Gladys Kalichini erhält den Henrike Grohs Art Award 2022

Gladys Kalichini aus Sambia erhält den Henrike Grohs Art Award 2022, eine vom Goethe-Institut und der Familie Grohs gegründeten Auszeichnung für afrikanische Künstler*innen im Bereich Bildende Kunst. Der Preis wurde in Erinnerung an Henrike Grohs, die frühere Leiterin des Goethe-Instituts Abidjan, eingerichtet und ist mit 20.000 Euro sowie 10.000 Euro für eine Veröffentlichung dotiert. Va-Bene Elikem Fiatsi (Ghana) und Temitayo Ogunbiyi (Nigeria) wurden als Zweitplatzierte ausgewählt und erhalten jeweils ein Preisgeld von 5.000 Euro.

„Wir freuen uns, die sambische Künstlerin Gladys Kalichini als Gewinnerin des Henrike Grohs Art Award 2022 verkünden zu können. Ihre multidisziplinäre, forschungsbasierte Praxis hat unsere Aufmerksamkeit erregt. Mit Hilfe von Video, Skulptur und Installation bietet Kalichini eine melancholische Meditation über die koloniale und postkoloniale Geschichte Sambias, die sich mit Themen wie Trauma und Tod beschäftigt. Ihre Arbeit über das Archiv als ,Raum der Aussprache‘ wirft ein kritisches Licht auf die Unterlassung und Auslöschung der Beiträge von Frauen zur politischen Geschichte Sambias. Ihre Ethnografie über die von Frauen besetzten Räume im heutigen Sambia ist ebenfalls ein brillanter Beitrag. Der Preis wird Gladys dazu ermutigen, ihre anspruchsvolle und grenzenlose Kunstpraxis in interessante Richtungen voranzutreiben, und könnte als Inspiration für die Kunstszene in ihrem Heimatland Sambia dienen“, sagte die Jury, die sich aus Ugochukwu-Smooth C. Nzewi, Serubiri Moses und Princess Marilyn Douala Manga Bell zusammensetzt.

Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts, bemerkte: „Der Preis unterstreicht die Tatsache, dass die Arbeitsbedingungen für angehende professionelle Künstler tatsächlich eine besondere Schwierigkeit darstellen. Dies gilt umso mehr in Zeiten einer globalen Pandemie, die selbst den Austausch und die Vernetzung innerhalb des Kontinents erschwert. Gleichzeitig wird dadurch die internationale Sichtbarkeit, die für Künstler sehr wichtig ist, eingeschränkt. Der Preis bietet genau diese Sichtbarkeit für aufstrebende Talente und eröffnet eine Plattform, um die Diversität der zeitgenössischen afrikanischen Kunst zu zeigen.“

Kurzbiografien der drei Finalist*innen

Gladys Kalichini ist eine bildende Künstlerin und Forscherin aus Lusaka, Sambia. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehen Begriffe wie Auslöschung, Erinnerung sowie Darstellungen und Sichtbarkeiten von Frauen in der Geschichte des kolonialen Widerstands. Derzeit ist sie Doktorandin an der Rhodes-Universität in Südafrika und Mitglied des Forschungsprogramms Arts of Africa and Global Souths, das von der Andrew. W. Mellon-Stiftung und dem Nationalen Forschungsfonds unterstützt wird. Sie hat 2015 am Àsìkò International Art Programme in Maputo, Mosambik, und 2018 an der zweiten Auflage des Projekts „Women On Aeroplanes“ in Lagos, Nigeria, teilgenommen, das unter dem Motto „Search Research: Looking for Collete Omogbai“ stattfand. Zu den ausgewählten Residenzen, an denen sie teilgenommen hat, gehören die Fountainhead Residency in Miami, USA, im Jahr 2017, das internationale Atelierprogramm Künstlerhaus Bethanien in Berlin, Deutschland, im Jahr 2019/2020, unterstützt von der KFW – Stiftung und das Dekoloniale Residenzprogramm, ebenfalls in Berlin.

Pronomen: „sHit“/ „sie“

Als Zweitplatzierte wurde die Gründerin und künstlerische Leiterin der perfocraZe International Artists Residency Va-Bene Elikem Fiatsi [crazinisT artisT] aus Ghana ausgewählt. Sie arbeitet international, lebt aber in Kumasi, Ghana. sHit ist multidisziplinärer „Artivist“ und soll den Austausch zwischen internationalen und lokalen Künstler*innen, Aktivist*innen, Forscher*innen und Kurator*innen fördern. Als Performerin und Installationskünstlerin untersucht crazinisT Geschlechterstereotypen, Vorurteile, Queerness, Identitätspolitik und -konflikte, sexuelle Stigmatisierung und deren Folgen für marginalisierte Gruppen oder Einzelpersonen. Mit Ritualen und einer gender-fluiden Persona setzt sHit ihren eigenen Körper als Denkanstoß in Performances, Fotografien, Videos und Installationen ein, „life-and-live-art“, die sich mit Themen wie Entmündigung, sozialer Gerechtigkeit, Gewalt, Objektivierung, verinnerlichter Unterdrückung, Anti-Schwarzsein, systemischer Indoktrination und vielem mehr auseinandersetzt.

Temitayo Ogunbiyi lebt und arbeitet seit mehr als zehn Jahren in Lagos, Nigeria, hauptsächlich in westafrikanischen und karibischen kulturellen Traditionen. Inmitten unterschiedlicher Gemeinschaften versucht sie Verbindungen zwischen botanischen Kulturen und der Geschichte der Menschen herzustellen. Systeme, die die Bewegung von Menschen, Informationen und Materie erfassen, vermitteln und lenken, sind immer wieder Gegenstand ihrer Untersuchungen. Im Jahr 2017 begann sie mit dem Entwurf ihrer ersten funktionalen Spielplatzskulptur als Reaktion auf die wenigen öffentlichen Spielplätze, die sie in Lagos für ihre kleinen Kinder finden konnte. Ogunbiyi hat mehrere Stipendien und Auszeichnungen erhalten, darunter ein Digital Earth Fellowship 2020-2021, ein Smithsonian Artist in Research Fellowship 2018 und ein Ford Foundation Fellowship 2014. Videoprofile der drei Finalist*innen finden Sie unter: www.henrikegrohsartaward.africa

Die 22 Künstlerinnen und Künstler, die in die engere Wahl gekommen sind, finden Sie unter: https://tinyurl.com/nw7w7e4k

Aufgrund der Unsicherheiten durch die Covid-19-Pandemie fand keine physische Preisverleihung statt. Auf der Website des Henrike Grohs Art Award finden Sie weitere Informationen über den Gewinner, die Jury und den Preis.

Über den Henrike Grohs Art Award

Der Henrike Grohs Art Award wird alle zwei Jahre verliehen. Gegründet wurde die künstlerische Auszeichnung 2018 vom Goethe-Institut und der Familie Grohs in Erinnerung an Henrike Grohs, der früheren Leiterin des Goethe-Instituts in Abidjan. Er richtet sich an junge Künstler*innen oder Künstler*innenkollektive im Bereich der Bildenden Kunst, die in Afrika leben und arbeiten. Angesichts der Herausforderungen auf dem afrikanischen Kontinent möchte der Preis besonders Künstler*innen unterstützen, die am Anfang ihrer Karriere stehen. Gleichwohl ist die künstlerische Qualität das ausschlaggebende Kriterium für die Auszeichnung. Der Preis ist mit einer offenen Ausschreibung verbunden und eine unabhängige Fachjury wählt den/die Gewinner*in aus.

Über Henrike Grohs

Henrike Grohs studierte Ethnologie und war von 2013 bis 2016 Leiterin des Goethe-Instituts in Abidjan. Sie war Mitbegründerin des Projekts „Next – Interkulturelle Projekte“ am Haus der Kulturen der Welt in Berlin. Von 2002 bis 2009 wirkte Henrike Grohs als Projektleiterin im Bildungsprogramm der Berliner Philharmoniker. 2009 wurde sie Beraterin im Bereich Kultur und Entwicklung des Goethe-Instituts Südafrika. Zusammen mit 17 weiteren Personen wurde Henrike Grohs 2016 bei einem terroristischen Angriff in der Elfenbeinküste ermordet. Sie wurde 51 Jahre alt.

Partnerinstitutionen des Henrike Grohs Art Award:

Anima Creative Studio, Maputo, Mosambik; ANO, Accra, Ghana; Art Twenty One, Lagos, Nigeria; Association Soleil D’Afrique, Bamako, Mali; Association for Visual Arts Gallery, Kapstadt, Südafrika; Bag Factory Artists‘ Studios, Johannesburg, Südafrika; Centre Cultural Kôrè, Ségou, Mali; Colectivo Pés Descalços, Luanda, Angola; Doual’art, Douala, Kamerun; First Floor Gallery, Harare, Simbabwe; Greatmore Art Studio, Kapstadt, Südafrika; Kër Thiossane, Dakar, Senegal; Le Cube, Rabat, Marokko; Les Atelier SAHM, Brazzaville, Kongo; Nafasi Art Space, Daressalaam, Tansania; Nubuke Foundation, Accra, Ghana; Raw Material Company, Dakar, Senegal; The Godown Arts Centre, Nairobi, Kenia; Townhouse Gallery, Kairo, Ägypten; Village Unhu, Harare, Simbabwe; Voices in Colour, Bulawayo, Simbabwe; Centre d’Art Waza, Lubumbashi, Demokratische Republik Kongo, und Zoma Contemporary Art Centre, Addis Abeba, Äthiopien.

Über Goethe-Institut e. V.

Das Goethe-Institut ist das weltweit tätige Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland. Mit 158 Instituten in 98 Ländern fördert es die Kenntnis der deutschen Sprache im Ausland, pflegt die internationale kulturelle Zusammenarbeit und vermittelt ein aktuelles Deutschlandbild. Durch Kooperationen mit Partnereinrichtungen an zahlreichen weiteren Orten verfügt das Goethe-Institut insgesamt über rund 1.000 Anlaufstellen weltweit. www.goethe.de

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