Das Kuratorium der Binding-Kulturstiftung hat Anne Imhof zur Preisträgerin des Binding-Kulturpreises gewählt. Der in diesem Jahr zum 27. Mal verliehene Preis würdigt damit die Arbeit einer Künstlerin, die mit ihren kollaborativ erarbeiteten Performances ein Mediengrenzen auflösendes neues Format aus Tanz, Sound- und Rauminstallation geschaffen hat. Thematisch kreisen die Performances um Momente von Macht und Ohnmacht, Willkür und Gewalt, Widerstand und Freiheit. Imhof denkt sie als dezentrale Konstellationen, bei denen die Bewegungen des Publikums Teil des Ganzen sind. Ihre Nähe zur Punk-, Club- und Mode-Welt ist dabei deutlich erkennbar.
„Über die Auszeichnung mit dem Binding-Kulturpreis als einem der renommiertesten Kunstpreise Deutschlands und die damit verbundene Wertschätzung meiner Arbeit freue ich mich sehr“, erklärt Anne Imhof, der innerhalb weniger Jahre ein rasanter Aufstieg in der internationalen Kunstwelt gelungen ist. Hatte Anne Imhof zunächst einzelne Ausstellungsräume als Gesamtkomposition gestaltet, so transformiert sie inzwischen ganze Ausstellungshäuser.
Nach einer Einzelausstellung 2013 im Frankfurter Portikus bekam sie 2015 für ihre Installation „Rage“ den Preis der Berliner Nationalgalerie und war mit „Deal“ im New Yorker MoMA PS1 vertreten. Auf der Venedig Biennale 2017 erhielt der Deutsche Pavillon mit Imhofs Performance „Faust“ den Goldenen Löwen für den besten nationalen Beitrag. 2019 folgte die Einzelausstellung „Sex“ in der Tate Gallery of Modern Art in London und 2021 „Natures Mortes“ im Palais de Tokyo Paris, wo sie zum Setting ihrer Performances auch Arbeiten anderer Künstlerinnen und Künstler als Teil ihrer labyrinthartigen Gesamtinstallation werden ließ.
Wenn keine Performances stattfinden, zeugen Relikte davon. Diese Relikte gelten als eigenständige Arbeiten, wie etwa eine Passage aus mit Graffiti besprühten Fensterscheiben, eine aus Haltestangen, Podesten und Lautsprechern arrangierte Komposition oder Leinwände mit Malerei.
„Mit Anne Imhof zeichnen wir eine anerkannte Künstlerin aus, die mit ihrer Gegenwartskunst international für Aufsehen sorgt, unsere Kunstwelt bereichert und zugleich mit der Rhein-Main-Region eng verbunden ist“, so Bergit Gräfin Douglas, Vorstandsvorsitzende des Stiftungsvorstands der Binding-Kulturstiftung.
Das bestätigt auch Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Ina Hartwig: „Anne Imhof gilt als Erneuerin der zeitgenössischen Kunst und zählt heute zu den relevantesten internationalen Künstlerinnen. Sie überschreitet verstörend Grenzen und hat als Performance-Künstlerin einen neuen Ton in die zeitgenössische Kunst gebracht. Ich freue mich über die Entscheidung der Jury zum diesjährigen Binding Kulturpreis, der Anne Imhof nun wieder an den Ort ihrer kreativen Wurzeln nach Frankfurt führt.“
Mit der Entscheidung für Anne Imhof unterstreicht die traditionsreiche Binding-Brauerei einmal mehr die enge Verbundenheit zu ihrer Heimatregion. Die feierliche Preisvergabe findet am 2. Juli 2022, um 11 Uhr, in der Frankfurter Paulskirche statt.
Binding-Kulturpreisträger
2022 Anne Imhof
2021 ID_Frankfurt e. V. (Independent Dance and Performance)
2020 Junge Deutsche Philharmonie
2019 Frankfurter Kunstverein
2018 Tigerpalast Frankfurt
2017 Kinothek Asta Nielsen
2016 Verlag Schöffling & Co.
2015 Max Hollein
2014 Verlag der Autoren
2013 Das Jazz-Duo Heinz Sauer und Michael Wollny
2012 Atelier Goldstein
2011 Willy Praml
2010 Dr. Günther Rühle
2009 Das Freie Deutsche Hochstift / Frankfurter Goethe Museum
2008 Heiner Goebbels
2007 Michael Quast
2006 Die Architekturklasse der Städelschule und Professor Ben van Berkel
2005 Literaturhaus Frankfurt e.V.
2004 Professor Dr. Hans Günther Bastian und Karl Rarichs
2003 Die Kernmitglieder der „Neuen Frankfurter Schule“: F.W. Bernstein, Bernd Eilert, Robert Gernhardt, Peter Knorr, Chlodwig Poth, Hans Traxler und Friedrich Karl Waechter
2002 Die Maler der Quadriga: Karl Otto Götz, Heinz Kreutz, Otto Greis und Bernard Schultze
2001 Stroemfeld-Verlag Frankfurt/Basel
2000 Cäcilien-Chor, Frankfurter Singakademie und Frankfurter Kantorei
1999 Künstlerhaus Mousonturm
1998 Professor Kasper König
1997 Thomas Bayrle, William Cochran, Wolfgang Deichsel
1996 Ensemble Modern
Mitglieder des Kuratoriums
Torsten Becker
Professor Heiner Goebbels
Dr. Stefanie Heraeus
Michael Hierholzer
Olga Martynova
Professor Dr. Ulrich Raulff
Binding-Kulturpreis
Seit dem Jahr 1996, dem Jahr des 125-jährigen Jubiläums von Binding, würdigt die Binding-Kulturstiftung alljährlich Kulturschaffende aus Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet. Die Satzung der als gemeinnützig anerkannten Binding-Kulturstiftung sieht vor, dass mit dem Binding-Kulturpreis herausragende Künstler oder kulturelle Einrichtungen in Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet ausgezeichnet werden, deren Wirken und Schaffen über die Region hinaus Aufmerksamkeit und Anerkennung finden. Der mit 50.000 Euro dotierte Binding-Kulturpreis ist einer der höchstdotierten Kulturpreise Deutschlands. Mit dieser wichtigen Förderung der Kulturszene in und um Frankfurt unterstreichen die Binding-Biere ihre enge Verbundenheit zur Heimatregion.
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