In der Bundesrepublik galt die größte wilde Katzenart Europas lange Zeit als ausgerottet und konnte nur durch Wiederansiedlungsprojekte wieder heimisch werden. Doch voneinander isolierte Vorkommen, der Straßenverkehr und illegale Tötungen machen es dem Luchs hierzulande schwer: Erst diese Woche wurde ein getöteter Luchs in Baden-Württemberg aufgefunden. Der WWF fordert eine umfangreiche Aufklärung des Falls, sowie verstärkte Schutzbemühungen für Luchse in Deutschland und Europa, die weiterhin in Deutschland als “Vom Aussterben bedroht” gelten.
„Um die Vernetzung von Lebensräumen in Deutschland voranzutreiben, wurde diese Woche ein neues Projekt ins Leben gerufen. Der BUND und der WWF wollen in einem vom Thüringer Umweltministerium geförderten Projekt gemeinsam herausfinden, ob neben den ökologischen auch die gesellschaftliche Voraussetzung für eine Bestandsstützung der Luchse in Thüringen gegeben sind. Denn Thüringen würde eine zentrale Rolle bei der Vernetzung der Luchse im Pfälzer- und Bayerischen Wald, sowie den Tieren im Harz einnehmen“, so Klose. Doch auch bestehende Luchspopulationen benötigen weiterhin Unterstützung: Im Pfälzerwald ist der WWF bereits seit mehreren Jahren an der Wiederansiedlung von Luchsen in Deutschlands größtem Waldgebiet erfolgreich beteiligt. „Wir freuen uns, dass nun auch die Bauarbeiten für eine Pflegestation zur temporären Beherbergung von jungen Waisenluchsen beginnt. Bis Ende dieses Jahres wird auf dem Gelände von „Tierart“ in Maßweiler ein geeignetes Gehege errichtet werden. Dort werden Luchse temporär gepflegt, bis sie fit für die Wildnis sind und wieder ausgewildert werden können.“ In Bayern setzt sich der WWF weiterhin gemeinsam mit dem Verein Luchs Bayern e.V. für die langfristige Etablierung der Pinselohren ein.
Langfristig fordert der WWF, dass nicht nur inselartige Lebensräume für den Luchs geschaffen werden, sondern, dass die Lebensräume auch miteinander in Verbindung stehen und den Tieren als sichere Korridore dienen. Nur so kann sich die europäische und deutsche Luchspopulation langfristig etablieren, ein genetischer Austausch stattfinden und die Schutzbemühungen Früchte tragen. Damit auch eine europaweite Vernetzung von Luchs-Lebensräumen verwirklicht werden kann, unterstützt der WWF seit diesem Jahr das Projekt LIFELynx. Moritz Klose erklärt: „Die Verbreitung der Tiere ist immer noch in vielen Teilen Europas fragmentiert und es braucht verstärkte und gemeinschaftliche Anstrengungen, um die Teilvorkommen der Luchse miteinander zu verbinden. Eine wichtige Rolle kommt dabei der Verbindung der Vorkommen in den Ostalpen, den Westalpen und dem Dinarischen Gebirge zu. Denn leider ist die Zahl der Luchse in Kroatien, Slowenien und Italien in den letzten Jahren stetig zurückgegangen“. Das Projekt LIFE Lynx möchte deshalb Luchse aus den Karpaten in das Dinarische Gebirge umsiedeln. Mit Erfolg: Bereits 8 Luchse konnten aus der Slowakei und Rumänien umgesiedelt werden.
Hintergrund
Der Tag des Luchses ist eine gemeinschaftliche Initiative des grenzübergreifenden Luchsprojektes 3Lynx und wurde 2018 vom WWF ins Leben gerufen. In Deutschland, Tschechien, Österreich, Italien und Slowenien veranstalten die Projektpartner und einige Naturschutzorganisationen öffentliche Veranstaltungen und Aktionen zu dieser bedrohten Tierart. Jahr für Jahr sollen sich weitere Länder anschließen, um gemeinsam auf die streng geschützte, größte Katze in unseren Wäldern aufmerksam zu machen.
Zum Tag des Luchses wird es dieses Jahr für Smartphone-User:innen die Möglichkeit geben, einen Luchs von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Wer die Seite wwf.de/luchstag besucht, kann einen virtuellen Luchs aufrufen und ihn in der direkten Umgebung anschauen. Da der Luchs sehr heimlich in deutschen Wäldern lebt, bekommt ihn kaum jemals jemand zu Gesicht. Mithilfe der Augmented Reality kann man ihn nun zumindest virtuell beobachten.
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