Eine Mehrheit der Menschen in Deutschland wird in deutschen Medien vernachlässigt oder ausgegrenzt, [1] dazu gehören Frauen, Menschen mit Behinderung oder mit Einwanderungsgeschichte, BPoC oder LSBTIQ*. Zudem sind sie in Redaktionen meistens und in Führungspositionen immer unterrepräsentiert.[2] Manches unterscheidet diese Gruppen und doch gibt es Gemeinsamkeiten, wenn es um Diskriminierung und auch strukturelle Benachteiligung in den Medien geht – vor allem weil Betroffene nicht selten mehrere dieser Zugehörigkeiten haben. Schon deshalb ist es entscheidend, diese vermeintlich homogenen Gruppen nicht getrennt voneinander zu betrachten, sondern Strategien und Schritte für mehr Diversität intersektional aufzusetzen.
Professionelle Medienarbeit ist vielfältig
Wenn Medien in den kommenden Jahren anschlussfähig bleiben wollen, sollten sie also mehr Vielfalt für alle schaffen. Wie das funktioniert, erklären Fachleute erstmals speziell für deutsche Medienbetriebe, unter anderem zu diesen Themen
- Warum ist Diversity Chef*innensache? 10 Schritte für Entscheider*innen
- Die besten Talente finden: Alles über diversity-gerechtes Recruiting
- Berichten für die ganze Gesellschaft mit Checklisten, Tipps und Tools für diskriminierungskritische
- Sprache und Bildberichterstattung, für mehr Repräsentation und neue Perspektiven
- Anleitung für eine inklusive Redaktionskultur
- Argumente, Zahlen und Fakten für mehr Vielfalt in den Medien
- Good Practice-Beispiele von internationalen Vorreiter*innen
Die am Diversity-Guide beteiligten Expert*innen kommentieren den Status Quo in Bezug auf Diversität in den deutschen Medien:
Konstantina Vassiliou-Enz, Neue deutsche Medienmacher*innen:
„Mehr Diversität in den Medien zu schaffen ist keine Charity. Es ist ein Zeichen für Professionalität, die Vielfalt unserer pluralen Gesellschaft im Blick zu haben. Die Welt von heute lässt sich längst nicht mehr mit Journalismus von gestern erklären.“
Judyta Smykowski, Leidmedien:
Behinderte Menschen sollten endlich nicht nur im medizinischen Kontext in den Medien vorkommen, sondern z.B. auch als Protagonist*innen im Lifestyle- oder Wissenschaftsressort. Und zwar als Expert*innen und Konsument*innen. Es ist die Aufgabe von Journalist*innen, diese Vielschichtigkeit jenseits der Behinderung sichtbar zu machen.
Markus Ulrich, Lesben- und Schwulenverband in Deutschland:
LSBTIQ* kommen in Medien kaum vor und wenn, dann zu oft als Klischee. Sie sind aber keine homogene Gruppe. Als Journalist*in diese Vielfalt zu zeigen verhindert, Stereotype zu reproduzieren und sie auf ihre sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität zu reduzieren.
Karin Heisecke, MaLisa Stiftung:
Frauen sind mehr als die Hälfte der Bevölkerung, aber in den Medien sind sie deutlich seltener sichtbar. Sie erscheinen häufig in klischeehaften Rollen und Kontexten und kommen nur selten als Expertinnen zu Wort. Um diese Schieflage zu beenden, bedarf es nachhaltiger Ansätze in der
Medienpraxis. Der Diversity-Guide bietet dazu zahlreiche Tipps und Anregungen.
Edith Heitkämper, ProQuote Medien:
Frauen sind in Führungspositionen der Medien unterrepräsentiert. Medien prägen unseren Blick auf die Wirklichkeit. Insofern ist es für guten Journalismus unerlässlich, hier für Vielfalt zu sorgen und Frauen – die Hälfte der Gesellschaft – genauso über Inhalte und Darstellung entscheiden zu lassen, wie Männer. Eine Parität sollte in modernen Medienhäusern selbstverständlich sein, um glaubwürdige und zukunftsorientierte Berichterstattung zu bieten.
Melina Seiler, Queer Media Society:
„Fehlende Kenntnisse, Perspektiven und Sensibilitäten prägen auch die Berichterstattung über LSBTIQ*. Das muss sich ändern. Insgesamt ist eine vielfältigere Darstellung der Gesellschaft nötig, um die oft erwähnte bzw. geforderte Ausgewogenheit im Journalismus zu erreichen.“
Zum Projekt: Der Diversity-Guide findet sich online unter mediendiversitaet.de und wird laufend aktualisiert und erweitert. Er wird herausgegeben von den Neuen deutschen Medienmacher*innen, die freundlich unterstützt werden von Google News Initiative. Partner*innen der NdM im Projekt sind: Leidmedien, der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD), die MaLisa Stiftung, ProQuote Medien und Queer Media Society.
Die Neuen deutschen Medienmacher*innen sind ein bundesweiter Zusammenschluss von Journalist:innen mit und ohne Einwanderungsgeschichte, die sich für mehr Vielfalt in den Medien einsetzen.
LSBTIQ* ist das Akronym für Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche sowie queere Menschen. Das Sternchen soll alle darstellen, die dazu gehören, aber nicht explizit genannt werden, wie zum Beispiel Personen, die asexuell, pansexuell, agender oder nicht-binär sind.
1 Studie: „Sichtbarkeit und Vielfalt: Fortschrittsstudie zur audiovisuellen Diversität“, Universität Rockstock, 2021, https://malisastiftung.org/wpcontent/uploads/SICHTBARKEIT_UND_VIELFALT_Prommer_Stuewe_Wegner_2021.pdf
2 ProQuote Medien: Studie zur Gleichstellung in Presse und Onlinemedien, Studie zur Gleichstellung im Rundfunk, 2019, https://www.pro-quote.de/studien-und-zahlen/; NdM-Studie: Diversität im Journalismus, https://neuemedienmacher.de/zahlen-fakten/diversitaet-im-journalismus/
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