Unter dem Druck der EU haben Fischerei-Vertreter*innen der EU-Mitgliedstaaten über Jahre verhandelt, wie die letzten Schweinswale in der zentralen Ostsee noch vor dem Aussterben gerettet werden können. Insbesondere die Fischereiaktivitäten müssten dafür begrenzt werden und akustische Vergrämungsmethoden (sogenannte „Pinger“) sollten zur Abschreckung der Schweinswale vor Stellnetzen zum Einsatz kommen. Letzteres wird nun jedoch von der Deutschen Marine blockiert. Mit dieser aktuellen Problematik wartet gleich zu Beginn ihrer Amtszeit die wichtige Aufgabe auf die neue Verteidigungsministerin Christina Lambrecht, Verteidigung und Naturschutz in Deutschland in Einklang zu bringen.
Die Bundeswehr begründet dies mit einer Frage der nationalen Sicherheit. Die Pinger an Stellnetzen stören nach Angaben der Marine mit ihren Frequenzen die militärischen Sonarsysteme sowie die Unterwasserkommunikation und -navigation. Diese Bedenken kamen aus heiterem Himmel: Pinger werden weltweit bereits seit Jahrzehnten in Kanada, den USA, Norwegen oder dem Vereinigten Königreich eingesetzt – bislang ohne jegliche Kritik von Seiten der dortigen Marinen. Die nun geäußerten Einwände blockieren jahrelange Bemühungen zum Schutz der Wale und bewirken, dass wichtige Zeit im Kampf gegen ihr Aussterben in der zentralen Ostsee verloren geht.
„Es könnte sein, dass sich dies als der letzte Sargnagel für die bedrohte Schweinswal-Population in der zentralen Ostsee erweist, die nur noch ca. 500 Individuen umfasst“, so die Umweltschutzverbände, die sich zu einer breiten NGO-Allianz zusammengetan haben. „Die EU war kurz davor, nach Jahren und Jahrzehnten des Zuschauens endlich Schutzmaßnahmen auch außerhalb von Meeresschutzgebieten zu erlassen. Diese hätten einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, die kleinen Wale zu schützen und gleichzeitig eine Übergangslösung für die Stellnetzfischerei zu bieten. Dass diese Pläne nun von den Militärs in Deutschland, Schweden und Finnland blockiert werden, ist ein Skandal.“
Der Beifang von Schweinswalen in Stellnetzen ist ein direkter wesentlicher Treiber des Artensterbens. Seit Jahren bestehen spezielle Aktionspläne, um die einzigen in deutschen Gewässern heimischen Wale zu schützen. Die Umsetzung scheiterte bisher jedoch immer wieder am mangelnden politischen Willen, wobei insbesondere die deutsche Agrarministerin Julia Klöckner notwendige Schritte immer wieder maßgeblich verzögerte. 2019 schaltete sich schließlich die Europäische Kommission ein und mahnte die Umsetzung von effektiven Notfallmaßnahmen an, um das Aussterben der Schweinswale zu verhindern.
Daraufhin setzten sich die Anrainerstaaten Deutschland, Dänemark, Schweden, Finnland und Polen zusammen, um Vorschläge zur Reduzierung des Beifangs innerhalb von Meeresschutzgebieten und für den großflächigen Einsatz von akustischen Vergrämern („Pingern“) an Stellnetzen außerhalb der Schutzgebiete zu erarbeiten.
„Alles schien sich endlich einmal positiv für die Schweinswale zu entwickeln. Zum allerersten Mal wurden ernsthafte Schritte zur Rettung der Wale vereinbart. Doch im buchstäblich letzten Moment werden diese nun von der Marine torpediert,“ so die Umweltschutzverbände. „Das Militär verursacht nicht nur für die Tiere unerträglich lauten Unterwasserlärm z.B. durch Schießübungen, Sprengungen und den Einsatz von Sonaren selbst innerhalb von Meeresschutzgebieten. Nun wird die Rettung der Schweinswale in der zentralen Ostsee sogar aktiv durch die Bundeswehr verhindert. Das passt nicht zum Anspruch der Bundeswehr, ihren ökologischen Fußabdruck stetig zu verringern. Im Gegenteil: Mit ihrem jetzt eingelegten Veto gegen die Schutzmaßnahmen wird die Bundeswehr zum Totengräber der letzten Schweinswale.“
Die Forderung der Umweltschützer*innen ist klar: Sollten Pinger keine Option mehr darstellen, muss die Stellnetzfischerei als Todesursache Nummer eins der bedrohten Wale großflächiger aus weiteren Gebieten verbannt werden, nicht nur aus Meeresschutzgebieten. Gleichzeitig müssen alternative Fangmethoden gefördert werden und verpflichtend zum Einsatz kommen, sowie stetig weiterentwickelt werden. Nur so gibt es noch eine Chance, das Aussterben der Schweinswale zu verhindern und die Fischerei langfristig umweltverträglicher zu gestalten.
Hintergrundinformationen
Die Bundeswehr ist wiederholt in die Negativschlagzeilen geraten, weil sie Schießübungen in sensiblen Schutzgebieten veranstaltet hat. Im Jahr 2019 war sie für den Tod Dutzender Schweinswale verantwortlich, weil im Schweinswal-Schutzgebiet „Fehmarnbelt“ Sprengungen während der Sommermonate durchgeführt wurden – genau zu der Zeit, in der die Wale ihre Jungen großziehen. Anschließend waren 30 Schweinswal-Kadaver an den Stränden angespült worden. Viele von ihnen wiesen massive Gehörschäden auf, die auf Spreng-Traumata zurückzuführen sind. Sprengungen vor Ort am Meeresboden sind immer noch die Standard-Beseitigungsmethode für militärische Altlasten in der Ostsee.
Inzwischen forderte die Internationale Walfang Kommission (IWC) Deutschland und die anderen Anrainerstaaten dazu auf, die notwendigen Maßnahmen zur Rettung des Ostsee-Schweinswals nun unverzüglich zu ergreifen. Das renommierte Wissenschaftskomitee der IWC hat wiederholt und mit großer Sorge auf das Aussterben aufmerksam gemacht. Doch selbst Maßnahmen innerhalb von Schutzgebieten droht erneut die Verschiebung, sofern die Länder nicht schnell handeln.
Die Bundeswehr begründet dies mit einer Frage der nationalen Sicherheit. Die Pinger an Stellnetzen stören nach Angaben der Marine mit ihren Frequenzen die militärischen Sonarsysteme sowie die Unterwasserkommunikation und -navigation. Diese Bedenken kamen aus heiterem Himmel: Pinger werden weltweit bereits seit Jahrzehnten in Kanada, den USA, Norwegen oder dem Vereinigten Königreich eingesetzt – bislang ohne jegliche Kritik von Seiten der dortigen Marinen. Die nun geäußerten Einwände blockieren jahrelange Bemühungen zum Schutz der Wale und bewirken, dass wichtige Zeit im Kampf gegen ihr Aussterben in der zentralen Ostsee verloren geht.
„Es könnte sein, dass sich dies als der letzte Sargnagel für die bedrohte Schweinswal-Population in der zentralen Ostsee erweist, die nur noch ca. 500 Individuen umfasst“, so die Umweltschutzverbände, die sich zu einer breiten NGO-Allianz zusammengetan haben. „Die EU war kurz davor, nach Jahren und Jahrzehnten des Zuschauens endlich Schutzmaßnahmen auch außerhalb von Meeresschutzgebieten zu erlassen. Diese hätten einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, die kleinen Wale zu schützen und gleichzeitig eine Übergangslösung für die Stellnetzfischerei zu bieten. Dass diese Pläne nun von den Militärs in Deutschland, Schweden und Finnland blockiert werden, ist ein Skandal.“
Der Beifang von Schweinswalen in Stellnetzen ist ein direkter wesentlicher Treiber des Artensterbens. Seit Jahren bestehen spezielle Aktionspläne, um die einzigen in deutschen Gewässern heimischen Wale zu schützen. Die Umsetzung scheiterte bisher jedoch immer wieder am mangelnden politischen Willen, wobei insbesondere die deutsche Agrarministerin Julia Klöckner notwendige Schritte immer wieder maßgeblich verzögerte. 2019 schaltete sich schließlich die Europäische Kommission ein und mahnte die Umsetzung von effektiven Notfallmaßnahmen an, um das Aussterben der Schweinswale zu verhindern.
Daraufhin setzten sich die Anrainerstaaten Deutschland, Dänemark, Schweden, Finnland und Polen zusammen, um Vorschläge zur Reduzierung des Beifangs innerhalb von Meeresschutzgebieten und für den großflächigen Einsatz von akustischen Vergrämern („Pingern“) an Stellnetzen außerhalb der Schutzgebiete zu erarbeiten.
„Alles schien sich endlich einmal positiv für die Schweinswale zu entwickeln. Zum allerersten Mal wurden ernsthafte Schritte zur Rettung der Wale vereinbart. Doch im buchstäblich letzten Moment werden diese nun von der Marine torpediert,“ so die Umweltschutzverbände. „Das Militär verursacht nicht nur für die Tiere unerträglich lauten Unterwasserlärm z.B. durch Schießübungen, Sprengungen und den Einsatz von Sonaren selbst innerhalb von Meeresschutzgebieten. Nun wird die Rettung der Schweinswale in der zentralen Ostsee sogar aktiv durch die Bundeswehr verhindert. Das passt nicht zum Anspruch der Bundeswehr, ihren ökologischen Fußabdruck stetig zu verringern. Im Gegenteil: Mit ihrem jetzt eingelegten Veto gegen die Schutzmaßnahmen wird die Bundeswehr zum Totengräber der letzten Schweinswale.“
Die Forderung der Umweltschützer*innen ist klar: Sollten Pinger keine Option mehr darstellen, muss die Stellnetzfischerei als Todesursache Nummer eins der bedrohten Wale großflächiger aus weiteren Gebieten verbannt werden, nicht nur aus Meeresschutzgebieten. Gleichzeitig müssen alternative Fangmethoden gefördert werden und verpflichtend zum Einsatz kommen, sowie stetig weiterentwickelt werden. Nur so gibt es noch eine Chance, das Aussterben der Schweinswale zu verhindern und die Fischerei langfristig umweltverträglicher zu gestalten.
Hintergrundinformationen
Die Bundeswehr ist wiederholt in die Negativschlagzeilen geraten, weil sie Schießübungen in sensiblen Schutzgebieten veranstaltet hat. Im Jahr 2019 war sie für den Tod Dutzender Schweinswale verantwortlich, weil im Schweinswal-Schutzgebiet „Fehmarnbelt“ Sprengungen während der Sommermonate durchgeführt wurden – genau zu der Zeit, in der die Wale ihre Jungen großziehen. Anschließend waren 30 Schweinswal-Kadaver an den Stränden angespült worden. Viele von ihnen wiesen massive Gehörschäden auf, die auf Spreng-Traumata zurückzuführen sind. Sprengungen vor Ort am Meeresboden sind immer noch die Standard-Beseitigungsmethode für militärische Altlasten in der Ostsee.
Inzwischen forderte die Internationale Walfang Kommission (IWC) Deutschland und die anderen Anrainerstaaten dazu auf, die notwendigen Maßnahmen zur Rettung des Ostsee-Schweinswals nun unverzüglich zu ergreifen. Das renommierte Wissenschaftskomitee der IWC hat wiederholt und mit großer Sorge auf das Aussterben aufmerksam gemacht. Doch selbst Maßnahmen innerhalb von Schutzgebieten droht erneut die Verschiebung, sofern die Länder nicht schnell handeln.
*Diese Presseinformation wurde gemeinsam verfasst von:
• BUND Bundesverband e.V.
• Deepwave e.V.
• Deutsche Umwelthilfe (DUH)
• Deutsche Stiftung Meeresschutz (DSM)
• Gesellschaft zur Rettung der Delphine (GRD)
• Greenpeace Deutschland
• IFAW Deutschland
• M.E.E.R. e.V.
• Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
• Pro Wildlife
• Schutzstation Wattenmeer e.V.
• Schweinswale e.V.
• Whale and Dolphin Conservation (WDC)
• World Future Council
• WWF Deutschland
Firmenkontakt und Herausgeber der Meldung:
WWF Deutschland
Reinhardtstr. 18
10117 Berlin
Telefon: +49 (30) 311777-0
Telefax: +49 (30) 311777-603
http://www.wwf.de
Ansprechpartner:
Heike Zidowitz
Senior Referentin Mariner Artenschutz
E-Mail: heike.zidowitz@wwf.de
Senior Referentin Mariner Artenschutz
E-Mail: heike.zidowitz@wwf.de
Fabian Ritter
Leiter Meeresschutz, Whale and Dolphin Conservation (WDC)
Telefon: +49 (1577) 34482-74
E-Mail: fabian.ritter@whales.org
Leiter Meeresschutz, Whale and Dolphin Conservation (WDC)
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E-Mail: fabian.ritter@whales.org
Nadja Ziebarth
Leiterin Meeresschutzbüro
Telefon: +49 (421) 79002-32
E-Mail: nadja.ziebarth@bund.net
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