Nachwuchspreise der Opernstiftung

Die Sopranistin Elbenita Kajtazi und das Bundesjugendballett sind die Träger des Dr. Wilhelm Oberdörffer-Preises. Der Eduard Söring-Preis geht an den Solo-Schlagzeuger und Pauker Fabian Otten. Die Auszeichnung für den künstlerischen Nachwuchs war bereits für den April 2020 geplant und konnte aufgrund der Pandemie in den letzten beiden Jahren nicht stattfinden. Die mit je 8.000 Euro dotierten Preise werden nun am 9. April 2022 im Rahmen des Operndinners von der Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper vergeben. Bei der Wahl der Preisträger folgt die Opernstiftung der Empfehlung des Opernintendanten Georges Delnon, des Ballettintendanten Professor John Neumeier sowie des Hamburgischen Generalmusikdirektors Kent Nagano.

„Es ist der Opernstiftung ein großes Anliegen, besondere Begabungen und die Vielseitigkeit des künstlerischen Nachwuchses zu fördern. Durch die Pandemie konnten wir dies für zwei Jahre nicht tun. Umso größer ist die Freude über die Preisträgerinnen und Preisträger, die wir nun ehren können. Die Intendanten haben junge, begabte Künstlerinnen und Künstler ausgewählt, die durch ihr besonderes Talent, Engagement, die Arbeit und Hingabe an ihre Kunst aufgefallen sind. Es ist uns eine große Freude ihre Karrieren durch die Verleihung unserer Preise zu ehren und sie dadurch zu unterstützen und weiter zu außergewöhnlichen künstlerischen Leistungen zu motivieren“, sagt Geschäftsführerin Ulrike Schmidt. „Wir gratulieren unseren Preisträgerinnen und Preisträgern von Herzen und wünschen allen viel Glück auf ihrem Weg in einer sich verändernden und gerade auch für Künstlerinnen und Künstlern sehr schwierig gewordenen Zeit!“

Opernintendant Georges Delnon gratuliert der jungen Preisträgerin: „Elbenita Kajtazi ist seit 2018 Mitglied des Solisten-Ensembles der Staatsoper Hamburg. Frau Kajtazi verfügt nicht nur über eine besondere Begabung, sie ist auch eine kluge Musikerin. In den letzten Jahren ist sie in die anspruchsvolleren Rollen hineingewachsen. Zuletzt hat sie als Manon und Violetta gezeigt, dass sie einen Opernabend tragen kann. Ihre leidenschaftliche, liebenswerte und dabei sehr natürliche Art machen sie zu einer Künstlerin, die von Kolleg*innen und Publikum gleichermaßen wertgeschätzt wird.“

Ballettintendant und Chefchoreograf John Neumeier lobt den diesjährigen Oberdörffer-Preisträger: „Das Bundesjugendballett ist immer für Überraschungen gut. Unsere Tänzer sind jung und können eine erstklassige Ballettausbildung vorweisen. Vor allem aber sind sie Künstler, die jederzeit bereit sind für neue Herausforderungen. Die Compagnie ist kreativ, unabhängig, sozial engagiert – kurz: einzigartig! Insofern freue ich mich sehr, dass mit dem Bundesjugendballett erstmals ein Ensemble den Dr. Wilhelm Oberdörffer-Preis erhält, der seit Jahrzehnten aufstrebende Tänzer fördert.“

Generalmusikdirektor Kent Nagano hebt beim diesjährigen Eduard-Söring-Preisträger seine vielseitigen Qualitäten hervor: „Fabian Otten ist ein extrem vielseitiger Instrumentalist. Er hat ein präzises rhythmisches Gespür und zeigt auch als Mallet-Perkussionist eine stark ausgeprägte Musikalität. Wir erleben Herrn Otten als ein in höchstem Maße engagiertes und verlässliches Mitglied des Orchesters, das entscheidend zur außerordentlichen musikalischen Qualität des Klangkörpers beiträgt.“

Die Preisträger

Die Sopranistin Elbenita Kajtazi stammt aus dem Kosovo. Ihr Studium schloss sie 2009 mit summa cum laude an der Musikhochschule in Mitrovica ab, daran schloss sich ein Studium an der Universität von Prishtina an. Elbenita Kajtazi erhielt bereits einige renommierte Auszeichnungen. Sie war Teilnehmerin des Young Singers Project bei den Salzburger Festspielen (2016), war Stipendiatin des Förderkreises der Deutschen Oper Berlin (2014-2016), erhielt den ersten Preis beim Wettbewerb Spiros Argiris des Sarzana Opera Festival in Italien (2014), den ersten Preis und Sonderpreis beim Riccardo Zandonai Wettbewerb (2015) sowie den Publikums-Preis und 3. Platz beim ersten Glyndebourne Opera Cup (2018). Wichtige Partien in ihrem Repertoire sind Manon (Manon), Adina (L’elisir d’amore), Pamina (Die Zauberflöte), Violetta (La Traviata), Liù (Turandot), Gretel (Hänsel und Gretel), Musetta (La Bohème), Crobyle (Thaïs), Kätchen (Werther), Frasquita (Carmen), Anna (Nabucco), Ein junger Hirte(Tannhäuser), Bianca (La Rondine), Frantik und Grasshopper (Das schlaue Füchslein), Gräfin Ceprano (Rigoletto), u.a.m.

Elbenita Kajtazi war bereits als Gast an der Deutschen Oper Berlin, der Semperoper Dresden, dem Grand Théâtre de Genève, dem Aalto-Teater Essen, der Philharmonie Essen zu erleben. Sie arbeitete mit Tomáš Netopil, Friedrich Haider, Roberto Rizzi Brignoli, Axel Kober, Patrick Fournillier, Donald Runnicles, Nicholas Carter, u. a. zusammen. Seit der Spielzeit 2018/19 ist Elbenita Kajtazi Ensemblemitglied der Staatsoper Hamburg.

Das Bundesjugendballett will bewegen: Im September 2011 von John Neumeier gegründet, besteht das Ensemble aus acht internationalen Tanztalenten mit abgeschlossener Berufsausbildung zwischen 18 und 23 Jahren. Ziel der Compagnie ist, das Ballett an neue, ungewöhnliche Orte zu bringen und vor allem junge Zuschauende für die Kunstform Tanz zu begeistern. Hierfür erfindet die Compagnie als kleines Ensemble ohne feste Spielstatte den Tanz stetig neu – an Orten, die fernab von jeder herkömmlichen Ballettgeographie liegen. Ob Museum, Seniorenheim, Schule oder Gefängnis – das Ensemble tanzt für diejenigen, die selber nicht ins Ballett kommen können und möchte in Workshops Menschen jeglicher Herkunft für den Tanz begeistern. Unter der pädagogischen und künstlerischen Direktion von Kevin Haigen ehrt das Ensemble die Vergangenheit mit der Einstudierung von Werken der Ballettgeschichte und erlebt die Gegenwart in der Arbeit mit zeitgenössischen Choreograf*innen unterschiedlichen Alters sowie Stils. Außerdem investiert es in die Zukunft des Tanzes durch eigene Kreationen und die Förderung junger Choreografie-Talente. Zudem kooperiert die Compagnie mit jungen Musiker*innen und tanzt zu eigens für das Ensemble kreierten Kompositionen sowie Arrangements von diversen Komponist*innen. Denn Tanz, Musik und Gesang sind bei den Auftritten des Bundesjugendballett gleichwertige Künste. 2013 wurde das Bundesjugendballett mit dem Deutschen Tanzpreis in der Kategorie „Zukunft“ ausgezeichnet und war 2014/15 ein „Ausgezeichneter Ort“ bei der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“. Kevin Haigen erhielt im Jahr 2019 den „Theaterpreis – Rolf Mares“ für die Produktion „Bundesjugendballett trifft Shakespeare“.

Im Rahmen der Jubiläumsspielzeit zu seinem zehnjährigen Bestehen gestaltet das Bundesjugendballett eine neue Produktion von John Neumeier, Die Unsichtbaren. Die Premiere am 16. Juni im Ernst Deutsch Theater steht am Beginn der 47. Hamburger Ballett-Tage. Bis zum 18. Juli stehen insgesamt 30 Vorstellungen auf dem Spielplan.

Fabian Otten wurde 1993 in Westfalen geboren und erhielt seinen ersten Schlagzeugunterricht im Alter von 7 Jahren. 2012 begann er sein Studium an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg bei Massimo Drechsler, Stephan Cürlis und Cornelia Monske. In der Philharmonie Südwestfalen absolvierte er 2014 ein Praktikum und war anschließend bis 2016 Mitglied des Orchesters. Darüber hinaus spielte er in der Jungen Deutschen Philharmonie, mit der er u. a. als Marimba-Solist in der Kölner Philharmonie mit Messiaens „La transfiguration“ zu hören war. Neben der Orchesterarbeit widmet er sich auch der Marimba als Soloinstrument. So wurde er Finalist beim internationalen Marimbawettbewerb der Percussive Arts Society in Italien, gewann den 2. Preis beim internationalen Marimbawettbewerb „Marimba Festiva“ in Bamberg und einen Sonderpreis des Bayerischen Rundfunks mit anschließendem Solo-Konzert im Radio. Bis 2020 vertiefte er sein Studium in Berlin an der Hochschule für Musik Hanns Eisler bei Franz Schindlbeck und Rainer Seegers (beide Berliner Philharmoniker) und dem Schlagzeugsolisten Li Biao. Seit der Spielzeit 2017/18 ist er Mitglied des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg.

Dr. Wilhelm Oberdörffer-Preis und Eduard Söring-Preis

Für die Bereitstellung der Preisgelder von je 8.000 Euro konnte die Opernstiftung drei Förderer gewinnen. Der Dr. Wilhelm Oberdörffer-Preis wird in diesem Jahr zum 54. Mal, der Eduard Söring-Preis zum 41. Mal, an junge Künstlerinnen und Künstler der Staatsoper Hamburg, des Hamburg Ballett John Neumeier und des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg verliehen. Der erste Träger des Dr. Wilhelm Oberdörffer-Preises war Hans Sotin, ihm folgten unter anderen Franz Grundheber, Hanna Schwarz, Kurt Streit, Gigi Hyatt und Gamal Gouda. Der Eduard Söring-Preis wird an Mitglieder des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg verliehen. Die gezielte Nachwuchsförderung der Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper hat mit der Auslobung der beiden Preise begonnen und wird seit 1994 auch mit der Gründung und Unterstützung des Internationalen Opernstudios der Staatsoper fortgesetzt. Mit der Förderung der „opera piccola“ engagiert sich die Opernstiftung mit großer Freude auch für den Nachwuchs im Kindergarten- und Schulalter.

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