Amnestie für Raubbau?

Das Feuchtgebiet Doñana in der spanischen Provinz Huelva ist akut von einem neuen Gesetzesvorhaben der andalusischen Regierung bedroht. Darauf weist der WWF anlässlich des Weltfeuchtgebietstag am morgigen Mittwoch hin. 1 460 Hektar illegaler Erdbeerfarmen in der andalusischen Provinz Huelva sollen legalisiert werden – eine Fläche mehr als fünf Mal so groß wie der Wannsee. Die Erdbeerfarmen werden durch illegal gebohrte Brunnen bewässert und trocknen so das sensible Doñana Naturschutzgebiet aus. Das UNESCO Weltnaturerbe und Ramsar Schutzgebiet steht seit 1969 unter Schutz, trotzdem gefährden über 1000 illegale Brunnen den Lebensraum von Zugvögeln und seltenen Tierarten wie dem iberischen Luchs. Erst im Juni 2021 verurteilte der Gerichtshof der Europäischen Union (EuGH) das Land Spanien nach einer Klage des WWF wegen übermäßiger Entnahme von Grundwasser.

WWF-Süßwasserexperte Johannes Schmiester warnt: „Die Feuchtegebiete von Doñana sind unersetzlich für die Klimaresilienz der iberischen Halbinsel und die biologische Vielfalt. Die Amnestie für den Wasserraub käme einem Todesurteil für sie gleich.“ Besonders für hunderttausende Zugvögel wäre das Austrocknen des Feuchtgebiets eine Katastrophe. Sie brauchen das einzigartige Gebiet als Rastplatz auf dem Weg von Nordeuropa nach Afrika. "Das geplante Gesetz belohnt nun die Plantagenbetreiber, die in der Vergangenheit ihre Profite mit Raubbau an der Natur finanziert haben und bestraft diejenigen, die sich an geltende Gesetze gehalten haben. Schlimmer noch, es würde auch die illegale Besetzung, Abholzung und Umwandlung von öffentlichem Wald in Erdbeerfarmen belohnen. Am Rande des Doñana Nationalparks werden auch Erdbeeren für deutsche Supermarktketten angebaut. Diese müssen ihrer Verantwortung gerecht werden. Das heißt: Sie dürfen keine Erdbeeren von illegalen Flächen beziehen und müssen sich öffentlich gegen den Gesetzesvorschlag einsetzen.“ so Schmiester.

Hintergrund: Erdbeeren, die durstigen Früchte
Die meisten Früherdbeeren, die bald in den deutschen Supermarktregalen landen, wachsen unter einem Meer an Plastikfolien im trockenen Südspanien. Neben dem Einsatz von Pestiziden und den Emissionen, die durch den Transport der Erdbeeren aus Spanien freigesetzt werden, ist vor allem der hohe Wasserverbrauch beim Anbau der Früchte in der wasserarmen Region problematisch. Ungefähr 300 Liter Wasser werden für die Herstellung von einem Kilo Erdbeeren verbraucht – so viel passt in eineinhalb Badewannen und wird von den Tieren und Pflanzen im Feuchtgebiet Doñana dringend gebraucht. In deutschen Anbaugebieten ist die Wasserverfügbarkeit wesentlich höher als im trockenen Andalusien. Der WWF empfiehlt deshalb auf die heimische Erdbeersaison zu warten und bis dahin zu eingemachten Früchten aus Deutschland zu greifen. Der WWF Podcast ÜberLeben berichtet ausführlich über das Thema.

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