Zwischenbilanz: Seenotretter für 3.300 Menschen auf Nord- und Ostsee im Einsatz

Auf Nord- und Ostsee sind die Seenotretter in den ersten zehn Monaten des Jahres 2021 bereits 1.865 Mal im Einsatz gewesen. Die Besatzungen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) haben dabei rund 3.300 Menschen geholfen. Allein rund 325 von ihnen wurden aus Seenot gerettet oder Gefahr befreit. Seit Gründung der DGzRS vor mehr als 156 Jahren zählt die Statistik der Seenotretter annähernd 86.000 Gerettete. Die Modernisierung der Rettungsflotte schreitet weiter voran. 2021 haben sechs neue Einheiten vorrangig ältere Seenotrettungskreuzer und -boote abgelöst.

Die Seenotretter kamen zahleichen Fischereifahrzeugen und ihren Besatzungen zu Hilfe, waren mehrere Male für Seeleute von Handelsschiffen, Offshore-Windparkversorgern oder Passagiere von Fähren und Fahrgastschiffen im Einsatz. Auch viele Wassersportler und Küstenbesucher konnten sich erneut auf die schnelle Hilfe der DGzRS-Besatzungen verlassen. Nun hat die rauere Jahreszeit begonnen, das Wetter auf See wird wieder schlechter. Die Seenotretter kennen keine Saison: Erst vor wenigen Tagen musste eine stundenlange Suche nach einem Vermissten in der zehn Grad kalten Ostsee ergebnislos abgebrochen werden.

Nachdem die Rettungseinheiten der DGzRS im ersten Jahr der Coronavirus-Pandemie aufgrund des geringeren Verkehrsaufkommens auf Nord- und Ostsee weniger Einsätze zu fahren hatten, sind die Einsatzzahlen in den ersten zehn Monaten des Jahres 2021 wieder angestiegen. Von Januar bis Oktober 2021 haben die Besatzungen der 60 Seenotrettungskreuzer und -boote 1.865 Einsätze gefahren, etwa 260 mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Dabei halfen sie insgesamt 3.299 Menschen (3.366, Details siehe Anhang).

Tag der Seenotretter online ein großer Erfolg

Der von der DGzRS vor mehr als 20 Jahren ins Leben gerufene Tag der Seenotretter am letzten Juli-Sonntag, den Jahr für Jahr bis zu 30.000 Menschen besuchen, um die Arbeit der DGzRS kennenzulernen, war auch in diesem Jahr Pandemie-bedingt nicht in gewohnter Form möglich. Allerdings waren die Seenotretter mit ihrem Aktionstag im Internet zum zweiten Mal in Folge sehr erfolgreich.

Weit über 100.000 Menschen sahen einen neuen Film mit spannenden dokumentarischen Beiträgen und nahmen an zwei Livebeiträgen von den Inseln Helgoland und Usedom teil. „Unseren Crews ist es gelungen, online ihre Einsatzbereitschaft und Leistungsfähigkeit zu demonstrieren – und allen Unterstützern herzlich zu danken. Wir freuen uns sehr über den großen Zuspruch der Menschen aus dem ganzen Land, die uns auch jetzt die Treue halten“, dankt DGzRS-Geschäftsführer Nicolaus Stadeler.

Neben dem Tag der Seenotretter hat die DGzRS weitere Online-Formate genutzt, um angesichts weiterhin nicht möglicher Bordbesuche und Besichtigungen den Kontakt zu ihren zahlreichen Freunden und Förderern im ganzen Land zu halten. Wie das Spendenergebnis 2021 ausfällt, ist noch nicht abzusehen. Wie immer sind dafür die letzten Wochen des Jahres entscheidend.

Botschafter Marunde unterstützt mit dem Zeichenstift

Unterstützung erfuhren die Seenotretter auch durch ihren diesjährigen ehrenamtlichen Botschafter, den Cartoonisten und Illustrator Wolf-Rüdiger Marunde. Auch ihm waren Pandemie-bedingt weniger Treffen mit „seinen“ Seenotrettern möglich als ihm lieb gewesen wäre.

Doch Marunde, dessen Arbeiten unter anderem Woche für Woche die rund 3,5 Millionen Leser der Zeitschrift „Hörzu“ erreichen, machte aus der Not eine Tugend. „Ich bin zwar kein ,Salzbuckel‘, aber ein ,Fischkopp‘: gern im und auf dem Wasser, letzteres am liebsten unter Segeln.“ Und so fühlte er sich zeichnerisch gekonnt in die Welt der Seenotretter hinein – vom ersten Selbstporträt seit Jugendtagen zugunsten der Seenotretter bis zu originellen Motiven für Weihnachtsgrußkarten im typischen Marunde-Stil, erhältlich im Seenotretter-Onlineshop.

Marunde ist bereits der 22. prominente ehrenamtliche Botschafter der Seenotretter. Die Reihe begann im Jahr 2000 mit Liedermacher Reinhard Mey.

Taufen und Indienststellungen

Durchschnittlich 30 Jahre sind die Rettungseinheiten der DGzRS im harten Einsatz auf Nord- und Ostsee. Entsprechend müssen die Seenotretter Jahr für Jahr ältere Seenotrettungskreuzer und -boote durch moderne Neubauten ersetzen. „Zweckgebundene Erbschaften haben uns dabei in diesem Jahr sehr geholfen, genauso aber auch die beständige Spendenbereitschaft vieler einzelner Menschen im ganzen Land, die zusammengenommen Großes bewirkt hat“, erläutert DGzRS-Geschäftsführer Nicolaus Stadeler.

2021 sind folgende Rettungseinheiten getauft und in Dienst gestellt worden:

  • Seenotrettungsboot ERICH KOSCHUBS für die Station Travemünde (10,1 Meter),
  • Seenotrettungsboot HERWIL GÖTSCH für die Station Schleswig (8,9 Meter),
  • Seenotrettungskreuzer FELIX SAND für die Station Grömitz (28 Meter),
  • Seenotrettungskreuzer NIS RANDERS für die Station Darßer Ort (28 Meter),
  • Seenotrettungsboot PUG für die Station Prerow/Wieck (8,9 Meter).

Besonders hervorzuheben ist die Taufe der NIS RANDERS, benannt nach dem Inbegriff des Seenotretters aus der bekannten gleichnamigen Ballade von Otto Ernst. Viele Menschen aus dem ganzen Land hatten sich mit außergewöhnlichen Spenden an der Finanzierung beteiligt.

Zudem haben die Seenotretter ihr erstes eigenes Trainingsschiff in Dienst gestellt. Schauspielerin Barbara Wussow („Das Traumschiff“) taufte den Neubau im September auf den Namen CARLO SCHNEIDER. Mit ihm trainieren die Besatzungen nun dezentral auf den Stationen an Nord- und Ostseeküste. Davon profitieren vor allem die rund 800 Freiwilligen der DGzRS, aber auch neue Kollegen unter den 180 Festangestellten können so für ihre Aufgaben qualifiziert werden.

In Auftrag gegeben haben die Seenotretter in diesem Jahr zwei Neubauten. Ein weiteres 10,1-Meter-Seenotrettungsboot ist für die Station Neuharlingersiel vorgesehen. Es soll 2023 abgeliefert werden. Basierend auf den 8,9-Meter-Seenotrettungsbooten, wird wiederum die Trainingsflotte bereits im kommenden Jahr ein etwas einfacher ausgestattetes Boot dieser Art ohne Deckshaus erhalten. Es wird vor allem dem Fahrtraining dienen.

Seenotretter hoffen zum Jahresende auf Spendenbereitschaft der Bevölkerung

Zum Jahresende hoffen die Seenotretter auf die Spendenbereitschaft der Bevölkerung. In diesen Wochen wenden sie sich wieder verstärkt an die Öffentlichkeit, um über ihre Arbeit zu informieren, die Menschen im ganzen Land um Unterstützung zu bitten und neue Förderer zu gewinnen. Sie sind auf die Unterstützung der breiten Bevölkerung angewiesen.

Rund 5.000 Plakate hängen an publikumsintensiven Plätzen in rund 290 Städten und Gemeinden bundesweit. Auf dem großformatigen Motiv ist das Motto „Wir sind Seenotretter“ zu lesen. Jeweils ein Besatzungsmitglied und eine Spenderin bzw. ein Spender sind deshalb gemeinsam zu sehen, als zwei Teile desselben Teams. Die Flächen dafür hat die awk Außenwerbung GmbH kostenlos zur Verfügung gestellt.

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