Ein Erfolg des Volksentscheids sei es daher auch gewesen, dass alle Parteien nach dem Scheitern der Bebauungspläne die Forderungen des BUND Berlin und der Initiative 100 % Tempelhofer Feld aufgegriffen haben und verstärkt die Baupotenziale auf bereits versiegelten Flächen wie Discountern, überdimensionierte Verkehrs- und Parkplatzflächen oder Gebäudedächern in den Fokus gerückt haben. Nach den zwischenzeitlich erstellten Analysen läge hier ein Vielfaches an Wohnbaupotenzialen im Vergleich zur Bebauung des Tempelhofer Feld.
Trotz des breiten Konsenses aller Parteien werde die Nutzung dieser Möglichkeiten eines ökologischen Stadtumbaus jedoch nicht konsequent genug vorangetrieben, wie eine Auswertung der Berliner Baustatistik durch den BUND Berlin zeigt. Beim Aus- und Umbau von Gebäuden nehmen die Genehmigungszahlen für neue Wohnungen nach den Daten des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg ab. Wurden 2015 noch 4.430 neue Wohnungen durch Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden genehmigt, waren es 2020 nach den Daten des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg nur noch 2.382 Wohnungen.
Tilmann Heuser, Landesgeschäftsführer des BUND Berlin: „Angesichts des offenkundigen Politikversagens bei der Erschließung kurzfristig realisierbarer Wohnungsbaupotenziale in bestehenden Gebäuden und einer nur schleppenden Genehmigung der Überbauung von Parkplätzen und Supermärkten sind die Forderungen insbesondere der SPD und der FDP nach einer Bebauung des Tempelhofer Feldes zynisch gegenüber Wohnungssuchenden. Bereits durch das Halten des Niveaus der Genehmigungszahlen auf dem Niveau von 2015 hätten in den letzten Jahren der Bau von über 6.000 neue Wohnungen in Angriff genommen werden können. Statt politische Energie in die Diskussion über eine Bebauung des Tempelhofer Feldes, der Elisabethaue oder anderer grüner Freiflächen zu verschwenden und damit die Stadt zu spalten, müssen endlich konsequent die Rahmenbedingungen für Investitionen in den Gebäudebestand verbessert werden – für die Schaffung von neuem Wohnraum ebenso wie für die ökologische und klimagerechte Modernisierung. Sowohl der Wohnungsmangel als auch die konsequente energetische Sanierung der Gebäude müssen jetzt konsequent angegangen werden – nicht erst in fünf oder zehn Jahren.“
Der Umweltverband forderte daher den Senat auf, mit einer Task Force „Bauen im Bestand“ zügig umwelt- und nachbarschaftsverträgliche Bauprojekte in der Stadt voranzutreiben, mit denen zugleich die Kieze ökologisch modernisiert werden. Dem Ausbau von Dachgeschossen stünden meist keine Bäume im Weg, sondern die überkommene Anleiterstrategie der Berliner Feuerwehr und bauplanerische Festsetzungen. Für die Überbauung von Supermärkten, Parkplätzen und überdimensionierten Verkehrsflächen sowie dem Wohnungsbau in lärmarmen Misch- und Gewerbegebieten seien Bebauungspläne anzupassen. Bei der Nachverdichtung innerhalb von Wohngebieten dürfe nicht mehr Stadtgrün vernichtet, sondern müsse im Zuge einer doppelten Innenentwicklung neues geschaffen werden. Nur durch eine konsequente Nutzung bereits versiegelter Flächen könne eine Verdichtung vor Ort zu einer Verbesserung der Lebensqualität und der sozialen und ökologischen Infrastruktur beitragen.
Hinweis: Die Auswertung der Daten des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg zu Genehmigung neuer Wohnungen durch Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden finden Sie unter https://cloud.bund-berlin.de/s/7pdHH44RCibicpT
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