Saarwirtschaft: Steigende Geschäftsrisiken dämpfen Wachstumschancen

„Die deutlich gestiegenen Geschäftsrisiken werden die Investitions- und Einstellungsbereitschaft sowie die Wachstumschancen der saarländischen Unternehmen dämpfen. Dies muss ein Weckruf für die Politik auf Bundes- und Landesebene sein, um nun rasch, entschlossen und zukunftsorientiert zu handeln. Andernfalls droht zudem die Gefahr, dass die Unternehmen der Saarwirtschaft im internationalen Wettbewerb zurückfallen. Und unter diesen Umständen wäre es kaum möglich, dass die Wirtschaftsleistung im Saarland ihr Vorkrisenniveau bereits im Jahr 2022 wieder erreicht.“ So kommentierte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Thomé die heute (22. November) von der IHK Saarland veröffentlichten Ergebnisse einer Sonderumfrage zu den Geschäftsrisiken, an der sich 120 Unternehmen mit rund 50.000 Beschäftigten beteiligten und die vor den jüngsten Beschlüssen zur Eindämmung der epidemischen Lage abgeschlossen war.

Die Ergebnisse im Detail:

· Zwei Drittel der Unternehmen betrachten die fortgesetzten Störungen der weltweiten Lieferketten sowie die daraus resultierenden Preissteigerungen im Einkauf mit Sorge.

· 55 Prozent der Unternehmen fürchten weitere Preissteigerungen bei Energie- und Rohstoffkosten.

· Auch der Arbeitskräftemangel lastet auf den Unternehmen. Fast jedes zweite Unternehmen macht sich ernsthafte Sorgen, ob es gelingen wird, offene Stellen zu besetzen. Im personalintensiven Dienstleistungsgewerbe ist diese Befürchtung sogar noch deutlich größer (70 Prozent).

· Als einen weiteren Unsicherheitsfaktor machen rund 40 Prozent der Unternehmen die Entwicklung der Personalkosten, insbesondere der Lohnnebenkosten, aus. Im Dienstleistungsgewerbe sind es sogar mehr als zwei Drittel.

· Erstmals abgefragt hatte die IHK auch die Bedrohung durch Cyberangriffe. Bereits gut ein Fünftel der Betriebe sieht hierin eine Gefahr für das eigene Unternehmen.

· Anders als noch zu Beginn der Corona-Pandemie fürchten dagegen aktuell deutlich weniger Unternehmen Probleme bei der Fremdfinanzierung. Nur sechs Prozent erkennen hier ein Geschäftsrisiko.

Angesichts dieser Ergebnisse besteht für eine künftige Bundesregierung aus Sicht der IHK dringender Handlungsbedarf auf den Feldern Energiepolitik und Rohstoffversorgung sowie bei der Dämpfung des Kostenanstiegs in den Sozialversicherungen. „Die Ampel-Koalition täte gut daran, keine zusätzlichen Belastungen durch noch ambitioniertere Klimaschutzziele hervorzurufen. Was wir stattdessen jetzt brauchen, sind verstärkte Anstrengungen, um auf internationaler Ebene faire Wettbewerbsbedingungen für unsere Unternehmen zu erhalten. Ziel muss ein globaler CO2-Preis sein, den alle Emittenten zu zahlen haben. Zur Sicherung der Rohstoffversorgung sollte Deutschland dem Impuls des Green Deal der EU verstärkt folgen und die Kreislaufwirtschaft massiv fördern und vorantreiben. Für ein Industrieland wie Deutschland ist eine sichere und bezahlbare Versorgung mit Rohstoffen ebenso wichtig wie die Versorgung mit Energie. Zusätzliche Belastungen drohen der Wirtschaft aber auch aus der demografischen Entwicklung. Dies hat zur Folge, dass die umlagefinanzierte Rente immer mehr in Schieflage gerät. Statt weiterer Wohltaten zu Lasten der jungen Generation ist ein Paradigmenwechsel hin zu mehr Eigenverantwortung nötig, um einen absehbaren Kollaps in wenigen Jahre zu verhindern“, so Thomé.

Zur Sicherung der Unternehmen am Standort muss nach Ansicht der IHK aber auch die kommende Landesregierung beitragen. Dies etwa dadurch, dass sie das Arbeitskräftereservoir im Saarland mit einer Anwerbe- und Haltestrategie erhöht, die auch auf Regionen außerhalb des Bundesgebietes gerichtet ist. Der Handlungsdruck sei hoch, weil das endogene Arbeitskräftepotenzial im Land weiterhin rückläufig ist und so bei weitem nicht ausreicht, um die Bedarfe der Wirtschaft zu decken.  

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