KENT MELODIEN – Ein Audiospaziergang zu 60 Jahren deutsch-türkisches Anwerbeabkommen

Anlässlich des 60. Jubiläums des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens möchten wir Sie herzlich zur Premiere des Audiospaziergangs KENT MELODIEN einladen, eine kollektive Arbeit, die im Rahmen des Förderprogramms „360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft“ der Kulturstiftung des Bundes am STAATSTHEATER KARLSRUHE entstanden ist.

SAMSTAG, 6.11.
14.00 Begrüßung & Premiere des Audiospaziergangs (auf Deutsch)
Treffpunkt: NEUES ENTREE des STAATSTHEATERS
Bitte bringen Sie ein Smartphone mit mobilen Daten sowie Ihre eigenen Kopfhörer mit!

16.00 Künstler*innengespräch
Zur Repräsentation von postmigrantischen Stimmen in der Kunst
mit İrem Aydın (Regisseurin und Autorin) und Özlem Özgül Dündar (Autorin und Übersetzerin)
moderiert von Didem Yazıcı (freie Kuratorin)
Das Gespräch findet auf Türkisch mit Simultanübersetzung ins Deutsche statt.

Die Veranstaltung ist kostenfrei. Bitte melden Sie sich vorab bei mir an.

Zum Audiospaziergang

Fabrikarbeiter, Lehrerin, mehrfacher Familienvater, geliebte Großmutter. Wer sind die Menschen, die vor 60 Jahren in Karlsruhe angekommen sind und bis heute geblieben sind? Wie hat ihre eigene Migration ihre Sichtweise auf diese Stadt geprägt? Wie haben sie Heimat und Zugehörigkeit für sich neu definiert?

Im Rahmen eines Audiospaziergangs laden wir Sie zu einer Entdeckung der alternativen Geografie von Karlsruhe ein. Mithilfe von persönlichen Geschichten der türkisch-sprachigen Diaspora erschaffen wir eine auditive Landkarte der Erinnerung und erwecken Orte, die noch unentdeckte Tiefen in sich bergen. In der Verbindung von zeitlichen und räumlichen Erfahrungen bieten wir einen multiperspektivischen Zugang zu unserer Stadtgeschichte und zu den Menschen, die sie mitgeschrieben haben.

Anlässlich zu 60 Jahren deutsch-türkisches Anwerbeabkommen haben sich die Theatermacherin Irem Aydin und die mehrfach ausgezeichnete Autorin Özlem Özgür Dündar zusammengetan, um die Erzählungen und Melodien von denjenigen hörbar zu machen, die als Gastarbeiter*innen kamen und als Menschen geblieben sind.

Zum Künstler*innengespräch

Sechzig Jahre nach der ersten Migrationswelle gibt es immer noch Hunderte von unerzählten und ungehörten Geschichten türkischsprachiger Menschen, die nach Deutschland kamen, um zu leben und zu arbeiten. KENT MELODIEN, ein kollektives Audioprojekt der Künstlerinnen İrem Aydın und Özgül Dündar, bietet eine außergewöhnliche Kartierung von Karlsruhe durch 9 verschiedene biografische und nicht-fiktionale Geschichten von Menschen, die dazu beigetragen haben, die alternative Sozialgeschichte der Stadt zu schreiben. Solche Geschichten entspringen oft einer konstruierten Fantasie, die die stereotype Darstellung von Menschen mit Migrationsgeschichte nährt. Welche künstlerischen Möglichkeiten gibt es, diese Politik der Repräsentation in Frage zu stellen? Warum ist es wichtig, ihre Geschichten in ihren eigenen Worten zu hören? Warum ist es notwendig, an die Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiter*innen zu erinnern, anstatt einfach das Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Türkei zu feiern? Vor dem Hintergrund dieser Fragen wird sich die Karlsruher Kuratorin Didem Yazıcı im Gespräch mit den Künstlerinnen über das Projekt austauschen.

Zu den Künstlerinnen

İrem Aydın (Konzept & Regie) ist freiberufliche Theaterregisseurin, Autorin und Community-Organisatorin und lebt in Berlin. Sie studierte Spanische Sprache und Literatur an der Universität Istanbul und absolvierte den Masterstudiengang Theatergestaltung an der Universität Carlos III de Madrid in Spanien. In ihrer künstlerischen Praxis konzentriert sich vor allem auf die Regie von Theaterstücken, sowie die Organisation und Moderation von Veranstaltungen und Workshops, und die Themen LGBTQI*, Immigration, Diversität, Inklusion und Chancengerechtigkeit.

Özlem Özgül Dündar (Text), 1983 in Solingen geboren, lebt in Leipzig und Solingen, studierte Literatur und Philosophie in Wuppertal und anschließend am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Sie schreibt Lyrik, Prosa und Theaterstücke und ist als Übersetzerin und Herausgeberin tätig. 2018 wurde sie in Klagenfurt mit dem KELAG-Preis ausgezeichnet. Ihr Gedichtband „gedanken zerren“ erschien 2018 beim Elif Verlag. Sie erhielt den Preis „Hörspiel des Jahres 2020“ für das Stück „türken, feuer“.

Gizem Oruç (Sounddesign) ist ein*e in Berlin lebende*r Musiker*in, Produzent*in und audiovisuelle*r Künstler*in. Neben der Produktion und Aufführung von elektronischer Tanzmusik unter dem Pseudonym 6zm ist Gizem an transfeministischen Kollektiven beteiligt, darunter die türkische Pop/R’n’B/Arabesque-Band Gazino Neukölln und die FLINTA* PRIDE 36. Gizem gibt BIPOC-orientierte Sound- und Musikproduktions-Workshops, hält Vorträge, koordiniert und kuratiert Musikveranstaltungen, arbeitet als Komponist*in und Sounddesigner*in und ist als Techniker*in und technische Projektentwickler*in tätig.

Didem Yazıcı (Gesprächsmoderation) ist eine freischaffende Kuratorin und Autorin, die in Karlsruhe lebt. Sie kuratierte kürzlich die Ausstellungen "Mothers, Warriors and Artists" im Kunstverein Wagenhalle (2021) und "Life, Death, Love and Justice" in Tranzit, Bratislava (2021). Sie arbeitete für und kuratierte Ausstellungen in Kunstinstitutionen wie dem Badischen Kunstverein, Karlsruhe (2017-18) und der 11. Shanghai Biennale (2016) und organisierte öffentliche Programme für die dOCUMENTA (13) in Kassel (2012-13) und die zweite Ausgabe der Projektbiennale D-0 ARK U.

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