier ein Zeichen für Wandel. Sternberg freute sich sichtlich: „Die beeindruckende Zahl von 104 Kandidierenden zeigt, dass trotz des schlechten Bilds der Kirche in der Öffentlichkeit so viele bedeutende Persönlichkeiten bereit sind, sich bei uns – einer Laienorganisation – zu engagieren und für die Kirche zu wirken.“
Generalsekretär Marc Frings erinnerte zum Abschluss der Vollversammlung an das Positionspapier des ZdK „Aufbruch statt Rückzug“ aus dem Sachbereich 1 „Theologie, Pastoral und Ökumene“ vom Juni 2020. Darin werde thematisiert, vor welchen Herausforderungen die Lai*innen-Organisation stehe. Vieles stehe auf dem Prüfstand. Eine Arbeitsgruppe werde sich konkret mit den geplanten Reformen beschäftigen. Mit dem Umzug nach Berlin signalisiere der Verband sein Interesse, in Politik und Gesellschaft thematisch noch profilierter wahrgenommen zu werden als bislang. Präsident Sternberg dankte den Mitarbeiter*innen für ihren Einsatz in arbeitserschwerenden Corona-Zeiten. Er betonte zum Abschluss, dass das ZdK die Aufgabe habe, auf die Präsenz christlicher Werte und ethischer Entscheidungen in Politik und Gesellschaft hinzuwirken.
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist der Zusammenschluss von Vertretern der Diözesanräte und der katholischen Verbände sowie von Institutionen des Laienapostolates und weiteren Persönlichkeiten aus Kirche und Gesellschaft. Entsprechend dem Dekret des II. Vatikanischen Konzils über das Apostolat der Laien (Nr. 26) ist das ZdK das von der Deutschen Bischofskonferenz anerkannte Organ, das die Kräfte des Laienapostolats koordiniert und das die apostolische Tätigkeit der Kirche fördern soll. Die Mitglieder des Zentralkomitees fassen ihre Entschlüsse in eigener Verantwortung und sind dabei von Beschlüssen anderer Gremien unabhängig.
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