Mit „Protein“ beworbene Lebensmittel reichen von Müsli über High-Protein-Pudding und Pro-teineis bis hin zu Linsenchips. Lebensmittel dürfen die Angabe „Proteinquelle“ tragen, wenn mindestens 12 % des Energiegehalts aus Protein stammen. Bei Angaben wie „High Protein“ müssen mindestens 20 % des Energiegehalts aus Protein sein. Das ist z. B. bei Pudding der Fall, der 80 Kilokalorien (kcal) und 10 g Protein enthält. Mit 4 kcal pro Gramm Protein liegt der Proteinanteil (40 kcal) bei 50 % des Energiegehalts.
Hersteller nutzen den Trend und loben Lebensmittel mit natürlicherweise hohem Proteingehalt wie zum Beispiel Quark als Proteinquelle aus. Weitere proteinreiche Lebensmittel sind z. B. Skyr, Nudeln aus Linsen und Produkte aus Insekten und Algen. Daneben kreieren Hersteller High-Protein-Produkte wie Fertiggerichte durch Kombination proteinreicher Zutaten. Und es gibt mit Protein angereicherte Produkte: An sich kohlenhydratreiche Lebensmittel wie Brot werden mit Eiweißkonzentraten z. B. aus Weizen, Soja oder Lupinen versetzt. Auch bereits proteinreiche Lebensmittel wie Milch werden z. B. mit Milcheiweiß angereichert, um Label wie „High Protein“ zu tragen.
Viele High-Protein-Produkte sind hochverarbeitete Lebensmittel. Das sind aus kostengünstigen Zutaten – überwiegend aus industriellen Energie- und Nährstoffquellen und Zusatzstoffen – zusammengesetzte Produkte. Sie sind meist ansprechend verpackt, intensiv vermarktet, lange haltbar, verzehrfertig und schmackhaft. Wenn häufig zu diesen Produkten gegriffen wird und sie Lebensmittel wie Gemüse, Obst und Nüsse verdrängen, kann das langfristig kritisch für die Zufuhr von sekundären Pflanzenstoffen, Nähr- und Ballaststoffen sein und mit Übergewicht, ernährungsbedingten Krankheiten und ökologischen Nachteilen einhergehen.
Hersteller vermarkten Proteinprodukte massiv. Der Großteil der Bevölkerung hat aber gar kein Problem mit der Proteinversorgung und ein gesundheitlicher Nutzen durch die Extraportion Protein ist auch nicht zu erwarten. Muskelaufbau oder Schlanksein passiert nicht allein durch mehr Protein bei unveränderter Ernährung und Bewegung. Selbst Menschen, die aufgrund ihres Alters oder bei Leistungssport einen höheren Proteinbedarf haben, können ihn über herkömmliche proteinreiche Lebensmittel decken. Dazu zählen neben Fleisch, Fisch, Milchprodukten und Eiern vor allem Hülsenfrüchte wie Soja, Linsen und Erbsen. Auch Veganer*innen sind mit pflanzlichen Proteinen aus gezielter Kombination von Getreide, Hülsenfrüchten und Kartoffeln gut versorgt. Voraussetzung ist eine ausreichende Energiezufuhr.
Für Erwachsene gilt ein Referenzwert für die Proteinzufuhr von 0,8 g pro kg Körpergewicht pro Tag. Bei einem Menschen, der 68 kg wiegt, sind das 54 g Protein pro Tag. Die Menge steckt z. B. in 2 Scheiben Vollkornbrot mit Erdnussmus (15 g Protein), 250 g Ofenkartoffeln mit 150 g Quark (25 g Protein) und 150 g gegarten Linsen (14 g Protein). Siehe Tabelle „Proteingehalte verschiedener Lebensmittel”.
High-Protein-Produkte liefern meist mehr Protein, als nötig ist. Bei gesunden Erwachsenen schadet dies zwar nicht. Überflüssiges Protein baut der Körper ab, dabei entsteht Harnstoff, der mit dem Urin ausgeschieden werden muss. Deshalb ist ausreichendes Trinken bei hoher Proteinzufuhr wichtig. Bei Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion kann viel Protein allerdings problematisch sein und zu einer Verschlechterung führen.
Die Extradosis Protein geht meist allerdings mit Extrakosten für Verbraucher*innen einher. So kostet ein Proteinporridge mit 28 g Protein 1,40 € pro 100 g. Bio-Haferflocken mit 13 g Protein sind ab ca. 0,20 € pro 100 g zu haben.
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.
Godesberger Allee 18
53175 Bonn
Telefon: +49 (228) 3776-600
Telefax: +49 (228) 3776-800
http://www.dge.de