UKE- und HPI-Forschende untersuchen Entstehung von Virusmutationen
Wie entstehen Virusvarianten und wie verbreiten sie sich? Das ist eine der wesentlichen Fragen eines neuen Forschungsprojekts, das gemeinsam von Wissenschaftler:innen des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) und des Leibniz-Instituts für Experimentelle Virologie (HPI) initiiert wurde. Bedeutsam hierfür ist insbesondere, dass sich etwa die SARS-CoV-2-Varianten Alpha und Delta deutlich schneller verbreiten als das ursprüngliche Virus.
Eine ungewöhnlich hohe Anzahl von Mutationen in der Alpha-Variante B.1.1.7 hat die Wissenschaftler:innen zu der Annahme geführt, dass sich diese Variante möglicherweise in einem Menschen mit einer chronischen SARS-CoV-2 Infektion entwickelt haben könnte. Dies könnte zum Beispiel eine immunsupprimierte Person unter einer antiviralen Therapie gewesen sein. „Die Dynamik, mit der sich neue Varianten während einer Infektion und nachfolgender Übertragungsereignisse entwickeln oder manifestieren, ist jedoch nicht ausreichend erforscht“, erläutert Prof. Dr. Nicole Fischer, Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene des UKE. „In dem Projekt befassen wir uns daher mit dem Ursprung von SARS-CoV-2-Varianten, indem wir systematisch und umfassend die Entstehung und Übertragbarkeit von Varianten in einer signifikanten Anzahl von Proben aus lokalen Infektionsclustern untersuchen.“ Neben Probensammlungen des UKE wird insbesondere eine SARS-CoV-2-Genom-Surveillance-Plattform genutzt, die UKE und HPI in enger Zusammenarbeit mit den lokalen Gesundheitsbehörden etabliert haben. Prof. Fischer: „Wir erwarten, dass unsere Daten einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Entstehung komplexer Virusvarianten leisten werden.“
Das Projekt „Entstehung und Herkunft von SARS-CoV-2-Mutationen – Intrahost SARS-CoV-2 genetische Diversität bei immunkompetenten und immunsupprimierten Patienten“ wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen der Fokus-Förderung COVID-19 für ein Jahr mit 163.250 Euro gefördert.
Kontakt für Rückfragen: Prof. Dr. Nicole Fischer, Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene
Studie zum Umgang mit Corona-Verstorbenen
Wie ansteckend sind Verstorbene mit dem Corona-Virus? Diese Frage stellen sich seit Beginn der Corona-Pandemie vor allem auch Bestatter:innen und Angehörige. Rechtsmediziner:innen des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) sind dieser Frage in einer Studie nachgegangen und haben herausgefunden, dass mit großer Wahrscheinlichkeit eine Ansteckung durch bloße Berührungen nicht möglich sein dürfte. „Ein professioneller Umgang mit den Verstorbenen mit ausreichender Schutzausrüstung ist also ohne Angst und Unsicherheit möglich“, fassen die Erstautorinnen Priv.-Doz. Dr. Ann Sophie Schröder und Priv.-Doz. Dr. Carolin Edler aus dem Institut für Rechtsmedizin des UKE die im Fachmagazin Forensic Science, Medicine and Pathology veröffentlichten Ergebnisse zusammen.
Für die Studie untersuchten die Mediziner:innen 33 Hamburger Verstorbene, bei denen PCR-Tests Corona-Viren in den Nasen-Rachenabstrichen nachgewiesen hatten. Unter anderem wurden mehrere Abstriche von der Haut, etwa an den Schultern und Armen, angefertigt; also von Stellen, die Bestatter:innen häufig berühren. In den Abstrichen ließen sich zwar häufiger Virusfragmente nachweisen. Es gelang aber nicht, die Viren im Labor zu kultivieren; das heißt, sie zu einer Reproduktion zu bewegen als Hinweis auf eine bestehende Infektiösität. Außerdem untersuchten die Forschenden das Blut von Mitarbeitenden des Instituts für Rechtsmedizin mit regelmäßigen Kontakten zu SARS-CoV-2-positiven Verstorbenen. Das Ergebnis: Nur eine Person von 25 Mitarbeitenden hatte nachweisbare Antikörper gegen das Virus.
Literatur: Schröder, Edler et. al. The handling of SARS-CoV-2 associated deaths – infectivity of the body. Forensic Science, Medicine and Pathology. 2021.
DOI: https://doi.org/10.1007/s12024-021-00379-9
Kontakt für Rückfragen: Priv.-Doz. Dr. Ann Sophie Schröder und Priv.-Doz. Dr. Carolin Edler, Institut für Rechtsmedizin
Vorbelastete Menschen haben erhöhtes Risiko zur Entwicklung von Symptomen einer Zwangsstörung während der Corona-Pandemie
Bislang wurde davon ausgegangen, dass während der Corona-Pandemie unter anderem aufgrund der empfohlenen Hygienemaßnahmen wie regelmäßigem Händewaschen Zwangsstörungen in der Bevölkerung zunehmen. Wissenschaftler:innen des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) konnten nun in einer Längsschnittstudie zeigen, dass das Risiko, für einen unerwünschten Verlauf von Zwangssymptomen während der Corona-Pandemie für bereits vorbelastete Menschen tatsächlich erhöht war. Darüber hinaus zeigte sich eine geringe Zunahme von Zwangssymptomen über den frühen Pandemieverlauf. Die große Mehrheit der in der Studie Befragten zeigte zumindest in den ersten Monaten der Pandemie keine klinisch relevanten Symptome. Für die Studie wurden im vergangenen Jahr rund 1 200 Menschen befragt und die Ergebnisse mit bereits vorliegenden Daten aus der Zeit vor der Corona-Pandemie verglichen.
Literatur: Jelinek et. al. Predictors of trajectories of obsessive-compulsive symptoms during the COVID-19 pandemic in the general population in Germany. Translational Psychiatry. 2021.
DOI: https://doi.org/10.1038/s41398-021-01419-2
Kontakt für Rückfragen: Prof. Dr. Lena Jelinek, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Online-Umfrage: Hohe Akzeptanz der Plattform psychenet.de
Mithilfe einer Online-Umfrage haben Wissenschaftler:innen des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf (UKE) die vom UKE verantwortete Website psychenet.de evaluiert. Danach erzielte das Portal, das über psychische Gesundheit, psychische Erkrankungen und deren Behandlungsmöglichkeiten informiert, hohe Akzeptanzwerte. Zudem haben sich die Besucher:innenzahlen stetig gesteigert. Die im Fachmagazin Psychiatrische Praxis veröffentlichten Ergebnisse weisen darauf hin, dass psychenet.de ein Angebot darstellt, das insbesondere von bestimmten Zielgruppen, zum Beispiel von Menschen mit hohem Bildungsstand, in Anspruch genommen wird. „Zukünftige Forschung sollte unterschiedliche Darbietungsformen von Gesundheitsinformationen, etwa Text- und Videobeiträge, für schwer erreichbare Zielgruppen untersuchen, sodass Gesundheitsinformationen möglicherweise einem noch breiteren Publikum zugänglich gemacht werden können“, sagt Prof. Dr. Dr. Martin Härter, Direktor des Instituts und der Poliklinik für Medizinische Psychologie des UKE und Leiter des Projekts psychenet.de. Die Plattform wurde außerdem gerade vom Deutschen Netzwerk Gesundheitskompetenz für ihren hohen Qualitätsstandard ausgezeichnet.
Literatur: Köhnen et. al. Akzeptanz und Nutzung einer Website mit Gesundheitsinformationen zu psychischen Erkrankungen – www.psychenet.de. Psychiatrische Praxis. 2021.
DOI: https://doi.org/10.1055/a-1502-0961
Kontakt für Rückfragen: Prof. Dr. Dr. Martin Härter, Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie
Teilnehmende gesucht: DISCOVER-Studie zur Früherkennung von psychischen Beschwerden
Etwa jede:r Sechste in Deutschland ist einmal im Laufe seines Lebens von Depressionen betroffen. Die Hälfte der Betroffenen wird nicht richtig diagnostiziert und adäquat behandelt. Dabei gilt: Je früher Hilfe aufgesucht wird, desto besser sind die Behandlungschancen. Forschende des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) wollen nun in der internetbasierten DISCOVER- Studie die Früherkennung von psychischen Beschwerden verbessern. Konkret wollen sie Betroffene ausfindig machen und anregen, psychische Beschwerden selbst rechtzeitig wahrzunehmen, sie richtig einzuordnen und so eine frühzeitige Versorgung zu ermöglichen. Die DISCOVER-Studie umfasst einen kurzen Online-Fragebogen zur psychischen Gesundheit, die Teilnahme dauert etwa fünf bis zehn Minuten. Einige Teilnehmende werden zu drei Nachbefragungen eingeladen; ihnen werden nach ein paar Tagen, nach einem Monat und nach sechs Monaten weitere Fragen gestellt. Teilnehmen können alle Menschen, die älter als 18 Jahre sind.
Weitere Informationen: www.discover-studie.de
Kontakt für Rückfragen: Priv.-Doz. Dr. Sebastian Kohlmann, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Das 1889 gegründete Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) ist eine der modernsten Kliniken Europas und mit rund 13.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber in Hamburg. Pro Jahr werden im UKE rund 511.000 Patientinnen und Patienten versorgt, 106.000 davon stationär und 405.000 ambulant. Zu den Forschungsschwerpunkten des UKE gehören die Neurowissenschaften, die Herz-Kreislauf-Forschung, die Versorgungsforschung, die Onkologie sowie Infektionen und Entzündungen. Über die Medizinische Fakultät bildet das UKE rund 3.400 Mediziner und Zahnmediziner aus.
Wissen – Forschen – Heilen durch vernetzte Kompetenz: Das UKE. | www.uke.de
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
Martinistr. 52
20251 Hamburg
Telefon: +49 (40) 7410-0
http://www.uke.de
Unternehmenskommunikation
Telefon: +49 (40) 7410-54768
E-Mail: b.waschatz@uke.de