Silvester-Knallerei ist für viele Wildtiere ein Kraftakt ohne Vorwarnung: Sie geraten in Aufruhr, Herzschlag und Atmung erhöhen sich und die Tiere müssen ihren Stoffwechsel hochfahren. „Das verbraucht lebensnotwendige Energie, die die Tiere für den kalten Winter benötigen“, so Calvi. Studien der Universität Amsterdam haben gezeigt: Enten, die im Normalfall etwa 100 Meter hoch fliegen, steigen bei Raketenattacken am Stadtweiher vor Panik bis zu 1.000 Meter auf. Tausende von tagaktiven Vögeln fliegen in der Silvesternacht von ihren Schlafplätzen auf, um dem Böller- und Raketenszenario so schnell es geht zu entkommen. Sie verlieren während ihrer Flucht ihre Artgenossen und meiden noch Tage später ihre angestammten Futterplätze. Oft prallen die Vögel auch während der Flucht gegen Glas- und Hausfassaden. „Vogelschlag ist – nicht nur an Silvester – ein großes Problem“, so Calvi.
Auch Eichhörnchen, die hoch oben in den Bäumen ihre Kobel genannten Nester haben und in der kalten Jahreszeit in der Winterruhe sind, werden vom Lärm in Angst und Schrecken versetzt. So verzeichnet die Eichhörnchen-Nothilfe Jahr für Jahr verstörte Tiere oder gar tote Eichhörnchen, die durch die Knallerei einen Herzstillstand erlitten haben.
Einige Wildtiere – wie der Igel zum Beispiel – können sogar aus dem Winterschlaf geweckt werden. Beim Hervorkrabbeln aus ihrem Versteck atmen sie dann auch noch jede Menge Feinstaub ein: Rund 2.050 Tonnen Feinstaub werden Jahr für Jahr in Deutschland durch das Abbrennen von Feuerwerk in die Luft geblasen, der größte Teil davon in der Silvesternacht.
Und auch für das sehr empfindliche Gehör der meisten Wildtiere sind Chinaböller und Pfeifraketen eine Qual. „Ein Fuchs auf Mausjagd kann seine Beute unter der geschlossenen Schneedecke hören – diese Geräusche liegen in einem Bereich von 10 bis 15 Dezibel. Da löst ein Böller, der in seiner Nähe mit 120 Dezibel explodiert, schon einen gewaltigen Stress aus“, sagt Calvi.
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