Nach Ukraine-Schock: Geschäftsklima in Nordrhein-Westfalen stabilisiert sich

­Nach dem starken Einbruch im Vormonat hat sich die Stimmung in den nordrhein-westfälischen Unternehmen im April wieder leicht aufgehellt. Das geht aus dem aktuellen NRW.BANK.ifo-Geschäftsklima hervor. Nach dem ersten Schock über den russischen Angriff auf die Ukraine zeigt sich die Wirtschaft demnach vergleichsweise robust.
 
Insgesamt ist das NRW.BANK.ifo-Geschäftsklima im April um 4,0 Saldenpunkte auf 4,5 Punkte gestiegen. Damit wurde der Einbruch vom Vormonat allerdings nur zu rund einem Viertel wieder wettgemacht. Das Plus ging fast ausschließlich auf gestiegene Geschäftserwartungen zurück. Nichtsdestotrotz ist eine große Mehrzahl der für das Konjunkturbarometer befragten Unternehmen weiterhin pessimistisch was ihre Geschäfte für die nächsten sechs Monate betrifft. Die aktuelle Geschäftslage verbesserte sich nur unwesentlich.
 
„Die Stimmung in der Wirtschaft hat sich auf niedrigem Niveau stabilisiert. Offenbar fällt es einigen Unternehmen in NRW leichter als gedacht, sich an die neue Lage anzupassen“, sagt Eckhard Forst, Vorsitzender des Vorstands der NRW.BANK. „Doch die vielen Konjunktursorgen – zum Beispiel um weiter steigende Energiepreise, fehlende Rohstoffe und gestörte Lieferketten – verunsichern die Unternehmen weiterhin sehr.“
 
Industrie: Stimmungsplus kann Rezessionsgefahr nicht bändigen
Nach dem Absturz im Vormonat hat sich das Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe jüngst wieder merklich verbessert. Vor allem die Erwartungen legten stark zu. Der Rückgang aus dem Vormonat konnte allerdings nicht ausgeglichen werden. Die weiterhin trüben Geschäftsaussichten der Industrieunternehmen signalisieren unverändert eine Rezession in der Branche. Hauptgrund sind die Materialengpässe, die im April ein neues Rekordhoch erreichten.
 
Dienstleister: Gastgewerbe profitiert von Corona-Lockerungen
Im Dienstleistungssektor hat sich das Geschäftsklima ebenfalls verbessert. Die Dienstleister waren deutlich zufriedener mit den laufenden Geschäften. Zudem blicken sie weniger pessimistisch auf die nächsten sechs Monate. Das stärkste Stimmungsplus gab es im Gastgewerbe, das von den Lockerungen der Corona-Beschränkungen profitierte. Aber auch die Logistik konnte sich von dem sehr starken Einbruch im Vormonat etwas erholen.
 
Handel: Preisdruck auf die Branche nimmt weiter zu
Im Groß- und Einzelhandel trübte sich die Stimmung ein. Sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen an die nächsten sechs Monate verschlechterten sich. Vor allem die Einzelhändler blicken sehr pessimistisch in die Zukunft. Dem Handel macht dabei der Preisauftrieb immer mehr zu schaffen. Im April mussten knapp 70 Prozent der Unternehmen ihre Preise erhöhen. Etwa 80 Prozent der Händler erwarten weitere Erhöhungen in den nächsten drei Monaten. Noch nie zuvor wurde ein höherer Preisdruck beobachtet.
 
Bauwirtschaft: Materialmangel bremst das Geschäft aus
Im Bauhauptgewerbe ist das Geschäftsklima auf den niedrigsten Stand seit fast zwei Jahren abgestürzt. Die Unternehmen waren merklich weniger zufrieden mit den aktuellen Geschäften. Die Erwartungen fielen auf den tiefsten Stand seit dem Jahr 1996. Auch im Baugewerbe stieg die Materialknappheit auf ein neues Rekordhoch. Zudem beschleunigte sich der ohnehin schon rasante Preisanstieg bei Baustoffen. Der Hochbau ist dabei etwas stärker betroffen als der Tiefbau.

Hintergrund
Das NRW.BANK.ifo-Geschäftsklima gibt Aufschluss über die wirtschaftliche Entwicklung in Nordrhein-Westfalen. Hierfür werden monatlich etwa 1.500 Unternehmen aus dem Bundesland zu ihrer aktuellen Geschäftslage und ihren Zukunftserwartungen befragt. Ihre Antworten werden exklusiv für die NRW.BANK ausgewertet.

Detaillierteres Zahlenmaterial finden Sie unter www.nrwbank.de/ifo.

Über NRW.BANK

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