Das vergangene Geschäftsjahr war – vor allem zu Beginn und am Ende – wiederum stark von der CoronaPandemie geprägt. Von den Mitarbeitenden wurde aufgrund von Teamaufteilungen auf verschiedene Standorte, Verlegung der Arbeitsplätze ins Homeoffice und Hygienevorschriften beim Kundenkontakt viel Flexibilität abverlangt. In den Sommermonaten sorgten jedoch Lockerungsmassnahmen vermehrt für Möglichkeiten zum persönlichen Kundenkontakt, den wir bei der «Hypi» Lenzburg nicht missen wollen. Dennoch verzeichnete die Bank im vergangenen Jahr insgesamt eine massive Steigerung der Telefonberatungen, während die physischen Beratungsgespräche leicht rückläufig waren.
Erwähnenswert im Zusammenhang mit Corona ist, dass verschiedene Unternehmen, die im Rahmen der Hilfsprogramme des Bundes und des Kantons Aargau im Geschäftsjahr 2020 einen sogenannten Covid-19-Kredit beansprucht hatten, im vergangenen Jahr ihre Kredite bereits teilweise oder vollumfänglich zurückzahlten. Auch wurden keine zusätzlichen Wertberichtigungen auf dem Ausleihungsportfolio notwendig, es konnten vielmehr Wertberichtigungen in der Höhe von 0,8 Millionen Franken aufgelöst werden. Indizien dafür, dass die Wirtschaft 2021 zu einer erfreulich robusten Verfassung zurückgefunden hat.
Erträge haben in allen Geschäftsbereichen zugenommen
Das wiederbelebte wirtschaftliche Umfeld spiegelt sich im Geschäftsverlauf der Hypothekarbank Lenzburg auch darin, dass die Bank 2021 in allen Geschäftsbereichen die Erträge steigern konnte. Der Erfolg im Zinsengeschäft legte im Vergleich zum Vorjahr um 2,1 Prozent auf 57,9 Millionen Franken zu, der Erfolg aus dem Kommissionsund Dienstleistungsgeschäft stieg um 12,0 Prozent auf 15,8 Millionen Franken und der Erfolg aus dem Handelsgeschäft um 13,8 Prozent auf 3,3 Millionen Franken. Der übrige ordentliche Erfolg verbuchte gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 22,4 Prozent auf 13,8 Millionen Franken.
Der Geschäftsertrag ist damit insgesamt um 6,8 Prozent auf 90,8 Millionen Franken gestiegen. Der Reingewinn hat um 1 Prozent auf 18,3 Millionen Franken zugenommen. Als gewinnschmälernd hat sich ein einmaliger Sondereffekt im Zusammenhang mit Anpassungen im Kartengeschäft ausgewirkt. So hat die Hypothekarbank Lenzburg 2021 für die Datenverarbeitung von Bankkarten (sog. Karten-Processing) zu einem neuen Anbieter gewechselt.
Trotz weiter laufender Investitionsphase haben sich absolut gesehen die Geschäftserträge mit einem Plus von 5,8 Millionen Franken insgesamt besser entwickelt als die Aufwände, die im vergangenen Jahr um 3,8 Millionen Franken zugenommen haben. Das führte dazu, dass der Geschäftserfolg im Vergleich zum Vorjahr um 4,2 Prozent auf 21,7 Millionen Franken erhöht werden konnte. Das Cost-Income-Ratio belief sich im Geschäftsjahr 2021 auf 61,0 Prozent.
Anspruchsvolles Zinsengeschäft
Das Zinsengeschäft ist nach wie vor geprägt von den anspruchsvollen Bedingungen im Niedrigzinsumfeld. So konnten die Hypothekarforderungen zwar um 180,5 Millionen Franken auf 4,3 Milliarden Franken gesteigert werden. Dennoch gingen die Zins- und Diskonterträge 2021 im Rahmen der Erwartungen um 4,1 Prozent auf 52,8 Millionen Franken zurück. Dass der Netto-Erfolg im Zinsengeschäft dennoch 2,1 Prozent auf 57,9 Millionen Franken höher als im Vorjahr ausgefallen ist, hat massgeblich mit der Reduktion der Zinsaufwände um 59,3 Prozent auf 1,8 Millionen Franken zu tun.
Die Hypothekarbank Lenzburg hat auch im vergangenen Geschäftsjahr von Banken, institutionellen Anlegern und weiteren Gegenparteien Gelder zu Negativzinsen aufgenommen. Der Zinsaufwand konnte auf diese Weise um 3,6 Millionen Franken gesenkt werden. Auf der Passivseite der Bilanz haben sich diese Geschäfte per Ende Jahr mit einem Anstieg der Verpflichtungen gegenüber Banken um 17,6 Prozent auf 357,8 Millionen Franken niedergeschlagen.
Die durchschnittliche Zinsmarge lag Ende 2021 bei 0,88 Prozent und damit unter dem Vorjahr, als die Marge 0,96 Prozent betragen hatte. Das Zinsdifferenzgeschäft bleibt damit eine Herausforderung. Aus diesem Grund will die Hypothekarbank Lenzburg die Abhängigkeit davon weiter reduzieren. In dieser Hinsicht wurden auch im vergangenen Jahr weitere Fortschritte erzielt: So konnte der Beitrag des Zinsengeschäfts zum gesamten Geschäftsertrag von rund 67 Prozent im Vorjahr auf 64 Prozent im Jahr 2021 gesenkt werden.
Erfolgreiche Positionierung als Beraterbank
Deutliche Ertragsteigerungen hat die Bank im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft erzielt. Der Erfolg in diesem Geschäftsbereich ist mit 15,8 Millionen Franken um 12,0 Prozent höher als im Vorjahr ausgefallen. Profitiert hat die Bank dabei von Erfolgen im Vertrieb, die sich im Zusammenhang mit der Einführung FIDLEGkonformer Beratungs- und Risikokonzepte ergeben haben. Zudem konnte sich die Hypothekarbank Lenzburg aufgrund der im vergangenen Jahr erfolgten Konsolidierung auf dem Bankenplatz Aargau als Beraterbank erfolgreich positionieren. Dies hat ihr im Anlage- und Vorsorgebereich wie auch im Hypothekargeschäft neue Kunden und Kundinnen gebracht.
Die Depotvolumen der Anlagekundinnen und -kunden sind im vergangenen Jahr um 8,0 Prozent auf 2,7 Milliarden Franken gestiegen. Die verwalteten Vermögen in den bankeigenen Anlageprodukten des HBL Asset Managements haben dabei um rund 33,7 Prozent auf 135 Millionen Franken zugenommen. Die Depotbestände der im Vorsorgebereich eingesetzten Produkte der Aare-Strategien (Lösungen für Säule 3a und Freizügigkeitsgelder) haben sich um 62,8 Prozent auf 29,8 Millionen Franken erhöht. Bemerkenswert ist schliesslich die gute Performance der einzelnen Mandatsstrategien in der Vermögensverwaltung, die durchwegs über dem Benchmark abschloss.
Weitere Banken haben auf Finstar migriert
Der übrige ordentliche Erfolg schliesslich hat im vergangenen Geschäftsjahr um 22,4 Prozent auf 13,8 Millionen Franken zugenommen. Der darin enthaltene Erfolg aus Veräusserungen von Finanzanlagen ist um 29,3 Prozent auf 6,6 Millionen Franken gestiegen. Diese Erträge dienen wie bereits kommuniziert unter anderem zur Finanzierung der Investitionen ins Open-Banking-Geschäft und in den Ausbau der Finstar-Plattform. Auch im vergangenen Jahr wurden in diesen Bereichen verschiedene Projekte erfolgreich abgeschlossen. So konnten die Spar- und Leihkasse Gürbetal und die Caisse d’Epargne Riviera erfolgreich auf die Bankenplattform Finstar migriert werden. Zudem hat die Berner Kantonalbank den Marktplatz SME|X für digitale Vermögenswerte in Betrieb genommen, welcher Blockchain-Module der Finstar-Plattform nutzt.
Der andere ordentliche Ertrag, in dem die Einkünfte aus dem Finstar-Geschäft mit anderen Finanzdienstleistern und aus dem Service-Geschäft mit Fintech-Unternehmen verbucht werden, ist um 32,8 Prozent auf 9,5 Millionen Franken angestiegen. Der andere ordentliche Aufwand hat um 83,0 Prozent auf 3,1 Millionen Franken zugenommen, was unter anderem auf weiterverrechnete Kosten für das Karten-Processing beim stark wachsenden Kooperationspartner Neon zurückzuführen ist. Die Nettoerträge aus Finstar, Services und OpenBanking sind im Vorjahresvergleich um 8,7 Prozent auf 6,3 Millionen Franken gestiegen.
Kundengelder haben deutlich zugenommen
Die Kooperation mit Neon hat sich – wie bereits angedeutet – im vergangenen Geschäftsjahr wiederum erfreulich entwickelt. Die Einlagen von Neon-Kundinnen und -Kunden haben um 267,5 Millionen Franken zugenommen, was einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der Kundeneinlagen hatte. Insgesamt haben sich die Verpflichtungen aus Kundeneinlagen bei der Hypothekarbank Lenzburg im vergangenen Geschäftsjahr um 485 Millionen Franken oder 11,5 Prozent auf 4,7 Milliarden Franken erhöht.
Der Geschäftsaufwand insgesamt hat im vergangenen Jahr um 7,5 Prozent auf 54,9 Millionen Franken zugenommen. Der Anstieg ist in erster Linie auf die Zunahme des Sachaufwandes um 3,2 Millionen Franken zurückzuführen. Das hat mit den bereits erwähnten Kosten für die Umstellung im Kartengeschäft zu tun.
Der Hauptanteil der Position «Wertberichtigungen auf Beteiligungen sowie Abschreibungen auf Sachanlagen und immateriellen Werten» machen wie in den Vorjahren die Investitionen aus, welche für die Weiterentwicklung der Finstar-Plattform getätigt wurden und die wiederum vollständig abgeschrieben wurden. Die Position verzeichnete insgesamt einen Anstieg um 11,1 Prozent auf 14,1 Millionen Franken.
Die Dividende wird angehoben
Nach Steuern resultiert für das vergangene Geschäftsjahr ein Gewinn von 18,3 Millionen Franken. Zusammen mit dem Gewinnvortrag aus dem Vorjahr resultiert ein Bilanzgewinn in der Höhe von 19,0 Millionen Franken. Davon sollen wie im Vorjahr 10,0 Millionen Franken den freiwilligen Gewinnreserven zugewiesen werden.
Aufgrund der stabilen Ertragslage und der Fortschritte bei der Diversifikation der Ertragsquellen schlägt der Verwaltungsrat der Generalversammlung vom kommenden März vor, die Gewinnbeteiligung für Aktionäre und Aktionärinnen leicht anzuheben. So soll pro Aktie statt 110 Franken wie im Vorjahr, eine Dividende in der Höhe von 115 Franken ausbezahlt werden. Die Gewinnausschüttung beträgt auf dieser Basis insgesamt 8,3 Millionen Franken.
Mit einer Liquiditätsdeckungsquote (LCR) von 186,3 Prozent (gefordert 100), einer Eigenkapitalquote von 19,1 Prozent (gefordert 11,2 Prozent) und einer ungewichteten Eigenmittelquote (Leverage-Ratio) von 7,6 Prozent (gefordert 3 Prozent) ist die Hypothekarbank Lenzburg auch Ende 2021 solide finanziert.
Der Ausblick für das Geschäftsjahr 2022 fällt verhalten optimistisch aus. Wie erwähnt befindet sich die Wirtschaft insgesamt zwar in einer robusten Verfassung. Doch mit der starken Ausbreitung der neuen Variante des Coronavirus, den teilweise zu beobachtenden Lieferengpässen in wichtigen Wirtschaftssektoren, der damit einhergehenden Inflationsgefahr und dem Negativzinsregime sind verschiedene Risiken erkennbar.
Im Zinsengeschäft ist insgesamt mit einem wenig veränderten Geschäftsverlauf zu rechnen. Im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft und im Bereich Services erwarten wir hingegen weitere Ertragssteigerungen.
Strategie 2022 bis 2026 wurde festgelegt
Weiter hat der Verwaltungsrat im vergangenen Jahr mit der Strategie 2022 bis 2026 «inspire – innovate – navigate» neue Leitsätze für die geschäftspolitische Ausrichtung der Hypothekarbank Lenzburg definiert. Diese werden im laufenden Jahr im operativen Geschäft implementiert und sollen Fortschritte in den Bereichen Customer Experience, Operational Excellence und Data Driven Business bringen. Insgesamt soll dabei die Abhängigkeit vom Zinsdifferenzgeschäft weiter reduziert und die sogenannt zinsunabhängigen Geschäftsaktivitäten im Anlage-, Finstar- und Open-Banking-Geschäft weiter gefördert werden.
Die kommende Generalversammlung wird am 19. März 2022 stattfinden, aufgrund der epidemiologischen Lage wiederum ohne die physische Präsenz von Aktionärinnen und Aktionären. Die Anteilseigner können die Stimmrechte ausschliesslich über die unabhängige Stimmrechtsvertreterin auf elektronischem oder postalischem Weg ausüben. Eine entsprechende Information per Post folgt im Februar.
Im Zusammenhang mit der Strategieumsetzung der Hypothekarbank Lenzburg AG verstärkt die Bank die Kompetenz des Verwaltungsrats im Bereich der digitalen Transformation und dem Risikomanagement, insbesondere den operationellen Risiken. Mit Frau Susanne Ziegler konnte eine ausgewiesene und erfahrene Fachperson gewonnen werden, welche das Gremium in diesen Themen auf strategischer Ebene optimal ergänzen wird. In der Einladung zur Generalversammlung 2022 wird Susanne Ziegler eingehender vorgestellt.
Unter Vorbehalt der Zustimmung der Generalversammlung vom 19. März 2022 wird sich der Verwaltungsrat der Hypothekarbank Lenzburg AG aus folgenden Personen zusammensetzen:
– Gerhard Hanhart, Präsident
– Prof. Dr. sc. ETH Doris Agotai
– Christoph Käppeli
– Marco Killer
– Dr. Andreas Kunzmann
– Josef Lingg
– Christoph Schwarz
– Therese Suter
– Dr. Thomas Wietlisbach
– Susanne Ziegler
Die Hypothekarbank Lenzburg ist eine börsenkotierte Schweizer Universalbank, die 1868 als Hypothekar- und Leihkasse Lenzburg gegründet wurde. Sie beschäftigte Ende Dezember 2021 teilzeitbereinigt 321 Mitarbeitende mit einem Frauenanteil von 44,6 Prozent. Die Bank ist aktiv im Retail Banking, Hypothekargeschäft, Private Banking und KMU-Geschäft. Im Fintech-Geschäft stellt sie Drittanbietern von Finanzdienstleistungen BankServices zur Verfügung. Unter der Marke HBL Asset Management bietet die Hypothekarbank Lenzburg zudem professionelle Vermögensverwaltung an. Das eigene Kernbankensystem Finstar wurde 2017 mit einer offenen Schnittstelle ausgestattet. Unter der Marke Hypothekarbank Lenzburg betreibt die Bank 13 Geschäftsstellen sowie ein Beratungsbüro und ist stark in der Region verankert. Wegen ihrer technologischen Innovationskraft hat die Hypothekarbank Lenzburg in den letzten Jahren verschiedene Auszeichnungen gewonnen.
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