Das Geschäftsjahr 2021 war für die HOCHDORF-Gruppe anspruchsvoll und reich an Herausforderungen. Dazu gehören die angespannte Bilanzsituation, marktbedingte Faktoren wie der hohe Milchpreis oder Einschränkungen und Kostensteigerungen auf den Beschaffungsmärkten sowie die Auswirkungen der Covid-Pandemie. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung haben mit gezielten Massnahmen auf diese Entwicklungen reagiert, das Unternehmen schrittweise gestärkt und das Finanzprofil von HOCHDORF in der Berichtsperiode deutlich verbessert.
Deutliche Entlastung der Bilanz
Die Bilanz der HOCHDORF-Gruppe war zu Beginn des Geschäftsjahres weiterhin durch hohe Schulden von rund CHF 100 Mio. (ohne die Hybrid-Anleihe) aus der gescheiterten Vorwärtsstrategie der Jahre 2017 – 2019 belastet. Diese Situation hat sich nachhaltig verbessert: Die Anfang 2021 eingeführte Unternehmensstruktur führte zu höherer Effizienz, verbunden mit Kosteneinsparungen durch das Projekt OPTIMA. Im dritten Quartal entlastete der Eingang einer Rückzahlung von Pharmalys Laboratories SA in Höhe von CHF 30 Mio. die Bilanz deutlich, ohne jedoch den notwendigen finanziellen Spielraum zur Entwicklung des Unternehmens zu schaffen. Zur weiteren Stabilisierung der Bilanz und zur Unterstützung einer nachhaltigen Unternehmensentwicklung entschied sich der Verwaltungsrat im Herbst 2021, die Produktion künftig am Standort Sulgen zu bündeln und das Areal in Hochdorf zu verkaufen. Die Transaktion konnte Ende Dezember 2021 abgeschlossen werden. Mit dem Verkauf des Grundstücks und der Gebäude an die Gemeinde Hochdorf war ein einmaliger Mittelzufluss von CHF 50.2 Mio. verbunden. Damit wurden Bankschulden zurückgeführt und das Fremdkapital auf CHF 57 Mio. reduziert.
Innovationen für die Zukunft lanciert
Operativ bestätigte sich im Berichtsjahr die Notwendigkeit, das Unternehmen in den nächsten Jahren zu transformieren und in Übereinstimmung mit der neuen Strategie hin zu einer Schweizer Kompetenzmarke für technologisch anspruchsvolle, funktionelle Spezial-Nahrungsmittel zu entwickeln. HOCHDORF will dabei mit einem Fokus auf Smart Nutrition-Angebote in wertschöpfungsintensivere Bereiche vorstossen. Als Folge dieser Entwicklung wird sich die Kostenabhängigkeit vom Rohstoff Milch verringern, der in der Schweiz tendenziell knapper wird. HOCHDORF trägt diesem Trend Rechnung und hat in den vergangenen zwölf Monaten mehrere neu entwickelte Endprodukte und Halbfabrikate im Bereich Smart Nutrition im Markt eingeführt, darunter die Bimbosan Ziegenmilch, die Spezial-Babynahrung Riso PH, laktosefreies Milchpulver, einen veganen Vollmilchpulver-Ersatz oder Molkenproteinkonzentrat für den Einsatz in Babynahrung.
Covid-19 beeinträchtigt operative Entwicklung
Die Covid-19 Pandemie und damit verbundene Restriktionen beeinträchtigten die Projektumsetzung bei neuen und bestehenden Baby Care Kunden. Dazu kamen im zweiten Halbjahr Projektverschiebungen durch die weltweit angespannte Logistiksituation, was zu Lieferverzögerungen und Umsatzeinbussen führte. Das Konsumverhalten und die veränderte Nachfrage nach Milchprodukten während der Pandemie führten zu deutlichen Preissteigerungen beim Rohstoff Milch von durchschnittlich 5 Rappen / kg. Ab Frühsommer folgten Kostenerhöhungen bei anderen wichtigen Rohstoffen für die Herstellung von Babynahrung. Aufgrund des intensiven Wettbewerbs war es bislang nicht möglich, diese Preissteigerungen vollumfänglich auf die Kunden abzuwälzen, was das Betriebsergebnis entsprechend negativ beeinträchtigte.
Bimbosan festigt Marktstellung
Im Geschäftsbereich Baby Care resultierte ein Umsatz von CHF 85 Mio., 15% weniger als im Vorjahr. Den wertschöpfungsstarken Eigenmarken Bimbosan und babina gelang es trotz der Covid-19 Herausforderungen, neue Partner in Asien zu gewinnen. In der Schweiz festigte und erweiterte Bimbosan die Marktführerschaft auch mit der Anfang Jahr eingeführten Bimbosan Premium Ziegenmilch im Fachhandel. Insgesamt erzielte HOCHDORF mit ihren Eigenmarken einen Nettoverkaufserlös von CHF 24.9 Mio., 2.5% mehr als in der Vorjahresperiode. Mit Pharmalys, dem grössten Kunden von HOCHDORF, wurde eine langfristige Abnahmegarantie bis 2026 vereinbart. Gleichzeitig gilt es, das Cash-Management und die Zahlungsflüsse insbesondere in die belieferten Regionen Mittlerer Osten und Nordafrika zu optimieren.
Schokoladenindustrie erholt sich
Die Schweizer Schokoladenindustrie erholte sich von ihrem Covid-19 Tief in 2020. Die im zweiten Halbjahr 2021 abgesetzten Volumen befinden sich auf bzw. teilweise über dem Vor-Corona-Niveau. Hauptgründe dafür sind Lager-Aufstockungen wegen Transportengpässen und die Erschliessung neuer Absatzmärkte. Der Geschäftsbereich Food Solutions erzielte in der Folge einen Umsatz von CHF 219 Mio., was einer Zunahme um 6% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Speziell erwähnenswert sind die guten Verkäufe von laktosefreiem Milchpulver sowie das breite Interesse seitens der Schokoladenindustrie für das von HOCHDORF entwickelte vegane Vollmilchpulver-Ersatzprodukt für «Milchschokolade».
Betriebsergebnis auf Stufe EBIT steigt auf CHF 6.5 Mio.
Die Nettoerlöse aus Lieferungen und Leistungen lagen auf Gruppenstufe trotz Verkauf von Unternehmensteilen in 2020 mit CHF 303.5 Mio. auf Vorjahresniveau (2020: CHF 306.2 Mio.). Das Bruttoergebnis erhöhte sich absolut auf CHF 111.2 Mio. (2020: CHF 94.3 Mio.), lag bereinigt um den Buchgewinn aus dem Verkauf der Liegenschaften in Hochdorf und Welschenrohr mit CHF 70.6 Mio. aber unter dem Vorjahreswert. Das Betriebsergebnis lag mit CHF 24.7 Mio. deutlich über dem Vorjahr (2020: CHF 13.9 Mio.) und der EBIT erreichte CHF 6.5 Mio., entsprechend einer Marge von 1.9%. Dieses Resultat wurde durch Sonderfaktoren begünstigt. Einerseits führte der Verkauf des Areals in Hochdorf und Welschenrohr zu einem Gewinn von CHF 38.6 Mio., während die Produktionsverlagerung nach Sulgen mit einmaligen Rückstellungen von rund CHF 14 Mio. verbunden ist. Bereinigt um diese Effekte resultierte ein operativer EBIT von CHF −16.9 Mio. gegenüber CHF 2.3 Mio. im Vorjahr. Der Konzerngewinn betrug CHF 2.5 Mio., nachdem in der Vorjahresperiode noch ein Verlust von CHF 70.3 Mio. ausgewiesen wurde.
Freier Cash Flow von CHF 61.2 Mio.
Die erarbeiteten Mittel lagen aufgrund des negativen operativen Resultats bei CHF −3.9 Mio. (Vorjahr: CHF 11.1 Mio.) während sich der Freie Cash Flow dank den Grundstückverkäufen sowie der Kaufpreiszahlung von Pharmalys auf CHF 61.2 Mio. erhöhte. Zum Periodenende verfügte die HOCHDORF-Gruppe über liquide Mittel von CHF 24.3 Mio. Die Nettoverschuldung reduzierte sich erheblich von CHF 87.6 Mio. im Vorjahr auf CHF 32.7. Mio. in 2021 und die Eigenkapitalquote erreichte solide 62.5% (2020: 55.8%).
Ausblick 2022
Der genaue Bestellungseingang lässt sich nicht exakt abschätzen, da Projekte teilweise verzögert bzw. verschoben werden. HOCHDORF nutzt diese Situation zur Sortiments-Bereinigung mit dem Ziel der Rentabilitätsverbesserung. Mit der konsequenteren Umsetzung der 2021 beschlossenen Strategie durch die unter eine neue Führung gestellte Geschäftsleitung legt HOCHDORF den Fokus auf eine Erhöhung der Margen und Innovationen. Die damit verbundene Sortimentsbereinigung und Überprüfung der traditionellen Geschäftsbereiche erfolgen im ersten Halbjahr 2022. Eine Umsatz- und Ergebnisprognose ist daher zum aktuellen Zeitpunkt nicht opportun. HOCHDORF wird anlässlich der Publikation des Halbjahresabschluss 2022 zum Ausblick Stellung nehmen.
Kooperation mit EmmiIm März 2022 haben Emmi und HOCHDORF vereinbart, im Bereich Spezialitätenpulver sowohl auf Milchbasis als auch für vegane Produkte eine Zusammenarbeit anzustreben. HOCHDORF soll dabei für Emmi Halbfabrikate und Fertigprodukte mit speziellen Anforderungen in Pulverform herstellen. Diese operative Zusammenarbeit wird vertraglich als Lohnherstellung ausgestaltet.
Ausführliche Berichterstattung
Den vollständigen Geschäftsbericht finden Sie unter: http://report.hochdorf.com.
Die an der Zürcher Börse kotierte HOCHDORF-Gruppe erzielte 2021 einen konsolidierten Netto-Verkaufserlös von CHF 303.5 Mio. Sie ist eines der führenden Nahrungsmittel-Unternehmen der Schweiz und verfügte per 31.12.2021 über 387 Mitarbeitende. HOCHDORF zeichnet sich durch eine hohe Verarbeitungskompetenz für qualitativ hochwertige Rohstoffe, eine zeitgemässe Produktionstechnologie und das marktnahe Nutrition-Know-how der Mitarbeitenden aus. Dadurch differenziert sich das Unternehmen als Entwickler, Hersteller und Vermarkter von Spezial-Nahrungsmitteln für Menschen jeglichen Alters mit spezifischen Ernährungsbedürfnissen im globalen Markt. Das Portfolio bietet Lösungen von hochwertigen Halbfabrikaten für die weiterverarbeitende Nahrungsmittelindustrie bis hin zu Konsumentenprodukten im sensiblen Bereich für Babynahrung.
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