Immer mehr neue Arten scheinen in unsere Breiten zu gelangen, nicht alle erweisen sich als unproblematisch. Doch was verbirgt sich hinter Begriffen wie Neobiota, einheimische und invasive Arten, Rückkehrer? Wie sieht es aus mit dem Wechsel in der Zusammensetzung der Arten am Oberrhein? Und wie könnte es in Zukunft weitergehen? Diese Fragestellungen stehen im Zentrum der Ausstellung.
Die Natur verändert sich ständig. Der Mensch hat jedoch schon früh Einfluss auf diesen natürlichen Prozess genommen und ihn in jüngerer Zeit durch die Ausweitung der globalen Handels- und Transportwege und durch den Klimawandel beschleunigt. In einer immer stärker vernetzten Welt reisen viele Tier- und Pflanzenarten, aber auch Pilze und Bakterien mit Hilfe des Menschen um die ganze Welt.
Besonders in der Region am Oberrhein im Südwesten Deutschlands werden neue Arten häufig zuerst gefunden: Die milden Temperaturen und das Aufeinandertreffen wichtiger Verkehrswege wie Straßen oder Flüsse machen die Oberrheinregion zu einem Hotspot des Wandels in der Natur. Die Ausstellung des Naturkundemuseums Karlsruhe zeigt, auf welche Weise Tiere, Pflanzen und Pilze zu uns kommen, welche Auswirkungen diese Arten auf ihren neuen Lebensraum haben und wie die Zukunft aussehen könnte.
In mehrere Bereiche gegliedert geht die Ausstellung den wichtigsten Themen und Fragen nach.
Heimisch oder neu – was heißt das überhaupt? Lässt sich die Natur so einfach in Kategorien einteilen? Das Ende der letzten Kaltzeit, der Beginn der Sesshaftwerdung und Landwirtschaft in der Jungsteinzeit, die Expansion des Römischen Reiches und das Zeitalter der europäischen Entdeckungen ab 1492 sind Eckpunkte, an denen Begriffe wie einheimische Arten, Archäobiota oder Neobiota festgemacht werden.
Neue Arten kommen auf vielen Wegen zu uns; oft, aber nicht immer, werden sie gezielt vom Menschen eingebracht. Weltweite Handelstransporte sowie die Auswirkungen des Klimawandels ermöglichen Tieren, Pflanzen und Pilzen das Vordringen in neue Gegenden.
Sie haben ganz unterschiedliche Auswirkungen auf ihre neuen Lebensräume. Die meisten fügen sich in die bestehenden Ökosysteme ein, manche werden jedoch durch ihre starke Vermehrung als invasive Arten zu einer Bedrohung für die vorhandene Artenvielfalt.
Ein eigener Bereich ist dem Wald gewidmet, der besonders unter dem aktuellen Klimawandel sowie unter parasitischen Pilzen und schädlichen Insekten leidet. Was können wir Menschen tun, um den Wald zu erhalten? Liegt die Lösung im Anpflanzen gebietsfremder Arten oder in der Entwicklung naturnaher Wälder aus einheimischen Bäumen?
Von vielen Menschen werden auch in der Vergangenheit ausgerottete einheimische Arten als fremd wahrgenommen, die wie Luchs, Biber und Wolf inzwischen zu uns zurückkehren. Die Ausstellung liefert die notwendigen Fakten für die oftmals kontroverse Diskussion zum Umgang mit diesen Arten.
Und letztlich ist die Ausbreitung neuer Arten auch keine Einbahnstraße in unsere Richtung, denn auch aus Mitteleuropa sind zahlreiche Organismen in andere Regionen der Erde gelangt, wo ihr Erscheinen durchaus auch problematische Folgen haben kann.
Mit beeindruckenden Exponaten wie eigens angefertigten Präparaten und Modellen, mit Mitmachstationen und anschaulichen Informationstafeln in einer atmosphärischen Inszenierung setzt sich die Karlsruher Ausstellung umfassend mit dieser hochaktuellen Thematik auseinander.
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