Die Studie ist eine der bislang wenigen Untersuchungen zur mentalen Gesundheit von Eltern während der Pandemie. Sie macht erstmals für die verschiedenen Wellen der Pandemie deutlich, welche Faktoren den Ausschlag für mehr Stress und gestiegene psychische Belastungen gaben.
In ihrer Analyse unterschieden die Forschenden zwischen Erziehungsstress und allgemeiner psychischer Belastung. So wurden die Studienteilnehmenden gebeten, Angaben über ihr Stressniveau („Fühlen Sie sich überfordert oder erschöpft?“) und ihre psychische Belastung („Sind Sie oft besorgt oder deprimiert?“) zu machen. Das Wohlbefinden vor Corona wurde rückblickend abgefragt.
Die Studie zeigt, dass Eltern unterschiedlich stark von den Folgen der Corona-Pandemie betroffen waren – je nach Geschlecht, finanzieller Situation, aber auch abhängig vom Alter und der Anzahl der Kinder. Besonders litten im untersuchten Zeitraum Mütter und sozial benachteiligte Personen unter den Folgen der Corona-Maßnahmen wie geschlossenen Kitas und Schulen.
Mehr Erziehungsstress erlebten während der ersten und dritten Welle der COVID-19-Pandemie insbesondere Mütter, Eltern mit kleinen Kindern (jünger als 11 Jahre) und Eltern mit zwei oder mehr Kindern sowie Eltern, die von zu Hause aus arbeiten, oder Eltern, die in finanzieller Unsicherheit lebten. Von einer stärkeren allgemeinen psychischen Belastung berichteten insbesondere Frauen, Befragte mit niedrigerem Einkommen, Alleinerziehende und Eltern mit jüngeren Kindern.
Interessant ist, dass sich Eltern mit Hochschulabschluss während der dritten Welle der Pandemie im Frühjahr 2021 weniger gestresst fühlten als Eltern mit geringerer Bildung. „Eine Erklärung dafür könnte sein, dass eine bessere Bildung Menschen eher befähigt, anhaltende Einschränkungen und Stress zu bewältigen“, sagt Studienleiterin und WZB-Forscherin Jianghong Li.
Die Studie nutzt Daten der WZB-Onlineumfrage Corona-Alltag. Die Ergebnisse der Umfrage sind statistisch nicht repräsentativ für die deutsche Gesamtbevölkerung. Frauen, Personen mit Hochschulabschluss und in Berlin lebende Menschen sind überrepräsentiert. Das heißt, ihr Anteil in der Gruppe der Befragten ist deutlich höher als in der Gesamtbevölkerung.
Jianghong Li, Mareike Bünning, Till Kaiser, Lena Hipp: Who suffered most? Parental stress and mental health during the COVID-19 pandemic in Germany
Die Studie erscheint demnächst auch im Sonderheft "Family lives during the COVID-19 pandemic in European societies" des Journal of Family Research.
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