Der Wissenschaftler Louis Crandell bekommt durch experimentelle Strahlung die Fähigkeit unsichtbar zu werden, wenn er einen – für andere tödlichen – Stromschlag erhält. Sichtbar bleibt allein seine Prothese aus Metall, die er trägt, seit er bei einem Unfall seine Hand verloren hat. Zunächst nutzt er seine neue Fähigkeit, um größenwahnsinnige Verbrechen zu begehen, später ändert sich sein Charakter und er wird zum Superagenten.
Die Geschichten – die irgendwo zwischen Crime noir, Science-Fiction, Horror und Agenten-Action wandeln – sind zum Teil haarstäubend und aus heutiger Sicht nahezu albern, wie man es auch aus dem Fernsehen der damaligen Zeit, wie zum Beispiel von Doctor Who, kennt. Aber diese naive Trashigkeit fasziniert auch heute noch und spiegelt perfekt eine Zeit wider, in der die Errungenschaften der Wissenschaft für viele komplett unverständlich waren, die Angst vor „der Bombe“ und unbekannten Strahlen allgegenwärtig war und von daher vieles in Geschichten nicht weiter hinterfragt wurde … solange es nur unglaublich genug war. Durchweg grandios ist dagegen die zeichnerische Umsetzung der Geschichten: Jesús Blasco gehört zu den berühmtesten Comic-Künstlern Spaniens, dessen Schaffen international bis heute zu Unrecht viel zu wenig Würdigung erfährt, obwohl sein Einfluss – speziell auch auf die britische Comics-Szene – unbestritten ist. Er beherrschte alle Stile, vor allem aber seine realistischen Schwarz-Weiß-Zeichnungen, wie man sie in Die Eiserne Hand sieht, sind schlichtweg brillant.
Mit Trigan und Karl, der Wikinger (damals Die Seewölfe) hat Panini bereits zwei andere Kobra-Klassiker im Programm. Bei diesen, wie auch bei Die Eiserne Hand, war es das Ziel, den Stoff in der Neuübersetzung für heute aufzubereiten, ohne das „alte“ Flair der Geschichten zu verlieren. Peter Mennigen, der schon in den 1970er Jahren Comics – darunter die Gespenster Geschichten – geschrieben hat, hat als Übersetzer bei Die Eiserne Hand genau den gewünschten Ton getroffen: Ein wenig Pulp, ein wenig retro – leicht sperrig, aber dennoch gut lesbar. Zum Erhalt des Feelings gehört auch, dass man bei Die Eiserne Hand geblieben ist und den Titel sowie den Helden nicht in Die Stahlklaue verändert hat, was bei einer Neubearbeitung sicher möglich und näher am englischen Titel The Steel Claw gewesen wäre. Allerdings findet sich der Originaltitel auf den Anfangsseiten der Kapitel, da er oft in die Zeichnungen der Panels integriert wurde. Diese Panels hatte man in Kobra oft einfach beschnitten. Diese und viele andere Informationen zur Historie des Comic-Klassiker findet man in dem Band, in ausführlichen Editorials.
Etwas ungewohnt könnten für die heutigen Lesegewohnheiten die Unterteilungen in Kurz-Kapitel sein. In den englischen Originalausgaben wie auch in Deutschland endeten die zwei bis fünf Seiten langen Episoden immer mit einem Verweis auf „die kommende Woche“ und begannen mit einer Zusammenfassung. In einer Kollektion erscheint das vielleicht schnell redundant, gehört jedoch zum klassischen Leseerlebnis dazu. In der neuen Bearbeitung hat man sich allerdings entschieden, diese Teile inhaltlich ein wenig anzupassen und zumindest auf das nächste Kapitel, statt die nächste Woche zu verweisen.
Alles in allem ist Die Eiserne Hand ein wahres Comic-Kleinod und ein Schatz der Comic-Historie. Eine Zeitreise zurück, zu den frühen Jahren der 9. Kunst. Comic-Fans „alter“ Schule (und natürlich nicht nur die) dürfen sich darauf freuen, dass Anfang 2022 noch ein weiter Klassiker in dieser Form erscheinen wird: Der König des Verbrechens (Spiderman, wie er in Kobra hieß, ohne etwas mit dem Marvel-Wandkletterer zu tun zu haben), aus der Feder von Superman-Erfinder Jerry Siegel.
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