„Ich wollte immer schon etwas mit Holz und mit meinen Händen machen“, berichtet Mahamad Oubay Khalifeh, der aus Damaskus stammt. „Nach einem Praktikum beim Fotografen, einer Schreinerei und schließlich hier in der Zimmerei, da habe ich schnell gemerkt, dass mir das gefällt und ich unbedingt Zimmerer werden möchte.“ Die erste Zeit in der Berufsschule war für den jungen Mann allerdings eine Herausforderung. Trotz vieler Deutschkurse hatte er sprachliche Probleme, vor allem Fachbegriffe, die er noch nie gehört hatte, stellten ihn auf die Probe: „Stemmeisen, Kabeltrommel – das waren Fremdwörter für mich, die ich noch nie gehört hatte. Hinzu kam noch der schwäbische Dialekt.“ Aber auch das praktische Arbeiten ging anfangs nur schwer vonstatten. Trotz aller Bemühungen gab es im ersten Halbjahr nur schlechte Noten und folglich schlechte Laune. Auch an einen Abbruch der Ausbildung dachte er schon. Doch Kollegen und Ausbilder Andreas Sauter redeten ihm gut zu und motivierten ihn, weiterzumachen. „Ich beschloss weiterzukämpfen, es mir und den anderen zu beweisen. Schritt für Schritt ging ich weiter, bat Kollegen um Hilfe, wenn ich nicht weiterwusse und bekam auch ausbildungsbegleitende Hilfe“, erzählt der 26-Jährige.
Jetzt ist er angekommen – nicht nur im Beruf: „Zwar ist das Schwäbische für mich nach wie vor schwer zu verstehen, aber ich habe auch da viel dazugelernt.“ Und so versteht er Aufforderungen wie „Gib mer gschwend dein Hammer“, „Obacht“, „Aubacha“ oder die schwäbische Maßeinheit „Muggaseggele“ problemlos. „So ist das eben auf einer schwäbischen Baustelle mit schwäbischen Mitarbeitern.“ Besonders die Arbeit im Freien auf der Baustelle gefällt ihm und dass er immer wieder mit anderen Werkstoffen arbeiten kann. „Mein Beruf ist sehr vielseitig und es motiviert mich jeden Tag aufs Neue, dass ich ihn gewählt habe. Zudem mag ich körperliche Arbeit und es gefällt mir, am Ende des Arbeitstages zu sehen, was ich geschafft habe“, so Khalifeh. Seine Motivation, seinen Ehrgeiz und sein handwerkliches Geschick schätzt auch sein Ausbilder Andreas Sauter: „Er hat wie kein anderer mit viel Willen und Einsatz daran gearbeitet, die Ausbildung erfolgreich abzuschließen. Unzählige Wochenenden hat er in der Werkstatt verbracht, um den Anforderungen in der Berufsschule gerecht zu werden. Nach der Arbeit besuchte er dann auch noch den Deutschunterricht.“
Sein starker Wille und seine Hartnäckigkeit lassen in Oubay den Wunsch aufkommen, im Beruf weiterzukommen und auf dem Erlernten aufzubauen: „Mein Chef sagt immer: Erfahrung ist das höchste Gut. Dieser Aussage will ich nachkommen.“ Weitere Wünsche sind der Führerschein und die deutsche Staatsangehörigkeit.
Seit 1986 ist Andreas Sauter Geschäftsführer der 1974 gegründeten Sauter Zimmerei-Holzbau GmbH in Balingen. Das Leistunsspektrum erstreckt sich vom modernen Hausbau bis zum traditionellen Holzbau. Aber auch bei Dachsanierungen, Fassadenarbeiten und Schiefereindeckungen ist Sauter gut aufgestellt. Zwölf Mitarbeiter und drei Auszubildende sind in alle Arbeiten und Tätigkeiten eingebunden, um Auftraggebern wie Privatkunden, Architekten sowie gewerblichen und öffentlichen Kunden korrekte und „saubere“ Arbeit abzuliefern. Zurzeit arbeitet das Team daran, für die Stuttgarter Wilhelma ein Asiatisches Dorf, das auf dem Firmengebäude in Balingen elementiert und vorgefertigt wird, zu bauen. So entstehen Stallungen und Unterkünfte für Ziegen, Schafe und Hängebauchschweine.
Zur Auszeichnung „Lehrling des Monats“
Die Auszeichnung wird seit Dezember 2014 vergeben. Vorgeschlagen werden können solche Auszubildende, die sich durch besonders gute Leistungen im Betrieb, in der Berufsschule und auch in der überbetrieblichen Ausbildung sowie ganz allgemein durch Lernbereitschaft, Zuverlässigkeit, Kundenorientierung, Teamfähigkeit und Belastbarkeit auszeichnen. Mit der Auszeichnung zum „Lehrling des Monats“ soll der Vorbildcharakter von jungen Erwachsenen hervorgehoben werden. Sie dient als Ansporn für andere, eine Ausbildung im Handwerk zu beginnen. Besonders gewürdigt werden kann darüber hinaus beispielsweise auch ein über die Ausbildung hinausgehendes ehrenamtliches Engagement. Kurzum: Gesucht werden junge Persönlichkeiten, die in besonderer Weise geeignet sind, Vorbild für andere Lehrlinge und „Werbeträger“ für eine handwerkliche Ausbildung zu sein. Im Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen werden von den 13.500 Handwerksbetrieben zurzeit rund 5.000 Lehrlinge ausgebildet.
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