Nachdem ein Virus den Großteil der Menschheit ausgelöscht hat, kommen Kinder nur noch als Hybriden zur Welt: Mischwesen aus Mensch und Tier. Die werden von den „normalen“ Menschen unerbittlich gejagt. Gus ist ein Junge mit einem guten Herzen, einer Vorliebe für Süßigkeiten … und einem Hirschgeweih! Er lebt abgeschieden im Wald, wird jedoch eines Tages von Jägern entdeckt. Der Einzelgänger Jepperd rettet ihn und verspricht, ihn ins sagenumwobene „Reservat“ zu bringen, wo Kinder wie Gus angeblich in Sicherheit leben können. Damit beginnt eine Odyssee voller Gefahren, die vollkommen anders endet, als Gus und die Leser sich das vorstellen!
Die gefeierte postapokalyptische Saga, die sich in der Tradition von Cormac McCarthys Die Straße und anderen Genre-Werken als Mischung von fantastischer Dystopie, Road-Trip und Survival-/Body-Horror entfaltet, ist die Comic-Vorlage zur gleichnamigen Netflix-Serie, die diesen Freitag (4. Juni 2021) startet und von Robert Downey Jr. produziert wird. In den ersten Trailern, die bis heute zu sehen waren, erwecken Gus und seine Welt auf den ersten Blick einen weniger düsteren Eindruck als in der Comic-Vorlage. Das mag aber auch an Lemires besonderem Zeichenstil liegen, der surrealistische Züge trägt und beim Betrachter stets das Gefühl drohender Gefahr und ein leichtes Gruseln auslöst. Ein Stil, der, wie er selbst in einem Panini Comics TV-Interview sagt, nicht für jedes Genre tauglich sei, weshalb er zum Beispiel bei den Superhelden von DC und Marvel gerne nur als Autor fungiere und nicht auch als Zeichner.
In einem Interview mit Lars von Törne im Tagesspiegel (Ausgabe vom 27. Mai 2021 – das komplette Interview gibt es hier) sagt Jeff Lemire, dass er in die Umsetzung des Stoffes als TV-Serie aus Zeitgründen nur indirekt eingebunden gewesen, aber immer auf dem Laufenden gehalten worden sei. Er lobt die Leidenschaft, mit der das Team die Adaption betrieben habe, und ist offenbar auch mit Ergebnis zufrieden. „Jede Adaption wird anders sein als das Original“, heißt es in dem Tagesspiegel-Interview und weiter, „(…) Die Figuren und Themen sind immer noch da, aber die Welt hat sich sehr verändert, seitdem ich Sweet Tooth vor einem Jahrzehnt zum ersten Mal kreiert habe. (…) Die Verfilmung weist einige Unterschiede auf – aber das ist eine gute Sache.“
In jedem Fall wird es wieder einmal spannend, die TV-Adaption eines modernen Comic-Klassikers zu erleben und es ist ein guter Anlass, um sich die Geschichte von Gus noch einmal auf den Lesestapel zu packen … vor allem, da es im Juli 2021 mit Die Rückkehr auch eine neue Geschichte aus der Welt von Sweet Tooth geben wird.
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