Dirigentin Jessica Cottis gibt Debüt bei den Bremer Philharmoniker

Die eine versteckte ihren Namen hinter einem Synonym, die andere die Partitur eines der letzten Werke ihres Mannes vor der Öffentlichkeit. Während Mel Bonis sich durch einen weder als weiblich noch als männlich identifizierbaren Vornamen eine Chance als Komponistin im Klassikbetrieb des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts erhoffte, versuchte Clara Schumann, den Ruf ihres Mannes Robert nicht durch die von seiner schweren Krankheit beeinflussten späten Werke überschatten zu lassen. Beide sind sich nie begegnet, im nächsten Philharmonischen Konzert der Bremer Philharmoniker „Von Männern und Frauen“ treffen sie am 7. und 8. März unter dem Dirigat von Jessica Cottis jedoch indirekt aufeinander.

Mel Bonis war eine der vielversprechendsten Komponistinnen ihrer Generation, dennoch rangierte sie lange nur in der Kategorie „Geheimtipp“. Mit ihrer einnehmenden „Suite en forme de valses“ eröffnet die australische Dirigentin Jessica Cottis den Konzertabend. Das Werk atmet den Charakter der leichten Muse, geht mit ihrer Originalität und Eleganz jedoch weit über seichte Salonmusik hinaus. „Elegant, oft lässig und wie viele ihrer Werke von einer gewissen Melancholie und Nostalgie durchdrungen“, beschreibt Jessica Cottis das Stück, „Es erinnert mich an verregnete Nachmittage meiner Jugend, die ich mit dem Durchblättern eines Buches verbracht habe.“ Im Anschluss steht Frank Peter Zimmermann mit dem Violinkonzert von Robert Schumann auf dem Programm, ein Werk, das heute seinen festen Platz im Geigenrepertoire besitzt, zu Lebzeiten Schumanns jedoch nicht zur Uraufführung kam und nahezu 80 Jahre unter Verschluss gehalten wurde.

Cottis beschließt das Konzert mit der Symphonie Nr. 6 von Ludwig van Beethoven. In dem als „Pastorale“ bekannt gewordenen Werk zeigt sich der Komponist als Naturliebhaber. „Beethoven beschreibt die Natur hier auf eine Art und Weise, die für mich mehr Ausdruck besitzt als ein Gemälde – er erkundet unsere Gefühle in der Natur“, schwärmt Jessica Cottis und hofft, „dass die Musik besonders für diejenigen, die gern in Bremens zahlreichen Parks und Naturschutzgebieten verweilen, einen starken Widerhall findet.“

Die Bremer Philharmoniker freuen sich auf eine intensive Probenwoche und ihr erstes gemeinsames Konzert mit Jessica Cottis, die international einen ausgezeichneten Ruf genießt und am Pult für ihre fesselnde Dynamik und Klarheit bekannt ist.

Das Programm

Mel Bonis (1858-1937)
Suite en forme de valses op. 35-39
Ballabile
Interlude et Valse lente
Scherzo-Valse
Uraufführung nach 1898; Ort nicht bekannt

Robert Schumann (1810-1856)
Konzert für Violine und Orchester d-Moll WoO 1
Im kräftigen, nicht zu schnellen Tempo
Langsam
Lebhaft, doch nicht schnell
Uraufführung am 26. November 1937 in Berlin

Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Symphonie Nr. 6 F-Dur op. 68
Angenehme, heitere Empfindungen, welche bei der Ankunft auf dem Lande im Menschen erwachen (Allegro ma non troppo)
Szene am Bach (Andante molto moto)
Lustiges Zusammensein der Landleute (Allegro)
Donner, Sturm (Allegro)
Hirtengesang. Wohltätige, mit Dank an die Gottheit verbundene Gefühle nach dem Sturm (Allegretto)
Uraufführung am 22. Dezember 1808 in Wien

Jessica Cottis, Dirigat
Frank Peter Zimmermann, Violine

Die Saalkapazität der Glocke bleibt entsprechend der aktuell geltenden Corona-Verordnung auf 50% der Plätze reduziert. Es gilt die 2G+Regel und FFP2-Maskenpflicht. Nähere Informationen zum Hygienekonzert der Glocke unter www.glocke.de/de/Hygieneregeln.

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