Taten statt Warten!

In einem neuen Report legt der WWF die Dimension der Schlupflöcher im geplanten EU-Gesetz zum Stopp der europäisch verantworteten globalen Entwaldung offen. Der im Herbst veröffentlichte Entwurf sieht vor, in der EU nur noch die Einfuhr und den Handel mit Rohstoffen und Produkten zuzulassen, für die kein Wald zerstört wurde. Die Zerstörung anderer wertvoller Ökosysteme mit geringer oder keiner Bewaldung, wie Savannen, Grasland oder Feuchtgebiete, wird bisher jedoch außen vor gelassen. Erst zwei Jahre nach Inkrafttreten des Gesetzes will die EU prüfen, ob diese auch mit in das Gesetz aufgenommen werden sollen. Sowieso schon bedrohte Landschaften wie der südamerikanische Cerrado, die artenreichste Savanne der Welt, können so auch weiterhin für EU-Importe wie Rindfleisch oder Futtermittelsoja zerstört werden, so der Report „Mehr als Wald“.

Susanne Winter Programmleiterin Wald beim WWF Deutschland kommentiert: „Die EU muss ihren Gesetzesvorschlag nachschärfen, sonst besteht die Gefahr, dass sich die landwirtschaftliche Produktion von Wäldern auf andere wertvolle Ökosysteme wie Savannen,  Gras- und Buschland sowie Feuchtgebiete verlagert. Im Kampf gegen Klimakrise und Artensterben brauchen wir all diese Ökosysteme.“ Der Report zeigt, wie wichtig eine Anpassung des Gesetzes ist: Grasland und Savannen speichern weltweit aufsummiert doppelt so viel Kohlenstoff wie tropische Wälder. Die Zerstörung von Torfmooren ist für fünf Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich – doppelt so viel wie die Emissionen aus dem weltweiten Luftverkehr. Werden wie derzeit geplant nur die Wälder geschützt, wird sich die Produktion in diese Gebiete verlagern. Die erhoffte Wirkung des Gesetzes für den Klima- und Artenschutz würde so unterlaufen.

Ein großer Teil der in die EU eingeführten Rohstoffe stammt aus artenreichen und kohlenstoffreichen Regionen, die nur teilweise als Wald gelten. Der Bericht nennt einige wichtige Beispiele:

  • Der südamerikanische Cerrado hat bereits die Hälfte seiner ursprünglichen Vegetation verloren, hauptsächlich um Platz für die Soja- und Rindfleischproduktion zu schaffen. Im Jahr 2019 machten die EU-Einfuhren von Rindfleisch aus dem Cerrado 22 Prozent der gesamten Rindfleischeinfuhren der EU und mehr als ein Viertel der Rindfleischexporte aus der Region aus.
  • Schätzungsweise 14 Prozent des argentinischen Chaco, eines Mosaiks aus natürlichem Grasland und Savannen, wurden in den 2000er Jahren für die Landwirtschaft umgewandelt, hauptsächlich für die Sojaproduktion. Im Jahr 2019 importierte die EU rund 24 Prozent des aus diesem Biom exportierten Sojas.
  • 94 Prozent der Torfgebiete Sumatras wurden umgewandelt oder degradiert, hauptsächlich für Palmöl, Plantagenwälder für die Zellstoffproduktion und Gummi. Etwa 19 Prozent der EU-Einfuhren von Naturkautschuk und 14 Prozent von Palmöl, Palmkernöl und Palmkernmehl können Handelsströmen aus Sumatra zugeordnet werden.

Um eine weitere Zerstörung dieser und anderer Landschaften zu verhindern, müsse das EU-Gesetz für alle Ökosysteme gelten: „Wenn wir die Wälder erhalten, aber im Gegenzug andere Lebensräume umso stärker zerstören, werden wir die Klimakrise und das Artensterben nicht aufhalten“, warnt Susanne Winter.  

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