WAS
1.Philharmonisches Konzert der Bremer Philharmoniker
„Von Welterfolgen und schweren Geburten“
WANN
Sonntag, 26. September 2021, 11 Uhr
Montag, 27. September 20201, 19:30 Uhr
Dienstag, 28. September 2021, 19:30 Uhr
WO
Konzerthaus Glocke
Domsheide 4/5
28195 Bremen
Große Freude bei den Bremer Philharmonikern: Nach einem Jahr Zwangspause kehren sie mit ihrer Philharmonischen Konzertreihe zurück in die Glocke. Am 26./27. und 28. September startet das Orchester mit Werken von Kurt Weill, Jean Sibelius und Ludwig van Beethoven in die Konzertsaison 2021/2022. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei dem Gastsolisten und Ausnahmekünstler Emmanuel Tjeknavorian, der wohl zum letzten Mal in Bremen als Violinist zu erleben sein wird. Ab dem kommenden Jahr möchte er sich nur noch dem Dirigieren widmen.
Auch Generalmusikdirektor Marko Letonja blickt bereits voller Vorfreude auf dieses Konzert:“ Vor zwei Jahren hätte ich mir noch nicht vorstellen können, dass ich eines Tages vor allem Dankbarkeit über Konzerte mit Publikum empfinden würde, so selbstverständlich war ein gut gefüllter Konzertsaal. Dies hat sich in den letzten anderthalb Jahren aus den bekannten Gründen ja leider dramatisch verändert. Doch nun können wir endlich positiv nach vorn blicken und ich finde, es ist höchste Zeit die Konzertsäle wieder zu öffnen und darüber freue ich mich wirklich sehr.“ Kurt Weills „Kleine Dreigroschenmusik“ passt für ihn perfekt zu einem Saisonstart in Corona-Zeiten, denn „die Musik ist trotz des relativ düsteren Ambientes, in der sich die Oper entwickelt, witzig, humorvoll und zum Teil sogar auch fröhlich, vor allem aber sehr spontan“, so Letonja, der darin eine Parallele zu Beethovens Symphonie Nr. 4 sieht, die ebenfalls auf dem Programm steht.
Mit Emmanuel Tjeknavorian gibt ein junger Künstler sein Debüt bei den Bremer Philharmonikern, der bereits seit mehreren Jahren für internationales Aufsehen sorgt. Seine Leidenschaft für Sibelius ist bekannt, nicht von ungefähr ist er Preisträger des Jean-Sibelius-Violinwettbewerbs und wurden seine Aufnahmen mit dessen Violinkonzerten hoch gelobt. Doch es wird eines seiner letzten Konzerte als Violinist sein, da Tjeknavorian trotz aller solistischer Erfolge seine musikalische Zukunft am Dirigentenpult sieht. Marko Letonja und Emmanuel Tjeknavorian kennen sich gut und haben bereits mehrmals zusammen auf der Bühne gestanden, unter anderem auch mit Sibelius´ Violinkonzert. Das höchst anspruchsvolle Werk gehört zu den meistgespielten und erfolgreichsten Violinkonzerten des 20. Jahrhunderts. Es war Letonjas großer Wunsch, dieses Konzert mit Tjeknavorian an der Violine dem Bremer Publikum zu präsentieren.
Die Saalkapazität der Glocke bleibt entsprechend der aktuell geltenden Corona-Verordnung auf rund 500 Plätze reduziert. Die Wiederaufnahme des Abonnements ist daher noch nicht möglich. „Wir bedauern dies sehr, können aber auf Grund des limitierten Platzangebots derzeit noch kein Abonnement anbieten“, so Intendant Christian Kötter-Lixfeld. Er ist jedoch zuversichtlich, dass mit steigenden Impfzahlen und sinkenden Inzidenzen spätestens zum Neujahrskonzert alle Philharmonischen Konzerte auch wieder als Abonnement buchbar sein werden. Bis es soweit ist, gibt es die Eintrittskarten ausschließlich im freien Verkauf über die üblichen Vorverkaufsstellen – online und auch direkt vor Ort in der Glocke oder bei den Verkaufsstellen von Nordwest-Ticket.
Das Programm
Kurt Weill (1900 – 1950)
Kleine Dreigroschenmusik
– Ouvertüre
– Die Moritat von Mackie Messer
– Anstatt daß-Song
– Die Ballade vom angenehmen Leben
– Pollys Lied
– Tango-Ballade
– Kanonen-Song
– Dreigroschen-Finale
Uraufführung 7. Februar 1929 in Berlin
Jean Sibelius (1865-1957)
Violinkonzert d-Moll op. 47
– Allegro moderato
– Adagio di molto
– Allegro ma non tanto
Uraufführung 8. Februar 1904 in Helsinki
Ludwig van Beethoven (1770-1827):
Symphonie Nr. 4 B-Dur op. 60
– Adagio – Allegro vivace
– Adagio
– Allegro molto e vivace – Trio. Un poco meno allegro
– Allegro ma non troppo
Uraufführung im März 1807 in Wien
Marko Letonja, Dirigat
Emmanuel Tjeknavorian, Violine
Informationen zu Künstlern und Programm / Auszüge aus dem Programmheft
Marko Letonja
Dirigat
Seit Beginn der Spielzeit 2018/2019 ist Marko Letonja Generalmusikdirektor und Chefdirigent der Bremer Philharmoniker. Marko Letonja ist zudem Artistic Director des Tasmanian Symphonie Orchestra, an dem er zuvor von 2011 bis 2018 Chefdirigent war. Unter seiner Amtszeit gelang es ihm, das Tasmanian Orchestra auf ein neues künstlerisches Niveau zu bringen. So gewann er 2017 für die konzertante Aufführung von Wagners Tristan und Isolde mit Nina Stemme und Stuart Skelton den Helpman Award für das beste Konzert eines Symphonieorchesters. Von 2012 bis 2021 war er Chefdirigent des Orchèstre Philharmonique de Strasbourg. Zu den Höhepunkten seiner dortigen Amtszeit zählten eine Deutschlandtournee, die in hochgelobten Auftritten in der Elbphilharmonie Hamburg und der Frankfurter Oper gipfelte, sowie eine Tournee durch Südkorea und die Inszenierung von Bartóks Herzog Blaubarts Burg an der Pariser Oper. Zu den jüngsten Auszeichnungen zählte eine Inszenierung von Ginasteras Beatrice Cenci an der Opera National du Rhin, die 2019 den Grand Prix für die beste Opernproduktion des Syndicat Professionel de la Critique gewann.
Als Gastdirigent arbeitet Letonja mit den Wiener Symphonikern, den Münchnern Philharmonikern, dem Orchestre de la Suisse Romande, den Hamburger Symphonikern, dem Orchester Filamonica della Scala in Mailand und dem Berliner Radio-Symphonieorchester zusammen sowie mit dem Seoul Philharmonic, dem Mozarteum Salzburg, dem Stockholmer Opernorchester, dem Staatsorchester Stuttgart und tourte mit dem Orchester Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi. Mit einem vielfältigen Repertoire gastiert er des Weiteren u. a. an den Opernhäusern in Wien, Genf, Rom, Dresden, Berlin, Straßburg, München und Lissabon. Zudem ist er gern gesehener Gast in Australien und Neuseeland und wurde 2008 zum Principal Guest Conductor des Orchestra Victoria Melbourne ernannt. Letonja begann sein Studium als Pianist und Dirigent an der Musikakademie von Ljubljana und schloss es 1989 an der Akademie für Musik und Theater in Wien ab. Schon zwei Jahre später wurde er Musikdirektor der Slowenischen Philharmonie in Ljubljana, die er bis zu seiner Ernennung zum Chefdirigenten und Musikdirektor des Sinfonieorchesters und des Theaters Basel leitete. In dieser Zeit begann auch seine internationale Laufbahn als Konzertdirigent.
Emmanuel Tjeknavorian
Violine
Der 1995 geborene Österreicher Emmanuel Tjeknavorian macht sowohl als Violinist als auch am Dirigentenpult von sich Reden. Er sei eben „ein Ausnahmetalent“, bescheinigte ihm etwa der Berliner Tagesspiegel. Regelmäßig konzertiert Tjeknavorian mit den großen Ensembles und Orchestern der Welt, darunter das Gewandhausorchester, das Mahler Chamber Orchestra, das London Symphony Orchestra, das Tonhalle Orchester Zürich und das Deutsche Symphonie Orchester Berlin. Zu weiteren musikalischen Partnern zählen unter anderem Semyon Bychkov, Riccardo Chailly, Adam Fischer, Edward Gardner und Yuri Temirkanov. Auch bei den internationalen Klassik-Festivals ist er ein gern gesehener Gast, u.a. beim Enescu Festival, Grafenegg Festival, Rheingau Festival und den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern. Bedeutungsvoll waren seine Auftritte bei der Salzburger Mozartwoche und beim Festival de Paques in Aix-en-Provence, wo er auf Mozarts eigener „Costa-Geige" spielte.
Seine ersten Geigenstunden erhielt Tjeknavorian im Alter von fünf Jahren in Armenien. Im Alter von zehn Jahren kehrte er nach Österreich zurück und wurde ab 2011 Schüler von Gerhard Schulz, ehemals Mitglied des Alban-Berg-Quartetts, an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Weiterhin wurde er von Petros Haykazyan, Artashes Mkrtchyan, und Arkadij Winokurow unterrichtet. Derzeit spielt Emmanuel Tjeknavorian auf einer Violine von Antonio Stradivari, Cremona, 1698, die ihm freundlicherweise von einem Gönner der Londoner „Beare’s International Violin Society“ zur Verfügung gestellt wird. Seit 2017 moderiert er neben seinen Aktivitäten als Musiker zudem bei Radio Klassik Stephansdom seine eigene Show, „Der Klassik-Tjek“. Nachdem er bereits seit 2014 bei seinem Vater, dem Komponisten und Dirigenten Loris Tjeknavorian, Dirigierunterricht nahm, und Meisterkurse in England und Italien besuchte, will Tjeknavorian künftig seinen Fokus vermehrt auf das Dirigieren legen.
Kurt Weill
Kleine Dreigroschenmusik für Blasorchester
Die Dreigroschenoper wurde 1928 im Berliner Theater am Schiffbauerdamm mit sensationellem Erfolg uraufgeführt und gehört heute zum meistgespielten deutschen Theaterstück des 20. Jahrhunderts. Die beiden Köpfe dahinter waren der Autor Bertolt Brecht und der Komponist Kurt Weill. Sie orientierten sich am Modell der sogenannten „Beggar‘s Opera“ des 18. Jahrhundert von John Gay und Johann Christian Pepusch. Weill kam aus einer musikalischen Familie – sein Vater war Kantor – und hat sich im Alter von zehn Jahren selbst das Klavierspiel beigebracht. Bereits als Jugendlicher komponierte er, und mit 18 Jahren ging er nach Berlin, um Musik zu studieren. 1927 machte er die folgenreiche Bekanntschaft mit Bertolt Brecht. Zusammen entwickelten sie die Idee zur „Dreigroschenoper“, mit der Brecht die Heuchelei der bürgerlichen Moral zu entlarven gedachte. Weill, der sich eigentlich als atonaler Komponist einen Namen gemacht hatte, krempelte seinen persönlichen Stil hierfür völlig um und komponierte ebenso schmissige wie eingängige Schlager. Kein Geringerer als Dirigent Otto Klemperer beauftragte Weill, die Suite mit einigen Nummern aus der Opernpartitur für den Konzertsaal zusammenzustellen. Am 7. Februar 1929 dirigierte Klemperer im Rahmen eines Sinfoniekonzerts dann erstmals die „Kleine Dreigroschenmusik“. Sie wurde ein großer Erfolg.
Jean Sibelius
Violinkonzert d-Moll op. 47
Das Violinkonzert von Jean Sibelius gehört zu seinen populärsten Werken und zählt mittlerweile zum Kernrepertoire nahezu jedes Solisten. Es ist das am häufigsten aufgenommene und aufgeführte Violinkonzert aller Violinkonzerte des 20. Jahrhunderts. Als Sibelius sein Violinkonzert im Jahr 1903 schrieb, war er in Finnland bereits eine Berühmtheit und begann, in ganz Europa bekannt zu werden. Einer seiner stärksten Unterstützer war der Geiger Willy Burmester, der das neue Konzert unbedingt spielen wollte. Sibelius verlegte jedoch die Uraufführung und vertraute diese stattdessen einem gewissen Viktor Nováček an. Das Ergebnis war eine künstlerische Katastrophe, denn „ein rotgesichtiger und schwitzender Viktor Nováček kämpfte eine verlorene Schlacht“, so der Sibelius-Biograf Erik Tawaststjerna. Die Kritik war niederschmetternd. Zerknirscht machte sich der Komponist trotzdem an die Arbeit und revidierte das Konzert gründlich. 1905 wurde es in Berlin uraufgeführt, wobei kein Geringerer als Richard Strauss die Berliner Philharmoniker dirigierte. In den folgenden Jahren wurde das Konzert immer beliebter. Die endgültige Wende vom Misserfolg zum Welterfolg kam mit der Aufnahme von Jascha Heifetz in den 1930er Jahren. Es sollte das einzige Solokonzert bleiben, das Jean Sibelius jemals geschrieben hat. Von den schweren Geburtswehen merkt man dem Werk nur wenig an, obwohl es selbst versierteste Geiger vor große Herausforderungen stellt. Vor allem das virtuose Finale gleicht einer Tour de Force für jeden Solisten: halsbrecherische Intervallsprünge, Doppelgriffe, zahlreiche Verzierungen und ein geradezu atemberaubendes Tempo prägen diesen Satz.
Ludwig van Beethoven
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 B-Dur
Obwohl sich Beethoven mit der 1808 beendeten Symphonie Nr. 4 auf seine Vorbilder und Lehrer Haydn und Mozart bezieht und die Symphonie dadurch einen eher klassischen Zuschnitt bekommt, ist sie alles andere als rückwärtsgewandt oder gar leichtgewichtig. Dem ersten Satz ist eine ausgedehnte langsame Einleitung vorangestellt. Harmonisch und thematisch bewegt Beethoven sich hier stets im Bereich des Ungefähren. Die Musik setzt immer wieder an und bricht ab, die Atmosphäre bleibt verhalten. Doch plötzlich erwacht die Musik zum Leben: „Allegro vivace“ notiert Beethoven an dieser Stelle in der Partitur, „schnell und lebendig“ soll es weitergehen. Und das tut es auch: Energisch legen die Streicher los, und immer deutlicher kristallisiert sich ein klar konturiertes Thema heraus. Starke Gegensätze verleihen diesem Satz eine phänomenale Wirkung, Kontraste beleben heißt es schließlich nicht zu Unrecht, und als Klangregisseur weiß Beethoven dies hier sehr wirkungsvoll einzusetzen. Auch der zweite Satz ist durch Gegensätze geprägt. Ein pochendes, paukenähnliches Motiv, mit dem der Satz beginnt und selbigen fast komplett durchzieht, kontrastiert mit einer weitgeschwungenen, ausgesprochen kantablen Melodie. Der dritte Satz ist durch den Gegensatz zweier Grundrhythmen geprägt: Zweier- und Dreiertakt. Der Zweier ist ein Furiant, ein ungestüm wirbelnder böhmischer Tanz. Notiert ist er jedoch im Dreivierteltakt, der der Gruppierung der melodischen Schwerpunkte in Zweiergruppen zuwiderläuft. Doch letztendlich siegt der Dreiertakt. Das ständige Hin und Her zwischen beiden Taktarten verleiht der Musik eine wilde, unbändige Energie. Auch das Finale, das ganz vom Geist der Haydnschen Symphonien geprägt ist, wird durch solche Kontraste geprägt. Hier stehen sich klare, weiträumig gespannte melodische Linien und polyphones instrumentales ‚Gewusel’ gegenüber.
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