ZZF-Präsident Norbert Holthenrich wies auf die zunehmende Bedeutung von Heimtieren in Deutschland hin: Laut einer Skopos-Studie, die der ZZF gemeinsam mit dem Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) jährlich in Auftrag gibt, leben Heimtiere inzwischen in fast jedem zweiten Haushalt in Deutschland und in 66 Prozent aller Haushalte mit Kindern. „Die Deutschen lieben Heimtiere. Sie pflegen und versorgen diese gewissenhaft, auch in besonderen Zeiten wie der aktuellen Pandemie“, erklärte Holthenrich. Für den ZZF stehe die Verantwortung für das Wohl des Tieres an erster Stelle „Die Mitglieder des Verbandes verpflichteten sich zu strengeren Regeln als im Gesetz vorgegeben“, betonte er. „Der unseriöse Handel mit Heimtieren, insbesondere mit Welpen, muss einschränkt werden und ein Vorgehen gegen tierschutzwidriges Zubehör ist notwendig“, nannte er als zentrale Aufgaben der Politik. Das Maß der Regulierung nehme allerdings stark zu.
Entsprechend interessant sei es für die Heimtierbranche angesichts der Bundestagswahlen am 26. September 2021, was die politischen Parteien dafür tun wollen, um Heimtierhaltung in Deutschland zu ermöglichen und zu unterstützen. Lebhaft diskutierten die Politiker über ihre Einstellung zu einer Erlaubnisliste für die Heimtierhaltung, auch Positivliste genannt, über den Online-Handel mit Tieren und über eine Sachkundeprüfung für den Zoofachhandel sowie einen Tierhalterführerschein.
Renate Künast, MdB (Bündnis 90 / Die Grünen) forderte einen achtsamen und artgerechten Umgang mit Tieren. Nur vage äußerte sie sich zur Einführung einer Positiv- oder Negativliste – hier sei man in ihrer Partei noch am Überlegen, aber für eine Positivliste sprächen Vorteile der Effizienz auf der Verwaltungsebene. „Wir müssen den Online-Handel mit Tieren einschränken“, betonte sie. Wildtiere gehören ihrer Meinung nach in die Wildnis. In der Sachkunde und der Ausbildung wolle man den Fachhandel unterstützen und Tierhaltern kommunizieren, den fachkundigen und nicht den digitalen Weg zu gehen bei der Anschaffung eines Tieres und auch zur Beratung.
„Heimtierhaltung zu fördern, heißt in Deutschland, Positivlisten abzulehnen“, erklärte Jan Nolte, MdB (AfD). Er forderte „positive Narrative“ und dass nicht persönliche Abneigungen gegenüber bestimmten Tierarten die Politik bestimmten. Der erfahrene Halter von Schlangen und Reptilien betonte die Expertise der Onlinehändler. „Auch online kann Beratung erfolgen“, sagte Nolte. Zu diskutieren sei eher der Transport der Tiere, nicht der Handel auf Internetplattformen.
Dr. Kirsten Tackmann, MdB (Die Linke) findet die Verantwortung der Tierhalter wichtig und möchte die Heranführung an die Heimtierhaltung in den Schulen stärker fokussieren. Heimtiere seien auch ein sozialer Faktor, der Gesellschaften stabilisiere. Den Online-Handel mit Tieren sieht die ausgebildete Tierärztin kritisch: „Hier müssen die dunklen Ecken besser ausgeleuchtet werden“, erklärte sie. Tackmann lobte dezidiert die Haltung des ZZF zu einem Verbot von Qualzuchten und forderte hierzu auch politisch eine klarere Debatte.
Hiltrud Lotze, MdB (SPD) erklärte, man müsse wissen, wo die Tiere herkommen – eine Registrierung sei deshalb unabdingbar. „Wir wünschen uns einen Sachkundenachweis, am besten für alle Tierhalter“, erklärte sie weiter. Für den Zoofachhandel werde der Sachkundenachweis ja jetzt umgesetzt, damit sei die SPD erstmal zufrieden. Damit bezog sie sich auf den Verordnungsentwurf zur Regelung der tierschutzrechtlichen Handelserlaubnis, der im Dezember 2020 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vorgestellt worden war. „Wir stehen sowohl einer Positiv- als auch einer Negativliste positiv gegenüber“, erklärte sie weiter. Auf Nachfrage bekannte Lotze, dass für sie persönlich bestimmte Echsen, Schlangen und Affen nichts in einem Privathaushalt zu suchen hätten. „Die gehören eher in den Zoo“, meinte sie.
Judith Skudelny, MdB (FDP), die auch umweltpolitische Sprecherin ihrer Fraktion ist, forderte klare Definitionen der Begriffe „Wildtier“ und „Exoten“. „Ganz viele Begriffe kommen hier durcheinander“, fand sie. Es gebe viele Tiere, die als „Wildtier“ angesehen werden, die aber tatsächlich Nachzuchten seien. „Zum Artenschutz tragen auch Nachzuchten privater Züchter bei gefährdeten Tierarten bei“, betonte Skudelny. Beim illegalen Handel fehle es an der nötigen Kontrolle und auch beim legalen Handel, etwa mit Welpen, sei nicht alles im grünen Bereich. Der Staat müsse hier „Geld in die Hand nehmen“ für den Vollzug und Kontrollen einrichten, man könne nicht alles den „Tierhaltern aufs Auge drücken.“
Für eine „faire Negativliste“ und einen würdevollen Umgang mit Tieren plädierte Alois Gerig (CDU), Vorsitzender des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft im Deutschen Bundestag. „Wir sind für pragmatische Lösungen und nur so viel Ordnung, wie nötig ist“, erklärte er. Es gehe nicht alles mit Ordnungspolitik. Man habe Vertrauen in den Zoofachhandel und die Tierhalter, die das auch zu 90 Prozent rechtfertigten. „Schwarze Schafe gibt es allerdings auch – die muss man finden“, so Gerig. Das könnte zwar teuer werden, aber Tiere dürften eben auch keinesfalls zur „Ramschware“ werden.
Was die Parteien detailliert zu den Kernanliegen des ZZF sagen, werden die Antworten auf die Wahlprüfsteine zeigen, mit denen der ZZF im Laufe des Juli rechnet.
Die Podiumsdiskussion wurde am 4. Juni 2021 ab 13.30 Uhr live von der Interzoo.digital gesendet. Auf dem Youtube-Kanal des ZZF ist sie unter folgender Adresse abrufbar: https://www.youtube.com/watch?v=_R7U4mG4E7E
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