Aalto-Musiktheater: Programm der Spielzeit 2022/2023

  • „Tannhäuser“, „Lucrezia Borgia“, „Simon Boccanegra“, „Die Hochzeit des Figaro“ sowie die Uraufführung „Dogville“ stehen als Neuproduktionen auf dem Programm
  • Designierte Intendantin Dr. Merle Fahrholz präsentiert „Aalto:StartUp“ als neues innovatives Beteiligungsprojekt
  • Rückkehr der Abonnement-Reihen nach pandemiebedingter Pause

Dr. Merle Fahrholz, designierte Intendantin des Aalto-Musiktheaters und der Essener Philharmoniker, hat heute im Rahmen einer Pressekonferenz das Programm für die Spielzeit 2022/2023 vorgestellt. Zur Premiere kommen die vom langjährigen Intendanten Hein Mulders geplanten und vorbereiteten Neuproduktionen „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg“, „Lucrezia Borgia“, „Simon Boccanegra“, die Uraufführung „Dogville“ von Gordon Kampe sowie „Die Hochzeit des Figaro“. Die meisten Titel waren bereits in den vergangenen Spielzeiten angekündigt, mussten aber pandemiebedingt verschoben werden. „Ich freue mich sehr darauf, diese fünf Inszenierungen in meinem ersten Essener Jahr zu begleiten“, betont Dr. Merle Fahrholz. Als neues Angebot präsentiert sie das Projekt „Aalto:StartUp“, gefördert durch das Programm „Neue Wege“ des Landes NRW: Das Publikum ist hierbei in den nächsten Jahren dazu aufgerufen, sich an verschiedenen großen und kleinen Produktionen zu beteiligen. „Wie Kunst und Kultur in der Gesellschaft verankert sind, wie sie aussehen können oder sollen, das verhandelt jede Generation neu“, erläutert Fahrholz die Intention. „Mit Aalto:StartUp möchten wir dazu einladen, diese Fragen aktiv mit uns anzugehen – sei es auf der Bühne, hinter der Bühne oder im diskursiven Austausch.“ Die erste Produktion wird bereits im August 2022 Premiere feiern. Hierfür konnte die deutsch-iranische Komponistin Cymin Samawatie gewonnen werden, die in zahlreichen genreübergreifenden und interkulturellen Projekten unter anderem auch mit Mitgliedern der Berliner Philharmoniker und an der Komischen Oper Berlin arbeitete.

Endlich wieder angeboten werden können nach zweijähriger pandemiebedingter Auszeit die begehrten Abonnements. Neben den etablierten Reihen im Aalto-Theater gibt es zwei neue Angebote, die nicht nur zu Ballett- und Opernaufführungen, sondern auch zum Konzertbesuch einladen. Das „Abo für Neugierige“ beinhaltet drei, das „Abo für Passionierte“ fünf Abende.

Eröffnet wird die Saison am 24. September 2022 mit Richard Wagners romantischer Oper „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg“ unter der Leitung von Tomáš Netopil, der in seine zehnte und gleichzeitig letzte Saison als Essener Generalmusikdirektor geht. Der zweimal für den renommierten Theaterpreis „Der Faust“ nominierte Regisseur Paul-Georg Dittrich sorgte am Aalto-Theater bereits mit seinen spannenden Deutungen von Glucks „Orfeo|Euridice“ und zuletzt Bartóks „Herzog Blaubarts Burg“ für Aufmerksamkeit. Er zeigt Tannhäuser als Künstler, der sich auf eine Reise durch die Zeit und durch die Kunstgeschichte begibt und der sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart mit seiner Kunst revolutioniert und gesellschaftliche Konzepte infrage stellt.

Italienischen Belcanto vom Feinsten komponierte Gaetano Donizetti mit seiner Oper „Lucrezia Borgia“, die ab 26. November 2022 auf dem Programm steht. Das Melodramma über die legendäre italienische Fürstin (1480 bis 1519), die verdächtigt wird, eine intrigante Giftmischerin und Massenmörderin zu sein, ist erstmals am Aalto-Theater zu erleben. Ben Baur, der nach seinen Ausstattungen von „Ariodante“ und „Der Barbier von Sevilla“ am Aalto-Theater zu Beginn dieses Jahres mit Purcells „Dido and Aeneas“ sein Essener Regiedebüt feiern konnte, widmet sich nun also einer der faszinierendsten Frauengestalten der Historie. Am Pult der Essener Philharmoniker steht der junge Italiener Andrea Sanguineti, dessen eindringliche Interpretation von Verdis „Don Carlo“ (derzeit am Aalto-Theater zu sehen) mit großer Begeisterung aufgenommen wurde. Zuvor dirigierte er hier bereits „Carmen“, „La Bohème“, „Der Nussknacker“ und „Dido and Aeneas“.

Zum Beginn des neuen Jahres kehrt Tatjana Gürbaca nach Essen zurück: Die aus Berlin stammende Erfolgsregisseurin inszenierte am Aalto-Theater bereits „Lohengrin“ (nominiert für den Preis „Der Faust“) und „Der Freischütz“, jetzt widmet sie sich Giuseppe Verdis ebenso packendem wie düsterem Musikdrama „Simon Boccanegra“ (Premiere: 28. Januar 2023) und zeigt einen Außenseiter, der sich inmitten der labyrinthischen Machtgefälle zunehmend verirrt. Die musikalische Leitung übernimmt Friedrich Haider, Erster Gastdirigent des Aalto-Theaters.

Einen Höhepunkt der Spielzeit 2022/2023 markiert die Uraufführung von Gordon Kampes „Dogville“ am 11. März 2023. Die Oper basiert auf dem gleichnamigen monumentalen Film des dänischen Regisseurs Lars von Trier, in dem Nicole Kidman die Hauptrolle spielte. Im Zentrum der Geschichte steht die junge Frau Grace, die es in eine abgelegene Kleinstadt verschlägt und die ein düsteres Geheimnis mit sich herumträgt. Gordon Kampe hat lange an der Folkwang Universität der Künste gewirkt und sich längst als einer der wichtigsten Komponisten seiner Generation etabliert – davon zeugen nicht zuletzt der Förderpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung oder das renommierte Stipendium der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo. Musikalisch verantwortlich ist Tomáš Ne-topil, der diese Uraufführung maßgeblich mitinitiiert hat. Auf die Bühne bringen wird das in 18 Szenen komponierte Werk David Hermann, der nach seiner Inszenierung von Verdis „Macbeth“ 2013 an das Aalto-Theater zurückkehrt. Profilieren konnte er sich darüber hinaus etwa mit einem dreiteiligen Monteverdi-Zyklus an der Oper Frankfurt, mit „La Traviata“ an der Oper Zürich, „Lohengrin“ an der Staatsoper Nürnberg, mit einer Trilogie von Operneinaktern von Ernst Krenek an der Oper Frankfurt, für die Hermann 2018 mit dem International Opera Award in der Kategorie „Beste Wiederentdeckung“ ausgezeichnet wurde, sowie zuletzt mit Beethovens „Fidelio“ an der Deutschen Oper Berlin.

Zum sommerlichen Abschluss der Spielzeit steht am 13. Mai 2023 Wolfgang Amadeus Mozarts Opera buffa „Die Hochzeit des Figaro“ („Le nozze di Figaro“) auf dem Spielplan. Der niederländische Regisseur Floris Visser debütiert mit dieser Inszenierung am Aalto-Theater. Erfolge feiern konnte er unter anderem mit „Manon“ an der Oper Zürich, Così fan tutte“ am Moskauer Bolschoi-Theater, „Jenufa“ an der Staatsoper Hannover sowie jüngst mit „Hercules“ bei den diesjährigen Internationalen Händel-Festspielen in Karlsruhe. Tomáš Netopil verabschiedet sich mit dieser Produktion als Generalmusikdirektor und widmet sich damit noch einmal dem Komponisten, mit dessen Werk er sich in besonderer Weise identifiziert.

Wiederaufnahmen 2022/2023

Neben den fünf Premieren zeigt das Aalto-Theater elf Wiederaufnahmen. Auf die Bühne zurückkehren werden Charles Gounods „Faust“ in der Regie von Philip Stölzl (ab 9. Oktober 2022) und Dietrich W. Hilsdorfs Inszenierung von Verdis „Maskenball“ (ab 30. September 2022). Freuen darf man sich zudem auf ein Wiedersehen mit Johann Strauß’ Operette „Eine Nacht in Venedig“ (ab 5. November 2022; Inszenierung: Bruno Klimek), Verdis „La Traviata“ (ab 28. Dezember 2022; Inszenierung: Josef Ernst Köpplinger), Bellinis „Norma“ (ab 25. März 2023; Inszenierung: Tobias Hoheisel und Imogen Kogge), Puccinis „Madama Butterfly“ (ab 22. April 2023; Inszenierung: Tilman Knabe) und Bizets „Carmen“ (ab 3. Juni 2023; Inszenierung: Lotte de Beer). Zu erleben sind auch die beliebten Dauerbrenner der vergangenen Jahre „Yesterdate – Ein Rendezvous mit den 60ern“ (ab 8. Dezember 2022; Inszenierung: Marie-Helen Joël) und Mozarts „Zauberflöte“ (ab 15. Dezember; Inszenierung: Ezio Toffolutti). Auf dem Spielplan finden sich außerdem zwei Premierenproduktionen der laufenden Spielzeit: Mozarts „La finta giardiniera“ (ab 28. August 2022; Inszenierung: Ondřej Havelka) und Richard Strauss’ „Arabella“ (ab 10. Februar 2023; Inszenierung: Guy Joosten).

NEU: Projekt „Aalto:StartUp“

Das neue Projekt „Aalto:StartUp“ lädt dazu ein, die Zukunft des Musiktheaters aktiv mitzugestalten. Das Förderprogramm „Neue Wege“ des Landes NRW ermöglicht es dem Aalto-Musiktheater gemeinsam mit den Bürger*innen der Stadt und der Region, mit semi-professionellen Musiker*innen aller Stile sowie Mitarbeitenden des Aalto-Musiktheaters und der Essener Philharmoniker der Frage nachzugehen, wie das Musiktheater unserer Zukunft gestaltet sein kann sowie neue Erzählformen zu entwickeln. Die „Aalto:StartUp“-Kultur soll gekennzeichnet sein durch Offenheit, Lernwillen und die Bereitschaft, jede Überzeugung infrage zu stellen. Über drei Jahre hinweg werden jeweils zwei eigene Musiktheater-Inszenierungen pro Spielzeit erarbeitet; eine prozessorientierte Begleitung soll die mögliche Einbindung der Ergebnisse in den Alltag des Aalto-Theaters untersuchen. Die erste Produktion wird bereits im August 2022 Premiere feiern: Unter dem Titel „Aufbruch – A Merry Odyssey“ werden internationale semi-professionelle Musiker*innen gemeinsam mit Sänger*innen des Aalto-Musiktheaters und Mitgliedern der Essener Philharmoniker ein musiktheatrales Performance-Projekt erarbeiten, das in einem von Sascha Krohn konzipierten Rundgang durch Backstage-Räume des Aalto-Theaters führen wird. Die musikalische Leitung dieses Projektes wird die mehrfach ausgezeichnete Sängerin, Dirigentin und Komponistin Cymin Samawatie innehaben.

Mit dem Programm „Neue Wege“ fördert das Land Nordrhein-Westfalen die Profilbildung kommunaler Theater und Orchester. Die Steuerung von „Neue Wege“ erfolgt partnerschaftlich durch das Kultur- und Wissenschaftsministerium und das NRW Kultursekretariat Wuppertal. Das Sekretariat ist zugleich als Verbund zentrale Stimme der theater- und orchestertragenden Städte Nordrhein-Westfalens. Das Förderprogramm „Neue Wege“ ermöglicht – zusätzlich zur bestehenden Basisförderung des Landes für kommunale Theater und Orchester – weitere Initiativen, kreative Impulse und Projekte. Auf diese Weise können die Spielräume für nachhaltige künstlerische Qualität erweitert werden.

TUP-Theaterfest am 27. August 2022

Den Beginn der Spielzeit 2022/2023 feiern alle Theater- und Konzertsparten der Theater und Philharmonie Essen mit einem gemeinsamen Theaterfest! Im Mittelpunkt des Tages stehen insbesondere die Bereiche, die in der Regel nicht öffentlich zugänglich sind. Das Publikum kann sich mitnehmen lassen in die Welt des Theaters und der Musik. In den Räumlichkeiten der Philharmonie Essen und des Aalto-Theaters geben das Schauspiel Essen, das Aalto Ballett Essen, das Aalto-Musiktheater, die Essener Philharmoniker und die Philharmonie Essen einen kleinen Einblick in den Alltag hinter den Kulissen. Zu erleben sind etwa Kostproben aus den anstehenden Programmen, Einblicke in die Bühnentechnik und vieles mehr!

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