„Der missglückte Warntag im September 2020 hat uns ja die erheblichen Defizite bereits deutlich vor Augen geführt. Er hat gezeigt, dass sich Politik und Gesellschaft deutlich besser auf Katastrophen jeder Art einstellen müssen. Leider ist das nicht passiert“, sagt VKD-Präsident Dr. Josef Düllings. „Ja, wir hatten vor allem in den Krankenhäusern, Rehakliniken und Pflegeheimen ganz andere Probleme zu bewältigen. Jetzt aber muss das Thema Katastrophenschutz wieder zügig auf die Tagesordnung kommen. Wir alle können uns nur sicher fühlen, wenn wir bestmöglich vorbereitet sind. Wie wichtig das ist, haben wir doch auch in der Pandemie gelernt, als am Anfang wesentliche Schutzmaterialien fehlten, es erhebliche Defizite in der Versorgung mit bestimmten Medikamenten gab.“
Der VKD verweist in diesem Zusammenhang auch auf die Lage vieler Krankenhäuser, die inzwischen deutlich schwieriger ist als noch 2020. Das zeigt u. a. das im Dezember vorigen Jahres veröffentlichte Krankenhaus-Barometer 2021 des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI). Danach rechnen 60 Prozent der Krankenhäuser für 2021 mit wirtschaftlichen Verlusten. Der Anteil der Häuser, die rote Zahlen schreiben, hat sich im Vergleich zum ersten Coronajahr verdoppelt. Nur noch elf Prozent der Häuser betrachten ihre wirtschaftliche Lage als gut. Ein Grund ist nicht nur Corona. Nach wie vor blockiert ein Teil der Krankenkassen den Abschluss der Pflegebudgets. Hinzu kommt, dass die flächendeckende stationäre Versorgung in den vergangenen Jahren weitere Löcher bekommen hat. Die Veränderung der Versorgungsstrukturen auf die kalte Art setzte sich fort. Weitere Krankenhäuser und Standorte wurden geschlossen. Für den Katastrophenschutz ist das eine gefährliche Entwicklung.
Dr. Düllings: „Für Katastrophenfälle brauchen wir redundante und nicht reduzierte Strukturen. Das betrifft nicht nur die Vorhaltung von Schutzausrüstungen und Technik, sondern eben auch die flächendeckende Versorgung mit Krankenhäusern unterschiedlicher Versorgungsstufen für unterschiedlich schwer betroffene Patienten. Wie das funktionieren kann, haben die Kliniknetzwerke in der Hochphase der Pandemie ja gerade gezeigt.
Anlässlich des missglückten Warntags 2020 hatte unser Verband bereits gefordert, das gesamte System des Katastrophenschutzes besser zu vernetzen und technisch besser auszustatten. Regelmäßige Übungen gehören ebenfalls zwingend dazu. Wir brauchen die nachhaltige Finanzierung der Sicherheitsstrukturen, zu denen natürlich auch die Krankenhäuser gehören. Ärzte und Pflegende benötigen regelmäßige Schulungen. Katastrophenschutz sollte zudem eine Rolle im Studium und in der Pflegeausbildung spielen. Es geht dabei vor allem um eingeübte interprofessionelle Teamarbeit, um technisches Knowhow und die Kenntnis der notwendig ablaufenden, ineinandergreifenden Prozesse. Das alles ist nicht banal und nicht ohne zusätzlichen Aufwand zu haben.
Die Vorhaltekosten für Material, Ressourcen, für Aus- und Weiterbildung sind hoch. Regelmäßige Notfallübungen gibt es nicht zum Nulltarif. Eine Krankenhaus-Notfallübung kann bis zu 100.000 Euro kosten. Für all das muss es ein staatliches Budget geben. Mit Blick auf die jahrzehntelang gesetzwidrig viel zu niedrige Investitionsfinanzierung der Länder, zu der sich auch die neue Ampelregierung in ihrem Koalitionsvertrag nicht äußert, ist es leider schwer, bezüglich der Vorbeugung und Finanzierung von Katastrophenfällen optimistisch zu sein. Wir erwarten dennoch, dass die politischen Entscheidungsträger in Bund und Ländern hier tätig werden. Die Rahmenbedingungen für den Katastrophenschutz müssen richtig gesetzt werden. Nur so können wir uns alle sicher sein, dass im Fall des Falles das Notwendige zügig getan werden kann. Versäumnisse dieser Art führen immer zu Opfern und Schäden, die vermieden werden müssen.
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