Im Juli veranstaltet das Museum Wiesbaden zu Ehren des Künstlers Joseph Beuys zwei Interventionswochen, vor sowie im Museum. „Wir freuen uns, diesen Künstler endlich ins Gespräch bringen zu können, nachdem der Lockdown im Frühjahr dies verhindert hat, sagt. Dr. Andreas Henning, Direktor des Museums Wiesbaden. „Zugleich wollen wir mit den Interventionswochen deutlich machen, dass auch Wiesbaden eine Beuys-Stadt ist. Die Beuys-Sammlung in unserem Haus wie auch der erste Omnibus für Direkte Demokratie auf Schloss Freudenberg stellen besondere Kräftefelder dar.“
1. Intervention „Bis alles gesagt ist“, 3. – 11. Juli 2021
Beuys hat den Kunstbegriff erweitert: „Jeder Mensch ist ein Künstler.“ Seitdem steht jede und jeder täglich vor der Entscheidung, sein Tun und Lassen unter den Anspruch „Kunst“ zu stellen und die Folgen zu verantworten. Was ist Kunst? Wer entscheidet das? Kann das wirklich jeder Mensch? Was kann ich verantworten? Gibt es dafür Beispiele? Zu all diesen Themen, Fragen, Einwänden wird im Museum Wiesbaden „Bis alles gesagt ist“ miteinander gesprochen. Alle Menschen sind eingeladen, insbesondere auch junge Menschen, Kitas und Schulklassen. Niemand muss schon etwas wissen oder vorbereiten. Die einzige Bedingung ist das bedingungslose Interesse, aneinander und am dem, was geschieht.
Zwei Zeitgenossen sind eine Woche lang Gastgeber im Beuys-Raum des Museums Wiesbaden, umgeben von Werken von Joseph Beuys aus der Sammlung Axel Hinrich Murken. Während der gesamten Öffnungszeit von 66 Stunden stehen Matthias Schenk (Wiesbaden) und Gerhard Schuster (Wien und Bochum) den Besucherinnen und Besuchern für Begegnungen bereit. Gemeinsam geht es um die Beforschung der Heilkräfte der Kunst. Jeden Mittag um 12:30 Uhr gibt es einen kurzen Nach-Tisch mit Joseph Beuys. Jeden Tag eine Stunde vor Schließung des Museums wird ein Zwischenergebnis gefasst und am Sonntag, den 11. Juli, ab 16:00 Uhr wird die Ernte der Gespräche und Begegnungen gesammelt.
Zu den Personen: Matthias Schenk, Schloss Freudenberg, begegnete Joseph Beuys in Rorschach/Bodensee; „Aktive Neutralität“, wo er vorschlug mitten auf dem See eine permanente Konferenz zu internationalen Fragen zu veranstalten. Beuys hat mit drei Vorarbeiten das Konzept Schloss Freudenberg impulsiert (Gut Schirmau, 1981, Gesamtkunstwerk Freie- und Hansestadt Hamburg, 1983, Omnibus für Direkte Demokratie). Gerhard Schuster arbeitet für den Impuls der Dreigliederung des sozialen Organismus im Internationalen Kulturzentrum Achberg, setzt sich mit der European Credit Initiative für neue Wege der Wirtschaft und des Geldes ein und ist für direkte Demokratie aktiv. Mit dem Projekt European Public Sphere führt er Gespräche zur Zukunft Europas.
2. Intervention: „Die Zukunft, die wir wollen, müssen wir erfinden – Gespräche über Demokratie“, 27. – 30. Juli 2021
Ende Juli parkt ganz im Sinne des Beuys’schen Schaffens der OMNIBUS für Direkte Demokratie vor dem Museum und öffnet seine Türen für Gespräche über Grundfragen unserer Gesellschaft. Diese Interventionswoche steht unter dem Motto: „Die Zukunft, die wir wollen, muss erfunden werden. Sonst bekommen wir eine, die wir nicht wollen“ (Joseph Beuys). Um eine neue Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung zu gestalten, ist die Volksabstimmung Instrument und Bedingung. Sie wurde von Beuys maßgeblich mit entwickelt, der 1971 die „Organisation für Direkte Demokratie durch Volksabstimmung“ in Düsseldorf gründete. 1987 startete auf der documenta 8 der erste OMNIBUS für Direkte Demokratie, der heute auf Schloss Freudenberg steht. 2021 organisiert der OMNIBUS gemeinsam mit vielen Menschen und Organisationen parallel zur Bundestagswahl die erste bundesweite Volksabstimmung über vier wichtige Zukunftsthemen.
Täglich von 10–18 Uhr steht der OMNIBUS vor dem Museum Wiesbaden. Alle Besucherinnen und Besucher können sich über die ABSTIMMUNG21 am OMNIBUS informieren und direkt teilnehmen. Ein Abendvortrag am 29. Juli 2021 diskutiert das Thema „Joseph Beuys und die Direkte Demokratie“.
Weitere Informationen zum Programm finden Sie auf unserer Homepage (https://www.museum-wiesbaden.de/…).
Joseph Beuys (1921—1986) ist einer der wichtigsten deutschen Künstler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Entdeckung ist der erweiterte Kunstbegriff: „Jeder Mensch ist ein Künstler.“ Seitdem steht jede und jeder täglich vor der Entscheidung, jegliches Tun und Lassen unter den Anspruch „Kunst“ zu stellen sowie Kraft und Potential dieser Wahl zu verantworten. Es liegt auf der Hand, dass man dazu nicht unbedingt an einer Kunstakademie studiert haben muss, sondern alle Menschen hier als Künstler gefragt sind, in allen Lebens- und Arbeitsbereichen der Gesellschaft. So kann man sich auch den Krisen der Gegenwart aus einem künstlerischen Impuls heraus zuwenden.
„Ich muß aber auch andere Menschen an die Sache heranführen, also ich muß sofort in ein Gespräch mit anderen Menschen kommen und deren Argumente hören, denn ich kann nicht behaupten, daß das, was ich herausgestellt habe, etwas ist was objektiv und nach allen Seiten hin richtig ist […] was ich hier herausgebracht habe, ist das Ergebnis meiner Arbeit und bitte jetzt weitergehende Argumente, denn ich bin ja in der Entwicklung.“ (Joseph Beuys im Gespräch mit Volker Harlan; Werkstattgespräch, Was ist Kunst? Bochum 1979)
Weitere Informationen: https://www.museum-wiesbaden.de/…
In Kooperation mit dem Schloss Freudenberg und dem OMNIBUS für Direkte Demokratie
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