60 kg weniger dank eines Schlauchmagens

Zu Spitzenzeiten brachte er 150 kg auf die Waage. Jetzt sind es nur noch 90 kg. Ein Schlauchmagen brachte das Ende eines Kampfes gegen die Kilos.

„Als ich 30 Jahre alt war, ging es los mit dem Übergewicht“, erzählt Roland Börner. Unaufhaltsam kletterte die Waage immer höher. „Vor 20 Jahren habe ich dann mit Diäten angefangen“, erinnert sich der heute 69-Jährige, aber leider erfolglos: 15 kg runter und danach 25 kg wieder rauf. „Dreimal habe ich einen Versuch gestartet, aber durch den Jojo-Effekt wurde es immer mehr statt weniger.“ Dann wurde Roland Börner ernsthaft krank. Trotz einer Krebserkrankung verlor der 1,76 m große Mann nur 10 kg an Gewicht. Dazu kam ein Herzinfarkt. Nun beschloss der ehemalige Fernfahrer, seine Lebensweise drastisch zu ändern. „Statt ein neues Auto zu kaufen haben wir ein Schwimmbad in den Garten gebaut. Sport und Bewegung war angesagt und meine Frau war immer an meiner Seite dabei. Aber leider hat auch das nicht geholfen. Nach dem Sport hatte ich mehr Hunger – es war ein Teufelskreis!“

Aufgrund seiner Vorerkrankung hatte Roland Börner Kontakt zu Prof. Dr. Samir Said im Ev. Stift St. Martin bekommen. Er ist neben seiner Funktion als Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie auch Leiter des Adipositaszentrums im Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein. „Wir haben Roland Börner zu einer Schlauchmagen-Operation geraten“, so der Chefarzt. „Bei der Herstellung eines Schlauchmagens wird mit Hilfe eines Klammernaht­gerätes mit minimal-invasiver Technik der größte Teil des Magens entfernt. Es verbleibt ein etwa 1,5 cm breiter schlauchförmiger Magenrest, dessen Aufnahmekapazität rund 80 bis 150 ml beträgt. Hierdurch wird das Magenvolumen beträchtlich vermindert und es werden nur noch kleine Nahrungsmengen aufgenommen.“ Im März 2020 erfolgte die Operation. „Nach der OP habe ich mich wunderbar gefühlt“, strahlt Roland Börner. „Außer fünf kleinen Löchelchen war gar nichts zu sehen und es hat wirklich nichts wehgetan. Bis heute kann ich nur ganz wenig essen und ein Hungergefühl oder großes Verlangen auf Essen habe ich gar nicht mehr.“ Prof. Said erklärt, warum das so ist: „Durch die Operation gibt es auch hormonelle Veränderungen im Körper. Da ändert sich was im Kopf und man hat einfach keine Lust mehr auf so viel und vor allem nicht auf fettige Nahrung.“ Der Grund ist die chirurgische Ausschaltung des Hungerhormons Ghrelin im oberen Anteil des Magens (der mit entfernt wird) und die Dehnung der Magenwand, die dann ein frühzeitiges Sättigungsgefühl erzeugt. Die Portionen sind nun wesentlich kleiner. Rund 150 ml pro Mahlzeit schätzt Roland Börner, das sind etwa 30 Prozent einer normalen Hauptmahlzeit. „Man muss allerdings ordentlich und langsam kauen. Trinken geht in kleinen Mengen, soviel man will. Solange es rutscht, ist alles prima – ich kann nämlich nicht mehr richtig aufstoßen. Und was manchmal noch dazu kommt ist Sodbrennen. Aber das macht nichts. Mir geht es jetzt richtig gut. Ich hoffe, dass das so bleibt. Ich kann diese Operation absolut empfehlen. Essen ist einfach kein Hauptthema mehr in meinem Leben. Ich bin froh, dass ich den Eingriff habe machen lassen!“

Die Operation dauerte etwa eine Stunde. Im Krankenhaus blieb er fünf Tage. Danach ging es direkt nach Hause. Heute hat Roland Börner ein ganz neues und viel besseres Lebensgefühl. Auf seiner Speisekarte steht viel Salat, wenig Fleisch, keine süßen Getränke und im Alltag viel Bewegung. „Eine normale Portion Salat im Restaurant schaffe ich gar nicht mehr. Bei mir ist jetzt alles in bester Ordnung“, strahlt er – und nach seinem schönsten Erlebnis nach der Operation gefragt antwortet er: „Dass ich mir endlich die Schuhe wieder selbst zubinden kann, früher war ja der Bauch im Weg.“

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