Herzerkrankung bei Kindern: Hilft psychologische Begleitung bei der Krankheitsbewältigung?

Im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) untersuchen derzeit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter der Federführung der Uniklinik Köln die Frage, ob Kinder mit einer Herzerkrankung durch eine psychologische Begleitung bei der Bewältigung ihrer Erkrankung unterstützt werden können.

Das vorläufige Ergebnis: Insgesamt liefern die eingeschlossenen Studien keine konsistenten und belastbaren Anhaltspunkte für einen Nutzen psychologischer Maßnahmen bei herzkranken Kindern. In Anbetracht der hohen Krankheitslast könnten allerdings ethische Erwägungen im Einzelfall für eine psychologische Begleitung sprechen, so das beauftragte Wissenschaftsteam.

Zu diesem vorläufigen HTA-Bericht bittet das IQWiG nun bis zum 11.04.2022 um Stellungnahmen. Es handelt sich dabei um eine Gesundheitstechnologie-Bewertung (engl. Health Technology Assessment = HTA) im Rahmen des IQWiG-Verfahrens ThemenCheck Medizin. Die Fragestellungen dieser HTA-Berichte gehen stets auf Vorschläge von Bürgerinnen und Bürgern zurück.

Anfrage einer Bürgerin als Ausgangspunkt des HTA-Berichts

Die Auswirkungen einer Herzerkrankung können bei Kindern zu Ängsten, depressiven Erkrankungen, Verhaltensauffälligkeiten oder Anpassungsschwierigkeiten führen. Diese Begleiterkrankungen können so gravierend sein, dass sie das Alltagsleben der Kinder und ihre Entwicklung noch zusätzlich erschweren. Eine psychotherapeutische Betreuung könnte herzkranken Kindern dabei helfen, individuelle Strategien zur Bewältigung der Krankheit zu entwickeln – das heißt, ihre Erkrankung besser zu verstehen, im Alltag damit umzugehen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Vor diesem Hintergrund fragte eine Bürgerin im Rahmen des ThemenCheck Medizin, ob psychische Beeinträchtigungen bei Kindern und Jugendlichen mit einer Herzerkrankung verhindert werden könnten durch eine frühe psychologische Begleitung, wie sie etwa in Herzzentren angeboten wird, verhindert werden könnten.

Ethische Aspekte könnten für psychologische Begleitung sprechen

Das beauftragte Wissenschaftsteam identifizierte sechs Studien zur Fragestellung, allerdings sind die Ergebnisse aus vier Studien aus methodischen Gründen nur wenig belastbar. Überdies unterscheiden sich die psychischen Belastungen, die in den Studien behandelt werden. Entsprechend heterogen sind auch die Studienergebnisse, so dass sich daraus keine eindeutige und belastbare Gesamtaussage zum Nutzen oder Schaden von psychologischen Maßnahmen bei herzkranken Kindern treffen lässt.

Im Einzelfall könnte der Einsatz entsprechender Interventionen aber laut Wissenschaftsteam aus ethischen Gründen geboten sein: Denn sowohl die herzkranken Kinder als auch ihr soziales Umfeld (insbesondere die Eltern) seien wegen der Schwere einer Herzerkrankung deutlichen psychischen Belastungen ausgesetzt.

Das IQWiG bittet um Stellungnahmen

Zu dem nun vorliegenden vorläufigen HTA-Bericht bittet das IQWiG bis zum 11.04.2022 um Stellungnahmen. Alle interessierten Personen, Institutionen und (Fach-)Gesellschaften können Stellungnahmen abgeben. Gegebenenfalls führt das IQWiG eine wissenschaftliche Erörterung zur Klärung von weitergehenden Fragen aus den schriftlichen Stellungnahmen durch. Die Ergebnisse aus der Anhörung können zu Änderungen und/oder Ergänzungen des vorläufigen HTA-Berichts führen.

Die HTA-Berichte im Rahmen des ThemenCheck Medizin werden nicht vom IQWiG selbst verfasst, sondern von externen Sachverständigen. Deren Bewertung wird gemeinsam mit einer allgemein verständlichen Kurzfassung (HTA kompakt) und einem IQWiG-Herausgeberkommentar veröffentlicht.

Über Stiftung für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

Das IQWiG ist ein unabhängiges wissenschaftliches Institut, das Nutzen und Schaden medizinischer Maßnahmen für Patienten untersucht. Wir informieren laufend darüber, welche Vor- und Nachteile verschiedene Therapien und Diagnoseverfahren haben können

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