Premiere von Viktor Ullmanns Bühnenweihefestspiel »Der Sturz des Antichrist«
Welchen Handlungsspielraum hat der Einzelne im Kampf gegen ein diktatorisches Regime? Dieser Frage gehen Viktor Ullmann und sein Textdichter Albert Steffen mit ihrer Oper »Der Sturz des Antichrist« vor dem Hintergrund der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten auf den Grund. Ein Techniker, ein Priester und ein Künstler sind in der Gewalt eines Alleinherrschers, der ihre Dienste zur Befriedigung seiner Allmachtsfantasien einfordert. Mit Hilfe seiner drei Gefangenen möchte er sich die Erde untertan machen. Der Techniker soll durch den Bau einer Raumkapsel die Gesetze der Schwerkraft überwinden, der Priester durch die Verwandlung von Steinen in Brot den Hunger der Massen stillen, der Künstler schließlich einen Hymnus auf den Regenten verfassen. Während Techniker und Priester vor ihren Aufgaben versagen, verweigert sich der Dichter. Im Kerker schöpft er in der Zwiesprache mit einem greisen Wärter neue Kraft für seinen Widerstand gegen die Unvernunft seines Widersachers. Schließlich stürzt sich der Diktator in seinem Größenwahn selbst in die Tiefen.
Die selten gespielte Oper wurde ursprünglich für die Wiener Staatsoper komponiert, wo sie allerdings nicht mehr aufgeführt werden konnte. Nicht nur die Genrebezeichnung »Bühnenweihefestspiel« rückt das Werk in die Nähe von Wagners letzter Oper. Auch die klangliche Opulenz und der religiöse Anspruch, den die Kunst darin für sich behauptet, machen das Stück zu Ullmanns »Parsifal«. Was sich auf den ersten Blick wie eine Parabel auf die aktuelle politische Situation der Entstehungszeit vor 1933 lesen lässt, war als poetisches Konzept der anthroposophischen Lehre gedacht. Voller Schrecken stellte der Librettist Albert Steffen später fest, dass er bereits im Jahre 1928 die Greuel des aufkommenden Nationalsozialismus in seinem Drama vorweggenommen hatte. Viktor Ullmanns »Sturz des Antichrist« wurde erst 60 Jahre nach seiner Entstehung uraufgeführt. Der Komponist hat es nicht erlebt. Er wurde 1944 im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ermordet.
»Der Sturz des Antichrist«
Oper (Bühnenweihefestspiel) in drei Aufzügen
Text von Albert Steffen
In deutscher Sprache mit Übertiteln
Musikalische Leitung Matthias Foremny
Inszenierung Balázs Kovalik,
Bühne, Kostüm Stephan Mannteuffel
Video Valerio Figuccio
Licht Michael Röger
Choreinstudierung Alexander Stessin
Mit
Der Regent / Dämon des Regenten Thomas Mohr
Der Priester / Der unvollkommene Engel Dan Karlström
Der Techniker / Das Gespenst des Technikers Kay Stiefermann
Der Künstler Stephan Rügamer
Der Wärter / Greis Sebastian Pilgrim
Ausrufer Martin Petzold
Gewandhausorchester
Opernchor
Oper Leipzig PREMIERE »Der Sturz des Antichrist« am 25. Sep. 2021, Opernhaus
AUFFÜHRUNGEN 01., 10. & 17. Okt. 2021
alle Vorstellungen mit Einführung 45 Min. vor Vorstellungsbeginn
OPER LEIPZIG WERKSTATT 21. Sep. 2021, 18:00 im Opernhaus
Musikwissenschaftliches Symposium zu »Der Sturz des Antichrist«
Die Zeit der Weimarer Republik gilt als eine der produktivsten Perioden der Musikgeschichte. Durch das Aufbrechen des tonalen Systems, das zunehmende Verschwimmen der Grenzen von sogenannter ernsthafter Musik und Unterhaltungsmusik, die Durchlässigkeit von Alltagswelt und Kunst und nicht zuletzt durch die vielfältigen multiethnischen Einflüsse erfuhr das Musikleben eine nie dagewesene Öffnung und Bereicherung, die mit dem verbrecherischen Regime der Nazi-Diktatur erstickt wurde. Zahlreiche Musikerinnen und Musiker flüchteten aus Deutschland oder wurden wie Viktor Ullmann in Konzentrationslagern ermordet.
Anlässlich der Aufführung von Viktor Ullmanns selten gespieltem Werk »Der Sturz des Antichrist« widmet sich die Oper Leipzig in Kooperation mit dem Institut für Musikwissenschaften der Universität Leipzig in einem Symposium diesen dunkelsten Zeiten. Mit dem Musikwissenschaftler Ingo Schultz konnte hierfür einer der versiertesten Kenner des Lebens und Schaffens von Viktor Ullmann gewonnen
werden. Ansgar Martins vom Lehrstuhl für Jüdische Religionsphilosophie der Universität Frankfurt beleuchtet die anthroposophischen Aspekte im Werk Ullmanns. Stefan Keym, Professor am Institut für Musikwissenschaften der Universität Leipzig, ordnet den »Sturz des Antichrist« in den Kontext der Weltanschauungsoper der Zwischenkriegszeit ein, ehe Manuel Gervink, Professor für Musikwissenschaften an der Hochschule Carl Maria von Weber in Dresden, Ullmanns Bühnenweihefestspiel mit Arnold Schönbergs »Moses und Aron« vergleicht, einem anderen prominenten Beispiel für Weltanschauungsopern dieser Zeit.
SYMPOSIUM »Der Menschheit wegen, Brüder« am 25. Sep. 2021, 10:00 im Konzertfoyer Opernhaus. Anmeldung erwünscht, Eintritt frei.
Wer ist neu im Leipziger Ballett? Bewerbung über Bildschirm, Vorstellung im Ballettsaal!
Mit dem »Blue Monday« öffnet das Leipziger Ballett regelmäßig die Türen des Uwe-Scholz-Ballettsaales und bietet exklusive Einblicke in die Arbeit der Company. Von der Probensituation über Konzeptskizzen hin zu Gesprächen im Vorfeld der Premieren – in persönlicher Atmosphäre lernen Sie das Team des Leipziger Ballett hinter den Kulissen kennen. Es ist eine lieb gewonnene Tradition, dass der erste »Blue Monday« der Spielzeit die neu engagierten Tänzerinnen und Tänzer im Ensemble vorstellt. Frisch in Leipzig angekommen, ist es ihre erste Aufgabe, kurze Soli auszuwählen, die sie in ihrer Kunst und vielleicht auch als Menschen beschreiben, und diese gemeinsam mit den Ballettmeistern und Ballettdirektor und Chefchoreograf Mario Schröder einzustudieren. Für die neuengagierten Tänzerinnen und Tänzer sind das die ersten Momente des gemeinsamen Arbeitens vor Ort in Leipzig – das Vortanzen für die Spielzeit 2021/22 fand in den vergangen Monaten ausschließlich im digitalen Raum statt – eine ganz neue Erfahrung für alle Beteiligten!
BLUE MONDAY am 13. Sep. 2021, 18:00 im Uwe-Scholz-Ballettsaal, Eingang Kellertheater an der Ringseite des Opernhauses
Klassik für Kinder mit der Musikalischen Komödie und Rossinis »La Cenerentola«
Alljährlich im September öffnet die Reformierte Kirche Leipzig ihre Pforten für das Festival »Klassik für Kinder«. Ein Wochenende lang können Kinder und Jugendliche auf spielerische Art und Weise die Welt der klassischen Musik entdecken. Dabei ist eine Opernaufführung für Kinder der Höhepunkt des Festivals. Diesmal steht eine kindgerechte Version von Gioacchino Rossinis Oper »La Cenerentola« auf dem Programm, hierzulande besser bekannt unter dem Titel »Aschenbrödel«. Um Kindern und Jugendlichen den wunderbaren Kosmos Oper nahezubringen, ist es zu einer festen Tradition geworden, dass Musikerinnen und Musiker der Musikalischen Komödie die Festivalleiterin Christiane Bräutigam tatkräftig bei der Inszenierung unterstützen. Die beiden finalen Aufführungen des Festivals finden in diesem Jahr in der Leipziger Philippuskirche statt.
KLASSIK FÜR KINDER »La Cenerentola« 24. Sep. 2021, 10:00 und 18:00, Philippuskirche | Karten dort
Premiere Anti-fascist Opera of German Composer Viktor Ullmann
The Fall of the Antichrist by Viktor Ullmann is a rarely performed opera, now visually stunningly staged in Leipzig by Balázs Kovalik and Stefan Mannteuffel. The premiere show finally comes out on September 25, 2021 – even if unfortunately no longer on Holocaust Memorial Day.
What leeway does the individual have in the fight against a dictatorial regime? Set against the backdrop of the Nazis’ seizure of power, Viktor Ullmann and his librettist Albert Steffen developed visionary answers to this question. This consecration for the stage is, in a way, Viktor Ullmann’s response to Richard Wagner’s Parsifal. The story line is straight: A technician, a priest and an artist are in the power of an autocrat who demands their services for the satisfaction of his omnipotence fantasies. With the help of his three prisoners he wants to subdue the earth. The technician is to overcome the laws of gravity by building a space shuttle, the priest is to satisfy the hunger of the masses by transforming stones into bread, and the artist is to compose a hymn to the regent. While technicians and priests fail the poet refuses. In the dungeon he draws new strength for his resistance by the discourse with an aged guard. Finally, the dictator, in his delusions of grandeur, plunges himself into an abyss.
The new season of the Leipzig opera opens on September 12, 2021, with one of the early works by Richard Wagner, Die Feen. This will be followed by six different operas in September alone – out of an incredible total of 32 Wiederaufnahmen planned for the season by all sections. Until rehearsals restart, the famous opera bees will continue to gather nectar on the roof of our opera house this summer. Fresh honey will be available from 1 September 2021, when the opera box office opens for the new season in Leipzig. Until then, the construction work will continue in the listed opera house. The balconies are being renovated and a new barrier-free entrance is being built.
Oper Leipzig
Premiere new »Der Sturz des Antichrist« The Fall of the Antichrist by Viktor Ullmann
September 25, 2021, Oper Leipzig, Opera House, 7 p.m.
(and October 01, 10, 17, 2021)
Musical direction: Matthias Foremny
Stage direction Balázs Kovalik,
Stage and costume design Stephan Mannteuffel
> Cast
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