Für viele Leute bedeutet der Urlaub mit dem Wohnmobil vor allem Freiheit: Sie sind nicht auf Reiseveranstalter Hotels angewiesen. Was macht für Sie den Reiz aus?
Jürgen: Bei uns ist es vor allem das simple Leben mit und in der Natur, das uns fasziniert. Es ist der Reiz, sich selbst nicht nur bei Sonne, sondern auch bei Wind und Wetter den natürlichen klimatischen Bedingungen auszusetzen. Keine Termine, aber dennoch einen Plan zu haben. Vor allem aber neugierig zu sein und interessante Leute kennenzulernen. Bei der ganzen Alltags-Routine hin und wieder mal etwas Neues und Unvorhergesehenes zuzulassen.
Monika: Das Wichtigste ist aber, Zeit gemeinsam zu verbringen. Früher mit unseren beiden Kindern, jetzt haben wir öfter mal unsere Enkel dabei. So ein Trip hat dann immer etwas von Löwenzahn und Peter Lustig oder Fritz Fuchs in seinem Wagen. Wir wollen ihnen die Natur näherbringen und erfinderisch sein – auch mal bei Regenwetter oder in kalten Nächten.
In 30 Jahren sind Sie ja bestimmt schon viel herumgekommen. Wo hat es Ihnen bisher am besten gefallen?
Monika: Ganz besonders gefällt es uns im Sommer immer am Meer – Italien oder Kroatien sind unsere Favoriten. Wir haben z.B. ein sehr schönes Weingut in der Toskana gefunden, auf dem wir gerne ein paar Tage mit dem Wohnmobil verbringen. Es gibt einfach nichts Schöneres als mit einem Glas vorzüglichen Rotwein die blutrote Sonne im Meer versinken zu sehen.
Jürgen: In den letzten Monaten entdeckten wir coronabedingt aber auch sehr reizvolle Gebiete hier in Deutschland. Etwa der Main mit seinen fantastisch ausgebauten Radwegen oder die Wander- und Radregion der Rhön. Bei uns in Sachsen gibt es noch etwas Nachholbedarf, aber in anderen Regionen wurde stark in neue Radwege investiert, etwa im Spreewald oder den Elbauen in Brandenburg. Wir kauften uns sogar neue Radkarten, weil die Gegenden kaum wiederzuerkennen waren und wir auf Google verzichten möchten.
Das Radfahren gehört bei Ihnen von Beginn an zum Camping dazu. Halten Sie sich damit jung oder müssen Sie inzwischen einen Gang zurückschalten?
Monika: Da sprechen Sie was an! Wir haben unsere geliebten Räder mit einem Pendix-Antrieb nachgerüstet und ich muss sagen, dass das wirklich eine super Entscheidung war. Früher radelte ich oft am Limit und hing meinem Mann hinterher, das hat mir manchmal die Freude genommen. Jetzt kann ich auch mit wenig Kraft Strecken erkunden, die mir sonst entgangen wären. Jetzt habe ich wieder richtig Lust und Spaß am Radeln. Auf den Pendix-Antrieb möchte ich nicht mehr verzichten.
Jürgen: (lacht) Und ich hatte immer einen Grund, Dich aufzuziehen. Da muss ich mir jetzt was Neues ausdenken. Spaß beiseite – wir wissen inzwischen genau, wo wir die Akkus laden können. Da gibt es regional aber auch große Unterschiede. Sachsen ist noch weitestgehend ein weißer Fleck, aber in Brandenburg oder in Franken gibt es tolle Systeme zum Laden, wo wir Akkus und Zubehör in Schließfächern verstauen können. So kann man bei der Gelegenheit den Ort erkunden oder ein Käffchen trinken gehen, ohne alles mit zu schleppen. Auch Gaststätten bieten oft einen Ladeservice an, aber hier sollte man sich vorher genau über die Öffnungszeiten informieren. Seit Corona gibt es mehr Ruhetage, und die Angaben im Netz sind oft nicht mehr aktuell.
Es muss also nicht immer ein fertiges E-Bike sein?
Jürgen: Ach, ganz im Gegenteil. Wir haben uns natürlich vorher schlau gemacht, was für uns am besten passt und auch E-Bikes getestet. Aber von unseren Rädern hätten wir uns nur ungern getrennt, und so entschieden wir uns am Ende für die Nachrüstung. Und ich muss gestehen: Mit dem Antrieb macht das Radeln einfach großen Spaß. Mit der App kann ich z.B. auch die Trittfrequenz im Auge behalten, und Restreichweite sehen, damit ich weiß, ob der Akku bis nach Hause hält.
Monika: Ja, und weil das so entspanntes Fahren ist, kam es auch schon vor, dass die Tour länger war als geplant. Der Akku hat dann eben nicht ganz gereicht. Positiv überrascht stellten wir fest, auch bei leerem Akku erhöht sich der Tretwiderstand nicht, sondern das Rad verhält sich eben wie ein ganz normales Rad, dann ganz ohne E-Antrieb. Das hat die letzten 50 Jahre ja auch funktioniert. Und so radelten wir ganz locker die paar Kilometer am Schluss unserer Tour nach Hause.
Und haben Sie Tipps für die neue Camper-Generation, die auch gerne mit dem Rad unterwegs ist?
Jürgen: Viele Leute haben ein mulmiges Gefühl, wenn vor ihnen ein Wohnmobil samt Fahrrädern fährt – vielleicht fallen sie ja ab? Eigentlich unbegründet, wenn die Radhalterung sicher angebracht ist. Am besten in einer Fachwerkstatt, dann ist auch versicherungstechnisch nichts zu befürchten. Ja – und natürlich sollten auch die Räder vorher gründlich gecheckt werden. Vor Ort erst noch Schläuche oder Kette wechseln zu müssen, trübt den Urlaubsstart.
Monika: Und auch das ist ein Vorteil vom Pendix-Antrieb – der Akku lässt sich einfach abnehmen und mit dem Motor ist das Rad kaum schwerer als vor der Nachrüstung. Neue Halterungen sind in der Regel nicht notwendig. Und was die Rad-Trips vor Ort angeht: Wir planen unsere Reisen nicht im Voraus nach potentiellen Radstrecken. In der Region angekommen erkunden wir diese mit dem Rad oder ziehen die Wanderschuhe an. Ich lasse mich aber auch gern in der örtlichen Touristeninformation beraten. Wer sich aber schon vorher schlau machen will, findet im Internet viele Erfahrungsberichte über Rad- oder Wanderwege.
Viele Leute, die sich jetzt einen Wohnwagen gekauft haben, starten unzureichend vorbereitet in den Urlaub. Was würden sie denen vor der Abfahrt raten?
Jürgen: Wir als Oldie-Camper gehen lieber ganz sicher und prüfen vor Fahrantritt den Füllstand Wasser, Gas, Tank und Reifendruck. Außerdem packen wir eine Notration von Konserven wie Brot Wurst und Fisch ein und eine Sechser-Packung Wasser. Pannen oder Staus können einen schließlich schon mal länger, ganz ungeplant, an Orten festhalten. Ganz wichtig sind natürlich auch Ausweisdokumente, Versicherungskarten, Fahrzeugpapiere. Von allen nehmen wir in der Regel immer zusätzliche Kopien auf einem Stick mit.
Monika: Was auch nicht fehlen darf: Ein kleines Fläschchen 80-prozentiger Rum und ein Schwedenbitter. Besonders in Südeuropa kann eine Schürfwunde den Urlaub schnell beenden, wenn sie nicht rasch desinfiziert wird. Deswegen haben wir hochprozentiges für außen dabei, und bei Bedarf auch für innen (lacht). Mein Schwedenbitter kommt vor allem bei Mückenstichen, Prellungen oder einem verdorbenen Magen zum Einsatz.
Kommt bei ihnen im Caravan auch mal Langeweile auf? Oder gerät man sich auf so engem Raum vielleicht sogar öfter mal in die Wolle?
Monika: Das ist bei uns noch nie vorgekommen. So schlecht kann kein Wetter sein, dass man nicht doch etwas unternehmen kann. Bücher und Spiele haben wir generell immer mit. In meinem Laptop gibt es dann auch mal wieder was zu Tun. Ja – und Kleidung für jedes Wetter ist ein Muss beim Camping. Im Übrigen, wir haben erst seit letztem Jahr einen TV. Aber wenn wir mit unseren Enkelkindern unterwegs sind, gibt es eh keine Langeweile, da haben wir für jedes Wetter dann einen Plan parat.
Jürgen: Also mein Rat wäre, diese Urlaubsform einfach mal auszuprobieren. Ja, es ist ganz anders, in einem Wohnmobil zu übernachten und nur mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs zu sein. Außerdem ist man der Natur mit allen positiven und negativen Überraschungen ausgesetzt. Aber genau das macht den Reiz aus. Anstatt einen bequemen Urlaub zu planen, sollte man vielleicht mal einen Schritt zurückgehen, spontan sein und die Natur so erleben wie sie wirklich ist und sich dabei selber neu entdecken.
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