Nach dem Betriebsbeginn am 31. Oktober 2020 inmitten der Coronakrise sieht die Betreibergesellschaft das Frachtgeschäft auf einem guten Kurs. Gegenüber dem Jahr 2020 erwartet der Flughafen Berlin Brandenburg für 2021 bereits ein Wachstum von rund 20 Prozent, erklärte Muller bei der ersten Präsenzveranstaltung des ACD am BER überhaupt. Damit liegt der BER bei der Fracht im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 nur noch 25 Prozent zurück. Im vergangenen Jahr ist es bereits gelungen, die Verladung von Fracht auf reine Cargo-Flugzeuge in Berlin um rund 50 Prozent zu erhöhen. Die Tonnage der mit reinen Frachtern geflogenen Güter ist somit von wöchentlichen 1.000 Tonnen auf 1.500 Tonnen angestiegen.
„Grund für die steigenden Nurfrachter-Kapazitäten am BER ist mitunter der wachsende Anteil an E-Commerce-Gütern“, berichtete Muller. Im Vergleich zum Vorjahr wuchs in Schönefeld der Anteil um 13 Prozent. Mehrere Express-Frachtairlines fliegen die Hauptstadtregion hierfür mittlerweile mit größeren Flugzeugen an: Mit dem kommenden Winterflugplan setzt beispielsweise Fedex Mittelstreckenfrachter vom Typ Boeing 757F zum BER ein. Zuvor waren es kleinere Schmalrumpffrachter vom Typ Boeing 737F. UPS fliegt währenddessen mit Großraumfrachter des Typen Boeing 767F zur deutschen Hauptstadt. „Wir rechnen auch weiterhin mit einem Anstieg der reinen Frachtflugzeuge am BER. Beispielsweise zeigt der anstehende Produktionsbeginn der neuen Tesla-Fabrik in der nahen liegenden märkischen Heide, dass die Region als Produktionsstandort immer mehr an Bedeutung gewinnt. Besonders beim Transport von hoch technologisierten und zeiteiligen Gütern ist ein naher Flughafen mit zuverlässigen Frachtkapazitäten essenziell“, erklärte Muller den ACD-Mitgliedern.
Höhere Tonnagen erwartet der Flughafen Berlin Brandenburg auch bei der Beiladefracht in Passagierflugzeugen. Allen voran der zurückkommende Interkontinentalverkehr wird hier als Treiber erwartet, machte dieser vor der Coronakrise mit zwei Dritteln den Hauptteil der Berliner Luftfracht aus. Gleich mehrere neue Langstreckenverbindungen konnte die Betreibergesellschaft kürzlich vermelden: Im Oktober erweitert Scoot seine bestehenden Verbindungen mit Zwischenstopp in Athen um drei wöchentliche Nonstop-Flüge vom BER nach Singapur mit einer Boeing 787. Ab März 2022 verbindet United Airlines den BER mit New York-Newark und ab Mai 2022 mit Washington-Dulles. Der amerikanische Major Carrier setzt auf beiden Routen Boeing 767 ein.
Den fortlaufenden Ausbau von Frachtanlagen am BER zeigte Muller bei einer Rundtour am Flughafen, nachdem den ACD-Mitgliedern zuvor auch Einblicke in die Gepäckförderanlage sowie der Hauptwache der Flughafenfeuerwehr erhalten konnten. In direkter Nachbarschaft zu den Terminals 1 und 2 sowie direkt angebunden an Zoll, Bundespolizei und Grenzveterinärdienst, bietet das Cargo Center des BER über 12.000 Quadratmeter Umschlagsfläche, die von den Abfertigungsdienstleistern Wisag und Swissport genutzt werden. Zwölf Spediteure sind hier zudem ansässig. Auf der direkt östlich am Cargo Center 1 anschließenden, bereits plangenehmigten Fläche kann ein Cargo Center 2 mit einer Umschlagskapazität von 100.000 bis 150.000 Tonnen pro Jahr errichtet werden. Bei anhaltender Nachfrage nach weiteren Langstrecken könnten erste Güter hier bereits ab dem Jahr 2025 umgeschlagen werden. Im Nordteil des BER sitzt weiterhin das Express Center. Zusammen mit FedEx, UPS und Charter-Unternehmen nutzt das Hilfsgüterzentrum des DRK den etwa 4.000 Quadratmeter großen Bereich, um schnell auf globale Krisen reagieren zu können.
Prof. Dr. Christopher W. Stoller, Präsident des Aircargo Club Deutschland, sagte: „Die Bedeutung von Luftfrachtverkehren nimmt auch am neuen Hauptstadtflughafen BER weiter zu. Gut vernetzte, leistungsfähige und zuverlässige Luftfrachtzentrum sind für produzierende Betriebe wichtige Standortfaktoren, wie sich auch in Berlin zeigt. Mit dem reibungslosen Start des Frachtverkehrs sowie dem kontinuierlichen Ausbau der Kapazitäten ist der BER auf dem richtigen Weg, diesen essenziellen Part für die Hauptstadtregion zu erfüllen.“ Damit Flughäfen, aber auch Airlines, Abfertiger oder Speditionen, schnell auf Nachfragen oder sich ändernde Marktbedingungen reagieren können, ist aber auch die Politik gefragt. „Allen voran gilt es Zulassungs- oder Zollverfahren zu beschleunigen und zu vereinfachen. Großes Potenzial sehen wir hier beispielsweise auch in der Digitalisierung“, ergänzt Stoller.
Der Aircargo Club Deutschland (ACD) wurde 1963 als branchenbezogene Interessens- und Diskussionsplattform zur Förderung des Luftfrachtverkehrs gegründet. Die rund 250 Mitglieder sind leitende Unternehmensvertreter der Luftfrachtbranche mit deutschlandweiter oder internationaler Verantwortung. Sie repräsentieren eine Wachstumsbranche, die Menschen, Länder und Industrien verbindet und den freien Welthandel ermöglicht.
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