Frauenpower in Sachsens Betrieben

Internationaler Frauentag – und schon sind viele Männer unterwegs in den nächsten Blumenladen. Doch wer wird sie dort beraten, die Sträuße binden? In Sachsen höchstwahrscheinlich eine Frau. Denn neben 1.980 Floristinnen gibt es im Freistaat nur 60 Floristen – der Beruf ist zu 97 Prozent in weiblicher Hand. Das ist nicht verwunderlich: Frauen dominieren insgesamt Berufsfelder, die nahe am Menschen sind wie etwa den Einzelhandel, das Gesundheitswesen, Erziehung und Unterricht oder das Sozialwesen.

„Die sächsischen Unternehmen profitieren von der hohen Erwerbsneigung und beruflichen Qualifikation der Frauen im Freistaat. Mit flexiblen Arbeitsbedingungen wie Teilzeitmodellen oder Home-Office-Regelungen schaffen immer mehr Betriebe gute Voraussetzungen, um Beruf und Familie zu vereinbaren. So stieg die Beschäftigungsquote von Frauen im letzten Jahr erneut und liegt mit 65 Prozent bundesweit weiter auf Platz 1“, sagte Klaus-Peter Hansen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit.

  • Beschäftigungsquote der Frauen in Sachsen – bundesweite Einordnung und Blick in die Regionen

Etwas mehr als 780.000 Frauen gingen 2021 in Sachsen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. Das sind 65 Prozent aller Frauen im erwerbsfähigen Alter, 0,6 Prozent mehr als noch vor einem Jahr und 9,1 Prozent mehr als vor zehn Jahren. Somit setzt sich der jährliche Anstieg der Frauen-Beschäftigungsquote fort.

Im Vergleich aller Bundesländer liegt Sachsen mit der Frauen-Beschäftigungsquote von 65 Prozent weiterhin auf Platz eins – gefolgt von Thüringen (63,2 Prozent), Brandenburg (63 Prozent), Sachsen-Anhalt (62,7 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (61,5 Prozent) und Bayern als erstes westdeutsches Bundesland (60,6 Prozent).

Das liegt an der traditionell hohen Beschäftigungsneigung von Frauen in den ostdeutschen Bundesländern, gepaart mit einer gewachsenen Infrastruktur in der Kinderbetreuung.

Die geringsten Beschäftigungsquoten von Frauen gab es in Bremen (52,3 Prozent), Saarland (54,2 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (54,4 Prozent). Im bundesweiten Durchschnitt liegt die Beschäftigungsquote der Frauen bei 60,4 Prozent.

Auch innerhalb Sachsens liegen die Beschäftigungsquoten der Frauen in allen Landkreisen über dem bundesweiten Durchschnitt. Die höchsten Beschäftigungsquoten gibt es in der Sächsischen Schweiz-Osterzgebirge (68,5 Prozent), in Nordsachsen (67,2 Prozent), in Zwickau (66,9 Prozent), im Landkreis Leipzig (66,8 Prozent) und in Bautzen (66,7 Prozent). Die geringsten Beschäftigungsquoten sind in der Stadt Leipzig (61 Prozent), im Landkreis Görlitz (62,9 Prozent) und in der kreisfreien Stadt Chemnitz (63 Prozent) zu verzeichnen.

  • Mehr als jede zweite sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nutzt flexible Teilzeit-Regelungen

Knapp 52 Prozent der über 781.000 sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen arbeiten in Teilzeit. Allerdings ist der Begriff „Teilzeit“ breit definiert: Allein die Reduktion der Arbeitszeit um eine Stunde zur betrieblichen Wochenarbeitszeit bewirkt die statistische Erfassung in Teilzeit. Zugleich ermöglicht die Flexibilität der Unternehmen in Bezug auf die Arbeitszeiten den hohen Beschäftigungsanteil der Frauen. Während mehr als jede zweite Frau in Sachsen in Teilzeit arbeitet, ist es von den Männern jeder siebte.

„Die Betreuung der Kinder oder pflegebedürftiger Personen, aber auch persönliche oder familiäre Verpflichtungen sind gute Gründe für Beschäftigte, Teilzeitregelungen der Unternehmen in Anspruch zu nehmen. Oft sind es Frauen, die die Möglichkeit zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie nutzen. Kritisch ist Teilzeitarbeit nur, wenn sie gar nicht gewünscht sondern gezwungenermaßen erfolgt“, erklärt Hansen.

  • Blick in die Jobs: Wo Frauen dominieren

Von den knapp über 781.000 sozialversicherungspflichtigen Frauen in Sachsen arbeiten die meisten im Gesundheitswesen (160.701) und besetzen 82,3 Prozent der Stellen in den medizinischen und nichtmedizinischen Gesundheitsberufen. Auch in der Unternehmensführung und -organisation arbeiten überwiegend Frauen (124.241 | 67,3 Prozent), genauso wie in sozialen und kulturellen Dienstleistungsberufen (116.473 | 72,9 Prozent) oder in Handelsberufen (95.015 | 67,4 Prozent).

Insgesamt sind die sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen in Sachsen sehr gut qualifiziert: Rund 85 Prozent von ihnen sind Fachkräfte (60,4 Prozent), Spezialistinnen (11,8 Prozent) oder Expertinnen ( 13,3 Prozent). Knapp 13 Prozent der Frauen arbeiten im Helferbereich.

Sachsenweit sind 48,1 Prozent der rund 1,6 Mio. sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten weiblich, nur in Görlitz arbeiten mehr Frauen (50,5 Prozent) als Männer (49,5 Prozent).

  • Frauen in Führungspositionen

Der Frauenanteil an der Spitze privatwirtschaftlicher Betriebe lag 2020 deutschlandweit bei 27 Prozent, in Sachsen immerhin bei 32 Prozent. Nichtsdestotrotz sind Frauen auf der ersten Führungsebene auch im Freistaat nach wie vor unterrepräsentiert, denn ihr Anteil an allen Beschäftigten in der Privatwirtschaft liegt bei 43 Prozent.

Anders sieht es auf der zweiten Führungsebene aus, wo die Quote deutschlandweit bei 40 Prozent, in Sachsen bei 44 Prozent liegt.

Am häufigsten sind Führungspositionen im Bereich Gesundheits- und Sozialwesen, Erziehung und Unterricht in weiblicher Hand. Bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sind sie – gemessen an ihrem Beschäftigtenanteil – besonders schlecht vertreten.

  • BA unterstützt: Beratung zur Chancengleichheit am Arbeitsmarkt

In allen Arbeitsagenturen und Jobcentern gibt es speziell ausgebildete Beraterinnen für das Thema Chancengleichheit am Arbeitsmarkt. Diese Beauftragten beraten zu Fragen der beruflichen Ausbildung, des beruflichen Einstiegs und Aufstiegs von Frauen und des Wiedereinstiegs von Frauen und Männern nach einer Familienphase. Sie unterstützen zudem Unternehmen, um individuelle Wege der Beschäftigung von Frauen zu schaffen. Zusätzlich beraten die Beauftragten für Chancengleichheit zu Möglichkeiten der Kinderbetreuung, dem Ausbau von Betreuungsmöglichkeiten im Betrieb, zu Qualifizierungsmöglichkeiten von Beschäftigten, zu Förderprogrammen und zur Einrichtung von familiengerechten Arbeitszeiten.

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