Klimaschutz spielt bei Ausschreibungen im öffentlichen Sektor bisher nur eine untergeordnete Rolle. Und das, obwohl 40 Prozent der öffentlichen Großaufträge im emissionsintensiven Bausektor ausgeschrieben werden. Gerade hier gäbe es viel Potenzial, um Emissionen zu reduzieren: Stahl, der etwa auch mit grünem Wasserstoff erzeugt werden kann, schlägt in der Erzeugung und Verarbeitung mit sechs Prozent der deutschen Treibhausgas-Emissionen zu buche. Der Staat könnte über eine Quote vorgeben, wie viel Prozent der eingesetzten Baustoffe „grün“ sein müssen. Die IW-Forscher haben die möglichen CO2-Einsparungen einer solchen Regelung untersucht: Eine Quote auf grünen Stahl und Kunststoff von 30 Prozent im Jahr 2030 im öffentlichen Bausektor könnte Treibhausgase von knapp 1,9 Millionen Tonnen einsparen. Das entspricht ungefähr den jährlichen Emissionen des innerdeutschen Flugverkehrs.
Wasserstofftechnologien versprechen hohe CO2-Einsparung
Grundlage für die Berechnungen sind die Prozesse, mit denen etwa Stahl und Kunststoff nahezu klimaneutral produziert werden können. In beiden Fällen hilft Wasserstoff weiter: er kann mit grünem Strom erzeugt und dann zum Beispiel bei der Stahlproduktion eingesetzt werden – klimaschädliche Kohle ist dann nicht mehr notwendig. In der Praxis sind die Verfahren allerdings noch nicht in der Breite verfügbar. Das liegt vor allem am Geld: Investitions- und Betriebskosten dieser klimafreundlichen Anlagen sind im Vergleich zu herkömmlichen Methoden derzeit nicht rentabel. Auch die Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff ist momentan nicht gewährleistet.
Politik muss Anreize für Innovationen schaffen
Doch genau hier könnte der Staat aushelfen: Jährlich investiert er knapp 500 Milliarden Euro in die öffentliche Beschaffung – der Staat hat dementsprechend eine große Macht auf dem Markt. Bedeutet: Gäbe es eine Quote für grüne Grundstoffe, würde das den Absatz der Hersteller sichern und sie könnten mit überschaubarem Risiko in innovative Baustoffe und in ihre Produktion investieren. Die dafür nötigen Technologien würden dadurch immer effizienter, günstiger und deshalb auch für den Einsatz bei privaten Aufträgen attraktiver. „Ohnehin schlagen viele Parteien in ihren Wahlprogrammen vor, grüner in der öffentlichen Beschaffung zu sein“, sagt IW-Referent und Studienautor Malte Küper. „Die Akzeptanz privater Unternehmen für klimafreundliche Produkte würde steigen. Hier muss die Politik Ressourcen in der Verwaltung schaffen und klare Richtlinien für nachhaltige Ausschreibungen festlegen.“
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