„Die Vorlagen, die durch die Synodalforen in intensiver Arbeit erstellt und zwischen den Vollversammlungen von allen Synodalen, Beraterinnen und Beratern diskutiert und bearbeitet worden sind, wurden mit großen Mehrheiten bestätigt“, so das Präsidium des Synodalen Weges in der Abschlusspressekonferenz. „Die Abstimmungen insgesamt hatten eine Zustimmungsquote zwischen 74 und 92 Prozent. Ähnlich waren die Mehrheiten unter den nicht-männlichen Mitgliedern, wenn eine getrennte Zählung beantragt wurde. Und auch in den Abstimmungen, bei denen satzungsgemäß eine 2/3-Mehrheit der bischöflichen Mitglieder der Synodalversammlung notwendig war, hat es diese immer gegeben.“
Der Synodale Weg ist ein gemeinsamer Beitrag der Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen und seiner systemischen Ursachen im Bereich der katholischen Kirche. Neben Bischof Dr. Stephan Ackermann, Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen des sexuellen Missbrauchs im kirchlichen Bereich und für Fragen des Kinder- und Jugendschutzes, sprach dazu auch Johannes Norpoth vom Betroffenenbeirat bei der Deutschen Bischofskonferenz.
Die Präsidentin des ZdK und des Synodalen Weges, Dr. Irme Stetter-Karp, würdigte die Synodalversammlung als Erfolg. „Wir vom ZdK haben gefordert, endlich konkret zu werden, Veränderungen zu beschließen. Die Ergebnisse hier in Frankfurt machen mich zufrieden. Die Versammlung hat geliefert. Aber ich sehe keinen Anlass, mich zurückzulehnen. Wichtige Handlungstexte sind auf der nächsten Versammlung durchzubringen, ohne die das umfassende Reformwerk, das wir uns zusammen mit den Bischöfen vorgenommen haben, nicht gelingen kann. Menschenrechte in der Kirche sind erst dann Realität, wenn es Gerechtigkeit für alle Geschlechter gibt, Segen für alle, Teilhabe aller an Entscheidungen, die alle angehen“, so Dr. Stetter-Karp. Der Synodale Weg habe seit Jahrzehnten überfällige Veränderungen auf die Tagesordnung gesetzt. „Ich erwarte von den Bischöfen, dass sie umsetzen, was Papst Franziskus schon zu Beginn seines Pontifikats anstieß: dezentrale Lösungen zu finden – und damit für die Kirche in Deutschland Wege für eine kraftvolle Zukunft zu eröffnen.“ Die ZdK-Präsidentin fügte hinzu: „Zu erwarten, dass die Weltkirche Probleme löst, die man selbst, vor Ort, in die Hand nehmen muss – das ist nicht unsere Erwartung als ZdK. Wir müssen hier bei uns handeln. Das kann uns niemand abnehmen. Auch nicht der Papst.“
Bischof Dr. Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Präsident des Synodalen Weges, wertete die Synodalversammlung ebenfalls als Erfolg. „Die Atmosphäre war vertrauensvoll, angstfrei, konstruktiv. Die Diskussionen waren von Argumenten und Hoffnung getragen. Wir machen Texte, um das konkrete Handeln der Kirche zu verändern. Ich bin zuversichtlich, dass uns der Durchbruch in eine veränderte Kultur gelingt: deutlich partizipativer, gerechter, in geteilter Verantwortung aller, die durch Taufe und Firmung zum Gottesvolk gehören.“ Konkret fügte Bischof Bätzing hinzu: „Wir wollen, dass die Gläubigen eines Bistums stärker als bisher an der Wahl ihres Bischofs beteiligt werden. Wir wollen nicht zusehen, wie die Lebensader der Kirche – die Sakramente – mehr und mehr versiegt, weil es zu wenig Priester gibt. Wir wollen, dass Frauen in der Kirche aufgrund ihrer gleichen Würde Zugang zu Diensten und Ämtern erhalten.“ Die Synodalversammlung habe auch gezeigt, dass ein Kulturwandel in der Gestaltung des kirchlichen Arbeitsrechts notwendig sei. „Das wurde durch die mutige Aktion #outinchurch deutlich. Viele in der Synodalversammlung haben sich ausdrücklich dafür ausgesprochen. Wir geben die Veränderung der Grundordnung des kirchlichen Dienstes in den nötigen Beratungsprozess. Vorarbeiten dazu sind bereits weit gediehen. Es geht im Kern um eine neue Ausrichtung. Individuelle Loyalitäten werden auf ein Mindestmaß dessen begrenzt, was der gemeinsamen Ausrichtung eines Dienstes in der Kirche entspricht. Die persönliche Lebensführung in Partnerschaft bleibt als persönliche Entscheidung außen vor“, so Bischof Bätzing. Mit Blick auf Rom hob er hervor, eine hilfreiche Kommunikation zu suchen und zu gestalten. „In der Synodalversammlung wurde mit großer Zustimmung und Freude aufgenommen, dass wir eine gemischte Gesprächsgruppe zwischen Verantwortlichen im römischen Synodensekretariat und dem Präsidium des Synodalen Weges in unserem Land einrichten werden.“
Der Vizepräsident des Synodalen Weges und des ZdK, Prof. Dr. Thomas Söding, erklärte: „Die katholische Kirche kann Synode. Sie ist mutig, respektvoll und fleißig.“ Jetzt gebe es zwei Handlungstexte, mit deren Umsetzung sofort begonnen werden müsse: „Macht wird in der katholischen Kirche geteilt, kontrolliert und nicht verbrämt oder verleumdet. Führung wird wahrgenommen – auf neue Weise. Der Text zu Macht und Gewaltenteilung zeigt, was alles in der katholischen Kirche möglich ist, wenn man das will. Die Kirche steht nicht bei Null. Aber Synodalität ist eine fortwährende Aufgabe“, so Prof. Söding. Mit Blick auf die Debatte um den Zölibat würdigte er das vielfältige Plädoyer, diese Lebensform zu öffnen: „Es haben Bischöfe gesagt, dass sie mit dem bisherigen Modell ans Ende kommen: Es gibt in ihren Diözesen keine jungen Männer, die sich auf den Weg des zölibatären Priestertums machen wollen. Viele Bischöfe haben betont, dass die Öffnung nicht ein Notbehelf ist, sondern eine Chance für die Ehe.“ Im Bereich der Sexualethik sei unverkennbar, wie stark die verantwortete Praxis von Menschen heute und die offizielle Lehre der Kirche auseinanderklafften. „Die Mehrheiten für Veränderungen sind groß. Es gibt aber auch Widerspruch – nicht nur, aber nicht zuletzt von Bischöfen. Ich setze darauf, dass dort der Dialog mit dem Forum vertieft wird“, so Prof. Söding. „Ich bin nach Frankfurt gefahren, weil ich mich für die Umkehr und Erneuerung der katholischen Kirche einsetze. Ich werde in dem Wissen nach Hause fahren, dass wir Weichen gestellt haben. Auf diesem Weg muss es voran gehen – in der Synodalversammlung und in den Diözesen.“
Bischof Dr. Franz-Josef Bode, ebenfalls Vizepräsident des Synodalen Weges sowie stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, wertete die Synodalversammlung als wichtiges Zeichen: „Das war ein kräftiger Schub für unsere Reformbemühungen. Denn nun sind entscheidende Grundlagen für die Entwicklung einer lebendigen Zukunft in wichtigen Bereichen gelegt.“ Gerade für das Forum „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ sei diese Versammlung eine ganz besondere Ermutigung. „Denn die theologische Argumentation und die pastoralen Erfahrungen haben mutige Schritte nach vorn eröffnet, beispielsweise für den Diakonat der Frau und die Öffnung für weitere sakramentale Dienste und Ämter“, so Bischof Bode. Er fügte hinzu: „Die Synodalversammlung in Frankfurt gibt den Frauen in der Kirche einen starken Rückenwind für den Weg in eine echte und gerechte Gemeinschaft von Frauen und Männern in der Kirche.“ Mit Blick auf Rom betonte Bischof Bode, dass die einmalige Chance, „unsere Erfahrungen in die Weltsynode in Rom einzubringen, nun durch einen kontinuierlichen Dialog mit Rom genutzt werden muss.“ Für ihn war in Frankfurt der Geist, der „nun mit ‚Pragmatik und Weisheit‘ (Stimme eines Beobachters), leidenschaftlich und sachlich aufzunehmen ist. Eine sehr hoffnungsträchtige Begegnung“, so Bischof Bode.
Hinweise:
Redebeiträge der Synodalversammlung finden Sie ebenso wie kostenfreies Bildmaterial unter www.synodalerweg.de. Hier sind auch die Grundlagen- und Handlungstexte aller vier Synodalforen sowie die Abstimmungsergebnisse der Änderungsanträge bereitgestellt.
Die Streams der dritten Synodalversammlung und die Pressekonferenzen sind als Videos unter www.synodalerweg.de sowie auf dem YouTube-Kanal der Deutschen Bischofskonferenz in deutscher und englischer Sprache abrufbar.
Die vierte Synodalversammlung findet vom 8. bis 10. September 2022 in Frankfurt am Main statt.
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist der Zusammenschluss von Vertretern der Diözesanräte und der katholischen Verbände sowie von Institutionen des Laienapostolates und weiteren Persönlichkeiten aus Kirche und Gesellschaft. Die Mitglieder fassen ihre Entschlüsse in eigener Verantwortung und sind dabei von Beschlüssen anderer Gremien unabhängig.
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