„Wo es ‚Pfftt’ macht, sind oft wir drin“

Als die französische Stainless-Gruppe 2016 die Firma Früchtl im Rahmen einer Nachfolgeregelung über­nimmt, kommt eine Perle zum international bedeutenden Edelstahlhändler. Denn die Esslinger Spezialisten für Edel­stähle haben sich in Deutschland als ein kompetenter und erfahrener Partner für lösungszentrierte Anwendungen etabliert. Was 1972 als Nebentätigkeit begann, hat sich zu einem exzellenten Nischenanbieter entwickelt, der nächstes Jahr 50-jähriges Jubiläum feiert. Vor allem der Mehrwert durch absolute Liefersicherheit und Messungen, die es in dieser Präzision und Aussagekraft nirgends gibt, begeistert Kunden.

„Kunden schätzen unsere Expertise in der Beratung kniffliger Anwendungen genauso wie unsere Offenheit, zu sagen, wenn etwas nicht geht“, betont Wolfgang Sachsenmaier, Geschäftsführer der Stainless Früchtl GmbH im schwäbischen Esslingen. Das schätzt auch Joëlle Verdier, Geschäftsführerin sowohl des Mutterkonzerns Stainless, der Früchtl 2016 im Rahmen einer Nachfolgeregelung von den Gründern übernommen hat, als auch vom Tochterunterneh­men: „Mit Früchtl haben wir ein zu uns passendes Standbein in Deutschland erworben. Die Ausrichtung auf langfristige Kunden­beziehungen, großes Fachwissen im Edelstahlbereich und exquisite Beratungskompetenz entspricht exakt unserer Firmenphiloso­phie.“ Was so gut klingt, bedarf deshalb einer genaueren Betrachtung. Begeben wir uns deshalb einmal auf eine Zeitreise.

Der Erfolg von Früchtl beginnt als Nebentätigkeit

Als Günther Früchtl sich 1972 selbstständig macht, baut er zunächst noch Netz und doppelten Boden ein. Und so gründet 1972 seine Frau Gisela die Firma Metallwerkzeug Früchtl, während er haupt­beruflich noch als Vertreter eines österreichischen Edelstahlhändlers tätig ist. Weil das Unternehmen auch dank der Mitarbeiterin Klara Glemser jedoch schnell Fahrt aufnimmt, ist die Konstruktion schnell Geschichte und Günther Früchtl im eigenen Unternehmen angekom­men. Da entwickelt sich der Firmenzweck in Richtung Edelstahl­bleche und Halbzeuge. Die Expertise für die notwendige Ausrichtung auf den Vertrieb bringt 1975 Heinrich Breuning mit. Später stoßen mit Heinz Hartmann sowie der langjährigen späteren Geschäfts­führerin Dagmar Zenner zwei weitere prägende Personen hinzu.

Die Verantwortlichen erkennen jedoch rasch, dass bei Standardan­geboten im Edelstahlbereich gegen die großen und etablierten Play­er im Markt kein Blumentopf zu gewinnen ist. Und so werden Spe­zialisierung und Beratung zum Credo des Esslinger Unternehmens. Das erkennt der benachbarte Weltmarktführer in Pneumatik, der für die Kolbenstangen in seinen Produkten zwar Standardabmessungen hinsichtlich Länge und Durchmesser sucht, in Bezug auf Oberfläch­engüte jedoch höchste Qualitätsansprüche stellt, die über das Marktübliche deutlich hinausgehen. Weil Früchtl diese außergewöhn­liche Qualität liefern kann, ist das Anfang der 1980er Jahre der Beginn einer tiefen Zusammenarbeit, die bis heute anhält. Das damit verbundene stabile Wachstum kommentiert Sachsenmaier gerne schmunzelnd mit den Worten: „Wenn es irgendwo ‚Pfftt’ macht, sind wir höchstwahrscheinlich drin.“

„Fünf Minuten nach der Wende“ beginnt prägendes Wachstum

Weiter vorangetrieben wird die Spezialisierung 1989, direkt nach der Wende. Als das 1466 gegründete Traditionsunternehmen Boschgotthardshütte (BGH) von der Treuhand mit den Sächsischen Edelstahlwerken den führenden Edelstahlerzeuger der DDR übernimmt, ist Früchtl quasi mit im Boot. Denn die Esslinger sollen die vielen kleinen Unternehmen der Medizintechnik, die in der früheren DDR durchaus eine auch international bedeutende Rolle spielen, mit Edelstählen beliefern. Früchtl Key-Account Manager Emir Asani kennt die Erzählungen vom Ursprung dieser fruchtbaren Zusammenarbeit: „Unser Vertriebsprofi Heinrich Breuning ruft praktisch fünf Minuten nach der Wende den Verantwortlichen bei BGH an. Aus diesem Kontakt entsteht eine innige Verbindung, die einen weiteren Meilenstein in der Unternehmensgeschichte von Früchtl markiert.“ Heute gehören neben vielen anderen Herstellern und Großhändlern wie Ugitec, Ravne oder Breitenfeld weitere Branchengrößen zu wichtigen Partnern der Esslinger.

Damals beginnt eine Fokussierung auf den Bereich Medizintechnik, der bis heute rund die Hälfte des aktuell etwa 12 Millionen Euro ho­hen Jahresumsatzes ausmacht. Implantate- und Instrumentenstähle der Gattung 1.4404 bzw. AISI 316L mit ihren besonderen Anforde­rungen an Qualität und Güte werden heute von Früchtl nicht mehr nur in die östlichen Bundesländer geliefert. Vielmehr hat sich diese Kompetenz schnell auch im Weltzentrum der Medizintechnik im Raum Tuttlingen herumgesprochen. Inzwischen ist die Medizintech­nik der bedeutendste Wachstumsmarkt mit dem größten Zukunfts­potenzial für das Unternehmen.

Mitdenken und den Kunden Arbeit abnehmen

Dabei ist es gar nicht nur die Produktqualität, mit der sich Früchtl auszeichnet. Es sind vielmehr große Erfahrung, Kompetenz und kundenspezifische Serviceleistungen, mit denen die Verantwortli­chen seit jeher tiefe und lange Verbindungen zu ihren Kunden aufbauen. „Und es ist die Ehrlichkeit in der Beratung“, betont Sachsenmaier, „denn wir sprechen es auch an, wenn wir wissen, dass etwas, was der Kunde will, so nicht geht.“

Stets wird auch nachgefragt, was die Kunden mit dem bestellten Material machen wollen. Und weil sich die Früchtl-Experten in die Anwendungen hineindenken, kommen auch Vorschläge zur Sprache, die es den Kunden leichter machen. So werden Edelstähle auch durch drehen und fräsen vorbearbeitet geliefert. Diese Arbeit spart Anwendern beim Zerspanen häufig mehrere Prozessschritte und somit Zeit und Geld. Auch Zuschnitte, Bohrungen oder Ober­flächenveredelungen gehören zu den Service-Dienstleistungen von denen Kunden profitieren.

Keine Berührungsängste bei besonderen Projekten

In den 1990er Jahren macht sich Früchtl einen Namen, weil sie als erster und bis heute einer von wenigen Lieferanten die wärme­behandelte und äußerst korrosionsbeständige Edelstahlsorte 1.4542 liefern können. Edelstahl 1.4542 liefert das Unternehmen an Kunden im Maschinenbau, der Medizin sowie der Mess- und Regeltechnik, die diese Güte schätzen.

Mit besonderen Projekten haben die Esslinger keine Berührungs­ängste. „Als 2013 im Turm von Mekka die mit 43 Metern Durchmesser größte Turmuhr der Welt gebaut wird, werden von den Schwarzwälder Herstellern in 600 Metern Höhe auch Stähle von uns verbaut“, erinnert sich Emir Asani. Solche Einmalprojekte sind bei Früchtl eine willkommene Abwechslung im täglichen Geschäft.

Weltweit einzigartige Maschine für Geradheitsmessungen

Als die STAINLESS Gruppe 2016 alle Anteile der Gründerfamilie Früchtl übernimmt, wechseln die Eigentumsverhältnisse. „Das verschafft uns neue Möglichkeiten und gibt uns für die Zukunft eine stabile Heimat“, bekräftigt Sachsenmaier nachdrücklich. Das zeigen die aktuellen Investitionen in den weiteren Ausbau der Service-Dienstleistungen rund um Edelstahl. Dazu gehört die Lieferzuverläs­sigkeit, für die STAINLESS FRÜCHTL, wie das Unternehmen jetzt heißt, seither bekannt ist. Dahinter steht eine Lagerhaltung und die absolute Verfügbarkeit auch in besonderen Zeiten und Situationen. Für Vertriebsdirektor Eric Duval vom Mutterunternehmen ein wichti­ger Aspekt: „Wer immer zuverlässig liefern kann, genießt bei seinen Kunden großes Vertrauen.“ Das untermauern auch die 2021 erfolg-ten Zertifizierungen 14001 (Umwelt) und 13.485 (Medizinnorm). Vor allem die Medizinnorm macht STAINLESS FRÜCHTL zu einem der wenigen exklusiven Anbieter dieses handverlesenen Kreises.

Darüber hinaus hat das Unternehmen gemeinsam mit Partnern eine Messmaschine entwickelt und gebaut, die weltweit einzigartig sein dürfte. Sie ermittelt durch radial drehende Tastmessungen bei Stab­material von drei bis 30 Millimeter Durchmesser bis auf viereinhalb Meter Länge die Geradheit auf 0,1 mm je Meter genau. Des Weiteren misst die Maschine Rundheit auf Abweichungstoleranzen von 1 µm genau und protokolliert die Ergebnisse. Oberflächen­messungen mit langen Verfahrwegen und Spektralanalyse im Rahmen von Materialprüfungen runden die Dienstleistungen ab, mit denen STAINLESS FRÜCHTL auch in Zukunft Kunden überzeugen wird.

Mit starker Mutter eine stabile Heimat für Zukunft gefunden

Nicht überzeugen muss das Esslinger Unternehmen den Mutterkon­zern und deren Verantwortliche. So hat Joëlle Verdier während der Corona-Pandemie Früchtl massiv den Rücken gestärkt – moralisch und finanziell. Deshalb kann STAINLESS FRÜCHTL sich für die nationalen und internationalen Kunden weiterhin als ein hochspezialisierter Edelstahlpartner mit großer Beratungskompetenz positionieren und am Markt weiterentwickeln. Dafür sorgen nicht zuletzt die Matrixorganisation und Developer, die Impulse für eine positive Entwicklung geben und sicherstellen, dass STAINLESS FRÜCHTL seine Kunden national und international begleitet. Das belegen Vertriebsniederlassungen in China, USA, Spanien, Portugal und Italien

Über die FRÜCHTL GmbH

Edel in der Nische
STAINLESS FRÜCHTL ist ein 1972 von Günther Früchtl in Esslingen am Neckar gegründeter Edelstahlhändler. Durch besondere Lieferzuverlässigkeit und Servicedienstleistungen hebt sich das Unternehmen ab von groß gewordenen Wettbewerbern. Die deutschen und internationalen Kunden kommen aus den Bereichen Maschinenbau, Automotive, Luft- und Raumfahrt sowie vor allem aus der Medizintechnik. Zu den als Rund-, Flach- oder Vierkantstahl lieferbaren Stahlsorten gehören etwa 30 Sorten von 1.2316 bis 3.7165 sowie die selten erhältliche, sehr korrosionsbeständige Edelstahlsorte 1.4542. Im Medizinbereich gehören viele der meist weltbekannten Unternehmen zu langjährigen Kunden. Seit 2021 ist das Esslinger Unternehmen nach der Medizinnorm DIN EN ISO 13.485:2016 zertifiziert und gilt als systemrelevantes Unternehmen. 2016 hat die international bedeutende französische STAINLESS Gruppe FRÜCHTL im Rahmen einer Nachfolgeregelung übernommen. Zuletzt erzielte STAINLESS FRÜCHTL rund zwölf Millionen Euro Jahresumsatz.

Firmenkontakt und Herausgeber der Meldung:

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Zeppelinstaße 120
73730 Esslingen
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Wolfgang Sachsenmaier
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