Rivaroxaban zur Behandlung und Prävention von venösen Thromboembolien bei Kindern bei der US-Gesundheitsbehörde FDA zur Zulassung eingereicht

Bayers Entwicklungspartner Janssen Research & Development, LLC hat bei der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA (Food and Drug Administration) einen Antrag auf Zulassung für den oralen Gerinnungshemmer Xarelto® (Rivaroxaban) zur Anwendung bei Kindern gestellt. Der Antrag erstreckt sich auf zwei pädiatrische Indikationen:

• die Behandlung von venösen Thromboembolien (VTE) sowie Prophylaxe von deren Rezidiven bei pädiatrischen Patienten unter 18 Jahren nach mindestens 5 Tagen initialer parenteraler Antikoagulationstherapie
• sowie die Thromboseprophylaxe nach der Fontan-Operation bei Patienten ab zwei Jahren mit angeborener Herzerkrankung.

Nach einer Zulassung wäre Xarelto der bislang einzige in den USA für Kinder zugelassene orale Faktor Xa-Inhibitor. In beiden potenziellen Indikationen soll Xarelto auf Basis des Körpergewichts dosiert werden – entweder mit einer oralen Suspension oder mit Tabletten.

Die von den aktuellen Leitlinien zur Behandlung von Kindern mit Blutgerinnseln oder mit einem Risiko für das erneute Auftreten von Thrombosen empfohlenen standardmäßigen Gerinnungshemmer müssen gespritzt werden, erfordern Einschränkungen in der Ernährung sowie regelmäßige Laborkontrollen. Derzeit gibt es keine von der FDA zugelassenen gerinnungshemmenden Arzneimittel zur Behandlung von Kindern mit angeborener Herzerkrankung nach einer Fontan-Operation.

In diesem Jahr hat Xarelto bereits in der EU einschließlich Großbritannien, Japan, Kanada und der Schweiz die Zulassung zur Behandlung und Rezidivprophylaxe von VTE bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nach mindestens fünftägiger parenteraler Therapie erhalten. Ein Zulassungsantrag in der EU zum Einsatz von Xarelto für die Thromboseprophylaxe nach Fontan-Operation soll folgen.

„Die Einreichung dieses Zulassungsantrags in den USA ist ein wichtiger Schritt, um VTE bei Kindern endlich besser behandeln zu können und eine Dosierung nach Körpergewicht zu ermöglichen“, sagte Dr. Christan Rommel, Mitglied des Executive Committee der Division Pharmaceuticals der Bayer AG und Leiter Forschung und Entwicklung. „Die Rivaroxaban-Suspension zur oralen Anwendung wird Änderungen an Darreichungsformen für Erwachsene überflüssig machen und die Anzahl der Injektionen zur Behandlung und Kontrolle deutlich reduzieren.“

Der Zulassungsantrag basiert auf den Erkenntnissen mehrerer gut kontrollierter Studien mit Xarelto bei Erwachsenen sowie auf zwei klinischen Phase-III-Studien bei Kindern: EINSTEIN-Jr., in der Kinder mit bereits diagnostizierter VTE untersucht wurden, und UNIVERSE bei Kindern mit VTE-Risiko nach einer kürzlich durchgeführten Fontan-Operation.

EINSTEIN-Jr. ist die bislang größte abgeschlossene Studie zur Behandlung von VTE bei Kindern. In der UNIVERSE-Studie wurde erstmals ein NOAC zur Prävention von Thromboembolien bei Kindern mit Fontan-Operation aufgrund einer angeborenen Herzerkrankung untersucht.

Über die EINSTEIN-Jr.-Studie
In der randomisierten, offen durchgeführten Phase-III-Studie EINSTEIN-Jr.* wurden 500 Kinder von der Geburt bis unter 18 Jahren mit nachgewiesener akuter VTE untersucht, die bereits mindestens 5 Tage eine initiale Antikoagulation mit Heparinen oder Fondaparinux erhalten hatten. Die Teilnehmer wurden im Verhältnis 2:1 randomisiert. Die Studiengruppe erhielt Rivaroxaban (als Tablette oder orale Suspension) in einer dem Körpergewicht angepassten Dosis, die einer Dosierung von 20 mg bei Erwachsenen entsprach. Die Vergleichsgruppe erhielt den Therapiestandard (fortgeführtes unfraktioniertes oder niedermolekulares Heparin oder Fondaparinux oder Wechsel auf einen Vitamin-K-Antagonisten, jeweils in therapeutischer Dosierung). Die Behandlungsdauer betrug standardmäßig 3 Monate, lediglich Kinder unter 2 Jahren mit Katheter-assoziierter VTE wurden nur 1 Monat lang behandelt. Am Ende der Behandlungsphase wurde der Befund erneut mit bildgebenden Verfahren überprüft und die Behandlung gegebenenfalls verlängert. Alle Ergebnisse wurden zudem im Kontext zu den bekannten Studien mit Rivaroxaban bei Erwachsenen mit VTE beurteilt.

Über die UNIVERSE-Studie
UNIVERSE ist eine randomisierte, offene Phase-III-Studie. Sie wurde multizentrisch und in zwei Teilen durchgeführt. Untersucht wurde der Einsatz einer neuartigen Formulierung von Xarelto als orale Suspension bei Kindern im Alter von 2 bis 8 Jahren mit ‚single ventricle‘-Physiologie, bei denen innerhalb der vier Monate vor Einschluss in die Studie eine Fontan-Operation durchgeführt wurde. Von November 2016 bis Juni 2019 wurden von 36 Studienzentren in 10 Ländern insgesamt 112 Teilnehmer rekrutiert. Teil A der Studie untersuchte die Pharmakokinetik und Pharmakodynamik von Xarelto in einzelnen und multiplen Dosierungen; Teil B dann die Sicherheit und Wirksamkeit von Xarelto im Vergleich zu Acetylsalicylsäure als Thromboseprophylaxe über einen Zeitraum von 12 Monaten.

Über Rivaroxaban (Xarelto®)
Rivaroxaban ist unter den nicht Vitamin-K-abhängigen oralen Antikoagulantien (NOAK) das Medikament mit den meisten zugelassenen Indikationen. Rivaroxaban wird unter dem Markennamen Xarelto vermarktet. Im Bereich der venösen und arteriellen Thromboembolien (VAT) ist Xarelto in folgenden Indikationen zugelassen:

• Zur Prävention von Schlaganfällen und systemischen Embolien bei erwachsenen Patienten mit nichtvalvulärem Vorhofflimmern und einem oder mehreren Risikofaktoren
• Zur Behandlung von Lungenembolien (LE) bei (1) Erwachsenen
• Zur Behandlung von tiefen Venenthrombosen (TVT) bei Erwachsenen
• Zur Prävention wiederkehrender LE und TVT bei Erwachsenen
• Zur Prävention von venösen Thromboembolien bei erwachsenen Patienten nach elektiver Hüftgelenksersatzoperation
• Zur Prävention von venösen Thromboembolien bei erwachsenen Patienten nach elektiver Kniegelenksersatzoperation
• Zur Prävention atherothrombotischer Ereignisse (kardiovaskuläre Sterblichkeit, Myokardinfarkt oder Schlaganfall) nach akutem Koronarsyndrom bei Patienten mit erhöhten kardialen Biomarkern ohne vorherigen Schlaganfall oder vorübergehende ischämische Attacke in Kombination entweder mit Acetylsalicylsäure oder mit Acetylsalicylsäure plus Clopidogrel oder Ticlopidin
• Zur Prophylaxe atherothrombotischer Ereignisse bei erwachsenen Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) oder symptomatischer peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK) und einem hohen Risiko für ischämische Ereignisse in Kombination mit Acetylsalicylsäure
• Zur Behandlung von venösen Thromboembolien (VTE) sowie Prophylaxe von deren Rezidiven bei Reifgeborenen, Säuglingen und Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nach mindestens 5 Tagen initialer parenteraler Antikoagulationstherapie

Über alle Indikationen hinweg ist Xarelto in mehr als 130 Ländern zugelassen, wobei der Zulassungsstatus von Land zu Land variieren kann, und wurde seit der Zulassung 2008 mehr als 82 Millionen Patienten verschrieben.

Rivaroxaban wurde von Bayer erfunden und wird gemeinsam mit Janssen Research & Development, LLC entwickelt. Xarelto wird außerhalb der USA von Bayer und innerhalb der USA von Janssen Pharmaceuticals, Inc. vermarktet. Janssen Research & Development, LLC und Janssen Pharmaceuticals, Inc. sind Teil der Janssen Pharmaceutical Firmengruppe von Johnson & Johnson.

Gerinnungshemmende Arzneimittel sind hoch wirksame Medikamente, die zur Prävention oder Behandlung schwerer Erkrankungen und möglicherweise lebensbedrohlicher Krankheiten eingesetzt werden. Vor der Verschreibung eines Gerinnungshemmers sowie beim Fortsetzen der Therapie sollte der Arzt sorgfältig Nutzen und Risiko für den jeweiligen Patienten abwägen.

Der verantwortungsvolle Umgang mit Xarelto hat eine hohe Priorität für Bayer. Das Unternehmen hat daher einen Verschreibungsleitfaden für Ärzte sowie einen Patientenratgeber zur Unterstützung von bewährten Praktiken entwickelt.

Weitere Informationen zu Thrombosen sind erhältlich unter www.thrombosisadviser.com.
Weitere Informationen zu Xarelto sind erhältlich unter www.xarelto.com.

(1) Nicht empfohlen bei Patienten mit einer LE, die hämodynamisch instabil sind od. eine Thrombolyse od. pulmonale Embolektomie benötigen.

* Male C et al. Lancet Haematol. 2019 Nov 4. pii: S2352-3026(19)30219-4

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